Wo fange ich an? Ich war die letzten Tage echt nervös wie nie vor einer solchen Reise – schaffe ich das, hält die Ausrüstung durch, klappt das mit der Technik? Schließlich sollen es knapp sechs Monate auf Achse werden, das muss gut vorbereitet sein. Und genau damit bin ich nicht rechtzeitig fertig geworden. Die Vorbereitung der GPS-Tracks mit Recherche zu Campingplätzen und Lebensmittelversorgung unterwegs hat sich viel länger hingezogen als gedacht. Vor allem im Baltikum war das kompliziert. Zudem gaben ein paar notwendige Geräte im und ums Haus herum ihren Geist auf, es musste improvisiert und teilweise gerettet werden (eine unglückliche Kette aus Fischfutterautomat schmiss den FI im Haus, Stromausfall verursachte NAS-Absturz und PC-Boot-Probleme trotz gewisser Vorkehrungen). Mit einer Woche Verspätung bin ich nun aber doch losgefahren.
Nervös war ich (und bin ich immer noch ein bisschen) weil ich noch nie so viel Gepäck dabei hatte, was sich bei zwei Jahreszeiten (Frühling/Herbst und Sommer) nicht ganz vermeiden ließ. Zudem fielen die Mengen an Waschmittel, Handcreme und sonstigen (relativ) schweren Dingen (z.B. Wunddesinfektionsspray, Bärenspray) etwas größer aus als sonst. Ersatzteile wie Bremsbeläge (sonst vier Stück, jetzt sicherheitshalber acht) oder zwei Döschen WD-40 anstatt einem oder Plastikhandschuhe fürs Montieren sind auch mehr als sonst an Bord. Unterschiedliche Größe an Klamotten wegen erwartetem Gewichtsverlust mussten auch ein bisschen berücksichtigt werden (zwei Badehosen anstatt einer beispielsweise, haha).
Es dauert an jedem ersten Tourtag 1-2 Stunden bis man sich an das Gewicht und die träge Reaktion des Lenkers gewöhnt hat. Nach und nach fasste ich Zuversicht. Hey, ich liege gerade geduscht, gesättigt und trocken mit dem Notebook im Zelt während ich dies schreibe, bin also am ersten Ziel angekommen ohne dass Speichen oder gleich der Rahmen gebrochen sind. 🙂
Bei den Schauern hatte ich auch einen guten Riecher und konnte sie abwettern. Bushäuschen mit Blechdach erreicht, eine Minute später schüttete es bereits. Zelt aufgebaut, alles hergerichtet und verstaut, ab in die Dusche – Regenschauer geht los. Das Regenradar als App macht Radtrekking heutzutage echt angenehmer.