Motivation

Mit Kai in Norwegen (2012)

Mit Kai in Norwegen (2012)

Ein paar Gedanken zur Motivation für meine Radreisen

Zu Beginn ab dem Jahr 2007 war dieses Hobby einfach eine Möglichkeit mit meinem räumlich weit getrennt lebenden Bruder zusammen Urlaub machen zu können. Später – vornehmlich als ich 2010 mit den Solotouren begonnen hatte – kristallisierten sich verschiedene Motivationsfelder heraus. Diese möchte ich nachfolgend beschreiben…

Natur

Natur

Natur

Meine Radtouren führen mich an Naturschauplätze, zu denen man mit dem Auto oft kaum hinkommt. Wenn ich mich dazu überwinden könnte, dürfte ich in Skandinavien sogar direkt in den abgelegensten und schönsten Gegenden zelten (mag‘ ich aber nicht so gerne, bisschen Luxus muss sein). Aber auch so erarbeitet man sich auf diese Art der Reise so viele unvergängliche Eindrücke, die sich einem sonst kaum erschließen. Man ist mit dem Rad einfach näher dran als wenn man per Auto, Zug oder Flugzeug reist.

Abwechslung

Abwechslung

Abwechslung

Der Weg ist das Ziel! Vorausgesetzt man fährt nicht gerade kilometerlang einen Deich entlang ist jeder Kilometer anders als der vorhergehende: Es gibt so viele Kombinationen aus Landschaft, Wetter, Straßenbeschaffenheit, persönlichen Kontakten, Problemen, Eindrücken und Erlebnissen entlang der Straße, dass es einem selten langweilig wird. Jede Übernachtungsstelle ist anders, man trifft immer wieder unterschiedliche Leute. Den ganzen Tag wandern wäre mir zu langsam, da sieht man nicht genug Unterschiedliches. Mit dem Auto ist man zu schnell und sieht kaum Tiere und Pflanzen entlang des Wegs, man kann selten anhalten um Fotos zu machen oder einfach nur um die Natur zu genießen. Radfahren ist für mich das ideale Zwischending.

Sport und Bewegung

Sport und Bewegung

Sport und Bewegung

Leider kämpfe ich fast schon mein ganzes Leben gegen Übergewicht. Beim Rad-Trekking sind große körperliche Anstrengungen erforderlich, vor allem in von Bergen geprägten Ländern. Und 40 kg Gepäck verschärfen die Situation am Berg zusätzlich. So verlor ich auf längeren Touren bisher meist zwischen 10 und 15 kg Körpergewicht durch veränderte Ernährungsgewohnheiten und abnorm erhöhten Kalorienverbrauch. Ein positiver Nebeneffekt…
Darüber hinaus bestätigen tausende Studien die positiven Auswirkungen des Radfahrens auf die allgemeine Gesundheit und insbesondere auf Herz und Kreislaufsystem.

Abenteuer

Abenteuer

Abenteuer

Wenn man unterwegs nicht weiß, ob man das Ziel vor Einbruch der Dunkelheit oder überhaupt erreichen kann, wenn man abends nur noch einen Apfel zum Essen übrig hat und am nächsten Tag 30 km bis zum nächsten Einkaufsladen hat, wenn man seltene Tiere zu Gesicht bekommt, wenn man Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert ist, wenn man sich voll auf sein Material und seine körperlichen und mentalen Fähigkeiten verlassen muss – dann nenne ich das Abenteuer. Es kann so viel schief gehen unterwegs, was einen vor allem in dünn besiedelten Gebieten vor gewaltige Probleme stellen kann. Aber wenn man das (zum Teil mit wahren Adrenalinschüben) gemeistert hat, dann liegt man abends sehr zufrieden in seinem Zelt.

Fernweh

Fernweh

Fernweh

Eigentlich würde es reichen zu diesem Punkt einfach ein Bild zu veröffentlichen, das eine lange Straße bis an den Horizont zeigt. Man möchte wissen, was dahinter liegt…
Ich bin ein Mensch mit sehr romantischen Vorstellungen und Idealen – da passt Fernweh als Schwester der Sehnsucht und als eine Unterart von Weltschmerz gut ins Bild. 😉 Das Fernweh treibt wohl viele Reisende voran, und gestillt wird es wohl selten…

Einsamkeit

Einsamkeit

Einsamkeit

Einsamkeit bleibt mitunter nicht aus auf langen Reisen ohne Begleitung. Man trifft zwar – je nach Reiseroute, Jahreszeit und Wetter – schon immer wieder mal andere Reiseradler mit denen man sich austauschen kann, aber es bleiben doch meist recht oberflächliche Kontakte. Einsamkeit kann positiv oder negativ sein – manchmal mag und brauch‘ ich sie zum Nachdenken, zur Selbstreflexion und zum Nachtanken neuer geistiger und körperlicher Kräfte, manchmal fühlt man sich aber auch wirklich erbärmlich allein und wünscht sich man hätte jemanden Vertrautes zum Reden.

Freiheit

Freiheit

Freiheit

Ich liebe und genieße die Freiheit auf Rädern! Niemand schreibt mir vor wann ich wo sein muss und nur selten was ich wie zu tun habe. Ich kann selbst wählen, welche Strecke ich zurücklegen, wo ich hinfahren und wo ich abends übernachten möchte. Die zuvor geschilderte Einsamkeit kann durchaus auch zu einem unbeschreiblichen Freiheitsgefühl beitragen. Man fährt einfach, fährt und fährt. Meistens dauert es gar nicht lange und man fährt sich den Kopf frei und alle Sorgen und Probleme erscheinen gleich viel kleiner. Zu einem gewissen Grad ist Radwandern für mich auch Verarbeitung von Problemen, Therapie und Krisenbewältigung – und manchmal ist Freiheit einfach nur Freiheit durch den Wind, der einem um den Kopf pfeift und den Blick, der frei bis zum weiten Horizont wandert. Ich kann es nur jedem empfehlen das auch mal auszuprobieren!

Das Motto dieses Blogs

Not all those who wander are lost.“ – ein Vers aus J. R. R. Tolkiens Gedicht „All that is gold does not glitter“ aus dem bekannten Fantasy-Roman „The Lord of the Rings“ (für Interessierte hier eine Übersetzungsdiskussion samt Gedicht im Original).

Individualismus

Individualismus

Ich verstehe diese Zeile in einem romantischen Kontext – Romantik im Sinne der kulturgeschichtlichen Epoche, die geprägt war durch das Wander- und Reisemotiv in Verbindung mit Fernweh und Sehnsucht. Weitere aufkeimende Werte und Ideale dieser Zeit waren Individualismus, Freiheit, Unabhängigkeit und Liebe. Das passt alles bestens zu den oben genannten Schlagwörtern zum Reisen, vor allem zu meiner Art alleine mit Rad und Zelt durch die Welt zu fahren.
Aber die Zeit war gleichzeitig auch geprägt von der Lust am Unheimlichen (romantische Schauplätze sind oft Friedhöfe, Winter, Ruinen, Nacht, Dunkel und Tod), von unerfüllter Liebe, von politischer Gesellschaftskritik, Bitterkeit und Leid – man konnte auch schnell scheitern und unter die Räder kommen.

Schneewüste

Schneewüste

Diese beiden Pole fasst der Vers für mich perfekt zusammen: „Nicht alle die umherstreifen sind verloren.". Reisen kann unheimlich schön und erfüllend, aber auch hart und im schlimmsten Fall lebensgefährlich sein. Für Soloreisende wie mich gibt es dabei auch noch eine Metaebene: Alleine zu reisen kann einfacher, erholsamer und ebenfalls persönlich bereichernd sein, man hat außerdem viel Zeit sich mit sich selbst zu beschäftigen – wer damit klar kommt, für den ist es ein Gewinn. Es kann aber auch einsam sein und mit einem Gefühl der Isolation einhergehen – dann ist man verloren!

Symbol für (konservative) Ehe und Familie?!

Symbol für (konservative) Ehe und Familie?!

In meinem Fall gibt es sogar noch eine weitere Deutungsebene für das Tolkien-Zitat: Meine relativ konservativ eingestellte Familie würde mich als liberal und progressiv eingestellten Menschen wahrscheinlich auch als einen „gesellschaftlich Verlorenen“ bezeichnen, weil ich nicht so richtig in ihr konservatives von Ehe und Familie geprägtes Weltbild passe; ich hab‘ zwar nichts gegen eine feste und verlässliche langlebige Beziehung – ganz im Gegenteil, vorrangig Radfahrerinnen gesucht *g* -, aber Familie und Kindern kann ich momentan nicht so viel abgewinnen. Da ziehe ich das Reisen vor…

Ich bin also einer von denen, die andere mutmaßlich für verloren halten, bin es in meinen Augen aber nicht…
Aber vielleicht ändert sich diese beschriebene Einstellung ja auch vielleicht noch irgendwann einmal ganz plötzlich. Wer weiß das schon so genau?! 🙂

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