Ostseeumrundung 2025 komplett

Eigentlich sollte ich jetzt gerade irgendwo in Mittel- oder Nord-Schweden auf der Rückreise sein anstatt zu Hause diesen Blog-Beitrag zu schreiben.

Tja, wie fast überall war das Corona-Jahr 2020 nicht gut geeignet um lange geplante Reisen durchzuführen. Nein, wirklich nicht. Was das Radreisen angeht, war es sogar ein totaler Reinfall. Als ich Ende Mai los wollte, war die Grenze zu Polen dicht und alle Campingplätze geschlossen. Später waren diese teilweise geöffnet, aber oft nur für mehrere Übernachtungen. Also nichts für mich, der (fast) jede Nacht woanders ist. Wild campen ist aber ja auch nicht so meins. Noch später war die Lage unklar, was Quarantänebestimmungen in verschiedenen Ländern angeht. Es blieb also nichts anderes über als die große Ostsee-Umrundung abzublasen.

Stattdessen besuchte mich mein Bruder mit seiner Frau zu Hause für 3-4 Tage.

Danach ging’s an den Ratzeburger See zum Segeln, Kajak und Rad fahren (wo meine Mutter noch dazu stieß). Das war zwar kein Ersatz für eine viermonatige Radreise von 7.000 km, aber auch nicht so schlecht. 😉

Nach dem Urlaub blieb meine Mutter noch 2-3 Tage bei mir zu Hause.

Und nun läuft die letzte Urlaubswoche…

Wie geht’s weiter? 2021 wird es wegen Austausch der alten Gasheizung gegen eine moderne Wärmepumpe wohl keine Möglichkeit geben vier Monate zu reisen. Vermutlich reicht es gerade mal zu zwei Monaten Holland (da habe ich noch einen GPS-Track auf Lager). 2022 hat sich die Corona-Situation dann hoffentlich wieder soweit beruhigt, dass dann die große Ostsee-Umrundung nachgeholt werden kann…

Eigentlich sollte ich jetzt gerade irgendwo in Südschweden auf der Rückreise der Ostsee-Rundtour sein anstatt zu Hause diesen Blog-Beitrag zu schreiben.

So (in nur ganz leicht abgeänderter Form) fängt auch der Beitrag für letztes Jahr an, könnte man glatt kopieren. Auch dieses Jahr hat die Corona-Epidemie die Radfahrpläne komplett durchkreuzt. Mitte Mai hätte ich losfahren müssen, aber auch da waren immer noch Campingplätze geschlossen oder zu stark reglementiert und jede Woche hätten sich die Einreise- und Quarantänebedingungen der zu bereisenden Länder ändern können. Geimpft war ich zu der Zeit auch noch nicht. Also keine größere Radreise. Dabei hatte ich schon ein bisschen mit der Drohne geübt, die in Zukunft mitreisen soll:

Deshalb hatte ich mich schon Ende letzten Jahres entschlossen ein großes Gartenprojekt anzugehen und meinen 2000-Liter-Teich stark zu vergrößern (in Richtung Natur-Pool): Deutlich mehr Platz für Fische und Pflanzen und zudem eine Möglichkeit sich gelegentlich mal abzukühlen (das mit dem Klimawandel und den Hitzewellen wird sicher noch dramatischer werden) und – bei Verzicht auf Beinfreiheit – vielleicht sogar ein paar wenige Züge zu schwimmen. Schon im Winter ging es los…

Im Mai hat es dann (fünf Monate früher als geplant) ein neues teilelektrisches Auto gegeben, einen Skoda Superb iV Combi. Die Wallbox dazu wurde schon Ende März mit einer Speichererweiterung der PV-Anlage und Vorbereitung für die neue Wärmepumpe (statt Gasheizung) im Herbst montiert. Bisher bin ich über 4.000 km mit der Händler-Tankfüllung gefahren. Ansonsten (bis auf ca. 40 kWh) nur Strom aus der PV-Anlage. Eine deutliche Kosteneinsparung, vom eingesparten CO2 mal ganz abgesehen…

Inzwischen ist immerhin ein Teilabschnitt der Gartenneugestaltung erfolgreich abgeschlossen…

…und weitere Bauabschnitte haben Form angenommen:

Ein paar Tage Urlaub mit Freunden an der Ostsee waren aber auch noch drin; Zeit zum Radfahren, Baden und Kajakfahren.

Leider hat sich das Teichprojekt als viel zu umfangreich für Wochenenden und einen langen Jahresurlaub erwiesen. Zudem hatte ich mich am Ende des Urlaubs auch noch unglücklich verliebt wie seit Jahren nicht mehr, was stark negativ auf die Motivation für das Projekt, für kleinere Radtouren und ganz allgemein und generell durchgeschlagen hat.

Dann gab es doch noch einen kleinen Kontakt mit der Radtrekking-Welt, diesmal von der anderen Seite aus betrachtet. Die beiden jungen Damen machten so ne Mischung aus Radurlaub und Teleworking im Namen ihres Arbeitgebers. Eigentlich kein so schlechtes Modell, man darf reisen mit dem Rad und wird noch dafür bezahlt. Allerdings mussten sie auch einige Werbeveranstaltungen zwischendurch einlegen. 😉

Auch weil das Wetter dann ab August so schlecht war, ging es beim Teichbau nicht mehr wirklich voran. Es war dann absehbar, dass noch größere Bauphasen erst wieder nächstes Jahr bei trockenerem, wärmerem Wetter möglich sein werden. So ergaben sich dann Gelegenheiten kurzfristig mal mit dem Rennrad durchzustarten…

Das Minimalziel habe ich dann erst im September erreicht: Die ganze Erdvertiefung mal fluten. 🙂

Insgesamt passen die Höhen der einzelnen Komponenten wie Ufer, Überlauf und Dammdurchbruch, einige Nacharbeiten sind allerdings noch dieses oder nächstes Jahr erforderlich. Folie kleben (etwas zu wenig Höhe am Damm) geht zum Beispiel nur bei höheren Temperaturen, weil das Material sonst nicht weich genug ist um es faltenfrei zu bekommen.
Und dann soll das Ganze noch mit einer Mörtelschicht überzogen werden, zwei Stege mit ihren Befestigungen in Betonfundamente eingepasst werden und eine Holzterrasse gehört auch noch zu den Stegen. Genug zu tun im nächsten Jahr, so dass es im neuen Jahr wohl auch nur zu einer kleineren Radreise reichen wird. Die ursprünglich für 2020 geplante Ostseeumrundung wird wohl erst 2023 etwas werden. Bis dahin ist dann hoffentlich Corona europaweit unter Kontrolle und die erste DJI-Drohne mit ordentlicher Kameraauflösung und Vollausstattung hat hoffentlich die neue CE-Kategorisierung erhalten. 🙂

Wo fange ich an? Ich war die letzten Tage echt nervös wie nie vor einer solchen Reise – schaffe ich das, hält die Ausrüstung durch, klappt das mit der Technik? Schließlich sollen es knapp sechs Monate auf Achse werden, das muss gut vorbereitet sein. Und genau damit bin ich nicht rechtzeitig fertig geworden. Die Vorbereitung der GPS-Tracks mit Recherche zu Campingplätzen und Lebensmittelversorgung unterwegs hat sich viel länger hingezogen als gedacht. Vor allem im Baltikum war das kompliziert. Zudem gaben ein paar notwendige Geräte im und ums Haus herum ihren Geist auf, es musste improvisiert und teilweise gerettet werden (eine unglückliche Kette aus Fischfutterautomat schmiss den FI im Haus, Stromausfall verursachte NAS-Absturz und PC-Boot-Probleme trotz gewisser Vorkehrungen). Mit einer Woche Verspätung bin ich nun aber doch losgefahren.

Nervös war ich (und bin ich immer noch ein bisschen) weil ich noch nie so viel Gepäck dabei hatte, was sich bei zwei Jahreszeiten (Frühling/Herbst und Sommer) nicht ganz vermeiden ließ. Zudem fielen die Mengen an Waschmittel, Handcreme und sonstigen (relativ) schweren Dingen (z.B. Wunddesinfektionsspray, Bärenspray) etwas größer aus als sonst. Ersatzteile wie Bremsbeläge (sonst vier Stück, jetzt sicherheitshalber acht) oder zwei Döschen WD-40 anstatt einem oder Plastikhandschuhe fürs Montieren sind auch mehr als sonst an Bord. Unterschiedliche Größe an Klamotten wegen erwartetem Gewichtsverlust mussten auch ein bisschen berücksichtigt werden (zwei Badehosen anstatt einer beispielsweise, haha).

Es dauert an jedem ersten Tourtag 1-2 Stunden bis man sich an das Gewicht und die träge Reaktion des Lenkers gewöhnt hat. Nach und nach fasste ich Zuversicht. Hey, ich liege gerade geduscht, gesättigt und trocken mit dem Notebook im Zelt während ich dies schreibe, bin also am ersten Ziel angekommen ohne dass Speichen oder gleich der Rahmen gebrochen sind. 🙂

Bei den Schauern hatte ich auch einen guten Riecher und konnte sie abwettern. Bushäuschen mit Blechdach erreicht, eine Minute später schüttete es bereits. Zelt aufgebaut, alles hergerichtet und verstaut, ab in die Dusche – Regenschauer geht los. Das Regenradar als App macht Radtrekking heutzutage echt angenehmer.

Vor meinem geistigen Auge tauchte schon eine durchwachsene Rezension des heutigen Campingplatzes auf: Um 14:50 Uhr betrat ich die Rezeption und wurde wieder nach draußen gebeten. Öffnung erst um 15 Uhr las ich dann beim Rausgehen. Dachte mir noch so, in den meisten Fällen ging das bisher trotzdem. Naja. Dann holte er mich aber nur fünf Minuten später wieder rein und war dann ganz umgänglich und freundlich. Im Gegensatz zu der eher als Notunterkunft zu betrachtenden Bleibe gestern mit 19 Euro Gebühr erwies sich der Platz in Gartow als sehr viel besser (und mit 15,50 € sogar noch günstiger). Schon komisch, wie Preise manchmal eher entkoppelt vom Angebot entstehen, haha.

Heute hab‘ ich irgendwie vergessen genug zu essen. Ein Brötchen und 400 ml Milch sind nicht genug bis 15 Uhr, musste ich feststellen. Bin dann so auf einen Hungerast gekommen, dass ich mich total schlapp fühlte. Nach einem weiteren Brötchen und einem Ei wurde es dann besser. Hätte auch nicht gedacht, dass ich die zwei Liter Wasser auf die 66 km bei bewölktem und kühlem Wetter komplett verbrauchen werde. Dann fing erstmals an der Po weh zu tun – und mir fiel ein, dass ich vergessen hatte die von Herrn R. empfohlene Wund(er)salbe zu bestellen. 🙁 Naja, da muss man durch…
Gestern hatte ich schon festgestellt, dass erste Anzeichen von Sonnenbrand aufgetreten sind. Deshalb heute mal die Ohren eingecremt. Bin da leider sehr empfindlich, selbst obwohl die Sonne heute eigentlich nicht zu sehen war. Auch die Augen sind etwas ermüdet momentan.

Was mich freut: Meine dieses Jahr neu auf dem Anhänger aufgebrachten QR-Codes zu verschiedenen Seiten dieses Blogs wurden bereits mehrfach benutzt auf dieser Reise. Beim Einkaufen heute Morgen und heute Abend kurz vor dem Camping gab es auch schon erste nette kleine Gespräche. 🙂

Bei so viel netten Leuten, die ich jetzt schon getroffen habe, muss sich statistisch gesehen auch ein Idiot einfinden – heute habe ich ihn getroffen. Ich packte vor Netto am Fahrradplatz gerade meine Einkäufe vom Einkaufswagen in die Taschen um und belegte dabei natürlich 2-3 Fahrrad-Plätze. Um mich herum gab es aber genug Platz um Räder abzustellen. Da kommt er an, stellt sich demonstrativ mit seinem Rad hinter mein Gefährt und bäfft mich böse an: „Du blockierst hier alles!“. Ich bestätigte ihm, dass das stimme, das jetzt gerade eben nicht zu ändern sei und verwies freundlich darauf, dass gleich neben mir ein Platz frei würde.
Eigentlich hätte ich ihm sagen sollen (als er kurze Zeit später wieder raus kam): Jemand wie du, der vormittags um 10 Uhr als mutmaßlicher Frührentner mit Jogginghose nur sechs Bierflaschen kauft, der wird den restlichen Tag ja nicht mehr so viel vorhaben bzw. genug Zeit haben um kurz zu warten. 😉
Die Frau neben mir (auch gerade Einkäufe einpackend) schüttelte auch nur den Kopf über den Typen…

Ich grüßte die in ihrem Vorgarten beschäftigte Frau mit daneben sitzendem Hund freundlich beim Vorbeifahren. Da setzte sich der mittelgroße Kläffer in Bewegung und rannte mir wild bellend mal von links und mal von rechts ans Fahrrad. Wenn ich beim Fahren nach ihm getreten habe, dann ließ er kurz ab, nur um dann gleich wieder anzustürmen. Beinahe hätte ich die Töle versehentlich überfahren, weil er mir von links fast vors Vorderrad rannte. Kurz überlegte ich, ob ich es absichtlich drauf anlegen sollte, damit dieses Spiel aufhört. War mir dann aber zu risikoreich. Alternativ hatte ich den Gedanken, ob ich mein neues Tierabwehrspray griffbereit in der Rahmentasche mal ausprobiere. Da ich aber nicht weiß, ob das mehrfach verwendbar ist und ob nicht noch kritischere Situationen entstehen könnten im Verlauf der Reise (Bären in Finnland?), habe ich dann auch das verworfen und die Töle angebrüllt und wild gefuchtelt. Nach mehreren hundert Metern hat er dann von mir abgelassen. Die Frau rannte mir bzw. ihrem Hund hinterher, aber war längst außer Ruf- und Sichtweite.

Einmal mehr muss ich sagen: Der Hundeführerschein muss her und alle 2-3 Jahre erneuert werden. Muss ich für meine weit weniger gefährliche Drohne ja auch machen. Schließlich war das ein Versagen der Halterin: Ein so aggressives Tier gehört grundsätzlich angebunden!
Hoffentlich geht das nicht in der Frequenz weiter…

Morgens kurz vor Sonnenaufgang waren es heute 5 °C und ich habe in meinem Winterschlafsack (Komfort +2 °C) leicht gefroren. Das könnte aber auch daran gelegen haben, das meine neue nach 6-8 Jahren auf Garantie getauschte Therm-a-Rest NeoAir Xtherm NXT Max wesentlich verbessert wurde, ich das aber noch nicht ganz im Griff habe, haha. Die Matte hat jetzt endlich ein Ventil und der jetzt inklusive Pumpsack passt luftdicht und relativ abreißsicher zum Aufblasen darauf. Zwei wesentliche Verbesserungen. Zudem kann man mit dem Drehregler am Ventil gefühlvoll Luft ablassen, falls zu prall gefüllt. Ich kann das Teil nur empfehlen, auch wenn ich dafür kein Geld bekomme und auch wenn der Preis mit 250 € schon recht stolz ist. Dafür hat man eine lebenslange Garantie, die in meinem Fall der nach und nach undichter werdenden alten Matte griff: Die wurde nach Irland geschickt und einen Monat später kam das neue Modell kostenlos mit der Post.

Ich hatte vergessen die Ventilkappe zu schließen und lag die ganze Nacht auf der Matte, die nur durch das Ventil die Luft einigermaßen gehalten hatte. Dafür, dass der Verschluss offen war, hat es allerdings sensationell lange Stunden gedauert, bis so viel Luft entwichen war, dass ich mit dem Po den Boden berührte. Dann ist der Isolationswert der Matte natürlich auch sehr viel schlechter bzw. tendiert wahrscheinlich gegen Null. Ich werde heute nochmals testen; es sind 4 °C vorhergesagt…

Schon wieder ein Hundekiefer nur einen halben Meter von meinem Oberschenkel entfernt. Diesmal war das Maul glücklicherweise angeleint und kam deshalb nicht weiter. Und vormittags gleich nach dem kleinen Camping bellte mich in einem Meter Abstand ein Hund durch einen undurchsichtigen Zaun so laut an, dass ich erschrocken den Lenker leicht verzogen hab‘ und ein bisschen auf „Abwege“ auf dem schlechten Untergrund geraten bin. Naja, kann nur besser werden…
Dagegen bin ich völlig emotionslos, wenn der talfahrende Rennradler neben mir das Auto hinter mir anbrüllt, das diese Straße eigentlich nicht fahren darf, während ich mich den kleinen Berg hochquäle. So hat halt jeder andere Trigger und „Schmerzpunkte“. 😉

Im Grunewald standen heute die ersten etwas längeren Steigungen zwischen 1 und 5 % an. Wenn man es nicht eilig hat letztlich kein Problem. Eine Woche ist nun rum, und ich bin positiv überrascht, dass es bis jetzt weder einen Krampf im Zelt gab und auch keine wirklichen Beschwerden im Bewegungsapparat. Wenn ich mein Knie anfange zu spüren, dann wird konsequent der Gang gewechselt. Wie üblich hat sich eine Trittfrequenz um 70 Umdrehungen pro Minute als sinnvoll erwiesen.
7 Tage, 425 km zurückgelegt, im Schnitt 61 km pro Tag, genau im Soll. Allerdings sind es dem relevanten GPS-Track nach nur 378 km. Schon 47 km Abweichung von der eigentlichen Route nur durch Abstecher zu den Campingplätzen und zum Einkaufen, außerdem natürlich Umleitungen oder kleine „Verfahrereien“.

Sehr gefreut hat mich, dass bereits 125 € für meine Spendenaktion(en) eingegangen sind; danke liebe Kolleg:innen! Ich hab‘ nicht schlecht gestaunt, als ich heute die Bestätigung darüber von betterplace.org gemailt bekommen habe. So macht’s bei dem schönen Wetter gleich noch ein bisschen mehr Spaß. 🙂

Unterwegs habe ich den über 70jährigen Dietmar auf seinem Rennrad getroffen und wir sind ins Gespräch gekommen. Am Ende sind wir zusammen 10-15 km durch den Wald gefahren. Dabei hat er ein bisschen meinen Schnitt gehoben. Er hat früher bei Daimler in meiner Heimat gearbeitet (bevor er später in die Nähe von Berlin kam), das war dann ein Anknüpfungspunkt. Und natürlich die Radfahrerei. Er hat mir dann auch ein paar Details zur näheren Umgebung erzählt.
Als wir uns dann wieder trennen mussten, da hat er kurz noch meine Route abgecheckt: „Das kann man so machen.“. 🙂 Dann hat er mir noch auf den Rücken geklopft und alles Gute für meine Tour gewünscht. Ein sehr sympathischer, feiner, netter Mensch. Solche Begegnungen machen das Radwandern auch für mich aus, auch wenn sie nur flüchtig sind.

Gestern gab es dann die erste Debatte über Zukunftstechnologien mit einem bestimmten „Klientel“. Da hatte ich ja etwas Bedenken vor, deswegen fahre ich hier in den Landkreisen mit teils über 40 % der Stimmen für die AfD bei der Bundestagswahl nicht mit der Europa-Flagge on top am Anhänger, so wie ich das sonst in Deutschland immer mache. Einfach aus Angst vor aggressiver Stimmung und Vandalismus. Gestern lief die Debatte über Sinn und Unsinn von PV-Anlagen, Wärmepumpen und E-Autos bereits auf der Terrasse des Marina-Restaurants als ich da mit rein geraten bin. Wenn ich totalen Unsinn höre, dann kann und will ich das auch nicht stehenlassen. Aber als ich dann feststellte, dass man mit solchen Leuten eben einfach nicht sinnvoll und faktenbasiert reden kann, bin ich ausgestiegen und hab‘ mit dem anderen PV-Anlagenbesitzer weiter geplaudert. Wenn jemand steif und fest behauptet, das E-Auto vorwärmen würde die Hälfte der Reichweite kosten, dann ist das halt absoluter Quatsch. Selbst bei meinem ineffizienten Hybriden und ohne Wärmepumpe hat das nur eine, maximal zwei kWh gekostet. Das entspricht dann vielleicht fünf oder maximal 10 km weniger Reichweite, sofern man keine eigene Wallbox hat. Das ist nicht erwähnenswert bei einem E-Auto, zumal man dann ja auch den Zusatzkomfort des warmen Autos hat, den es beim Verbrenner nur mit teurer Standheizung gibt. Da war halt jemand mit sehr viel Meinung und wenig Wissen lautstark unterwegs. Aber harmlos an sich.

Heute ist mir dann allerdings schon den ganzen Tag über eine gereizte Grundstimmung in der Bevölkerung aufgefallen. Vielleicht ist das mein Bestätigungsfehler (confirmation bias – was man erwartet, erlebt man dann auch), aber ich habe heute Autofahrer erlebt, die sich durchs offene Fenster anbrüllen, zwei Frauen gifteten sich im Supermarkt an, weil die eine mit ihrem Einkaufswagen kurzzeitig die andere blockierte, und mich hat einer auf einem vierrädrigen Gefährt entgegen kommend unschön angebrüllt, weil wir uns auf dem für Fahrräder freigegebenen Fußgängerweg begegnet sind und es etwas eng wurde. Dabei hätte der auf der anderen Straßenseite auf dem Fußweg fahren müssen, ich war da klar im Recht.
Mag sein, dass hier viele so sind, weil der Landstrich wirklich abgehängt erscheint (heute schon wieder ein kleiner Campingplatz mit Latrinenpump-LKW am Werk), aber muss man dabei so aggressiv sein? Gut, es gab auch nette Leute, die mich gegrüßt haben, aber irgendwie holt mich die Gegend hier nicht ab…morgen geht’s nach Polen. Mal sehen, wie das wird.

So, das erste Mal mehr als nur ein paar Kilometer in Polen. Man fühlt sich etwas unsicher: Neue Währung beschaffen (mit ordentlicher Gebühr am Automaten), man versteht kein einziges textbasiertes Schild mehr und die Radwege sind (falls vorhanden) zum Teil sehr erratisch. Enden einfach im Nichts und führen wegen hohem Bordstein unweigerlich weg von der eigentlichen Hauptstraße, da kann man dann nur später wieder auf die Straße wechseln und zurück, bis man an der eigentlichen Straße ist, dort ein Stück entlang im Autoverkehr und dann kommt von rechts plötzlich wieder ein Radweg.
Generell ist die Ausschilderung oft nicht so toll, so dass man beispielsweise nicht so genau weiß für welchen der beiden Wege das Radschild jetzt gilt (und welches der Fußweg ist). Naja, wird sich noch geben…

Anderer Fall, eine Brückenüberquerung. Da war zwischen einer Autobrücke und der Zugbrücke noch ein Weg den Berg hoch, halb verwildert. Laut meiner App aber ein Weg, der zu einer Brücke führen sollte. Hat er auch, aber ein Radwegschild war weit und breit nicht zu sehen. Es bleibt vieles der eigenen Intuition überlassen – das ist man als Deutscher im Straßenverkehr nicht gewohnt. 😀
Bei der Gelegenheit kam ich an einem seltsamen Szenario vorbei: Auf der Brücke mit der halb zugewachsenen Fahrbahn voller Betonkanten und Löcher stand ein Motorradpolizist, der hatte wohl zwei Poser-Autos (eines aus Deutschland, das andere aus Norwegen) mit zwei jungen Typen drin kontrolliert. Ich frage mich, wie die da hin gekommen sind, bei der Straße mit den (tiefergelegten?) Schlitten.

Heute tröpfelte es ganz unerwartet als der Wecker klingelte und ich wie immer Schlafsack, Kopfkissen und Isomatte packfertig machen wollte. Angesagt war nichts im Wetterbericht. Weitermachen oder abwarten? Die sich ständig stellende Frage. Ich machte weiter und es hörte wieder auf. Dafür blieb das angesagte Gewitter nachmittags aus. Allerdings regnet es jetzt schon länger immer wieder, was auch nur kurzzeitig angesagt war. Mir aber gerade egal, ich habe nach der Ankunft geduscht, dann im Zelt gegessen und schreibe jetzt im Trockenen. Der Preis dafür heute: 30 Zloty, also umgerechnet 7 Euro. Hier wurde ich erstes Bargeld los (in Euro hätte ich 8 bezahlt, er konnte aber nicht herausgeben). Das entlastet die Reisekasse, vor allem wenn ich an das teure Skandinavien im zweiten Teil der Reise denke, aber irgendwie würde ich auch gerne 10-15 € mehr für ordentlichen Service und gute Ausstattung zahlen. 🙂

Ton an – so geht das immer wieder die letzten Tage, auch nachts an den Campings. Zum Glück funktionieren die unterwegs gekauften Ohrstöpsel sehr gut ohne zu drücken.

Gepostet von Steffen Hartmann am Freitag, 2. Mai 2025


Heute habe ich Frau und Herr R. (mein Mitfahrer letztes Jahr in Dänemark) getroffen. Sie machen gerade Urlaub auf Usedom und hatten im Vorfeld erkannt, dass meine Tour in der Nähe vorbeiführt und sie zum gleichen Zeitpunkt dort sind. Herr R. hatte mich dann vor ein paar Tagen angefunkt und so fuhren wir uns heute mit den Rädern entgegen. Eine gemeinsame Mahlzeit und kleines Geleit bis an die Ostseeküste schlossen sich an. Voll cool: Herr R. hatte in meinem Blog gelesen, dass ich vergessen hatte die von ihm empfohlene Po-Salbe zu bestellen. Jetzt hat er mir eine Tube mitgebracht. Danke dir!
Zwar habe ich dieses Jahr seltsamerweise viel weniger Probleme als sonst mit dem Hintern, aber bei der Dauer dieses Jahr gehört da vielleicht schon mal gelegentlich ne ordentliche Salbe hin. 😉

Von gestern auf heute war ich auf einem Mini-Camping, geführt von einer älteren netten Deutsch sprechenden Dame. Eine große ältere Villa, die unten ausgebaut war mit 4 Duschen und drei WCs (plus Außen-WCs). Gepflegtes Grundstück, mein Zelt stand neben verblühenden Kirschbäumen. Warmwasser inkl. für 10 Euro. Es war ruhig und ich habe super geschlafen. Kein Vergleich zu gestern. Und kein Dackel, der aufs Camping-Gelände kackt.
Eigentlich wollte ich noch abends aufs WC, aber da Regen einsetzte und ich Zähne schon geputzt hatte, bin ich einfach eingeschlafen. Inzwischen klappt das besser als zu Beginn der Tour. Auch wenn ich immer noch oft zwischen 5 und 6 Uhr aufwache. Irgendwie scheint mein Körper trotzdem genug Energie zu haben. Selbst wenn es mit 10-12 °C Maximum so kalt (und teilweise regnerisch) ist wie heute.
So, jetzt muss ich aber eine Dusche nehmen und ins Zelt umziehen, es wird einfach zu kalt draußen wenn die Sonne weg ist…

Gestern hatte ich mir ja eine Pizza gegönnt unterwegs. Man ist schon aufgeschmissen, wenn man die Sprache nicht kann. Ist dann mühsames Try & Error: Erst hab‘ ich mich hingesetzt und wartete ne Weile. Dann ging mir auf, dass das mit Selbstbedienung ist. Dann hab‘ ich mich über die Essensausgabe zur anderen Ausgabe zur Bestellung durchgefragt, da konnte zum Glück jemand ein paar Brocken Englisch. Pizza Hawai ist ja auch international, haha. Dann bekam ich einen Beleg mit Nummer 52 drauf. Nach ein paar Minuten fragte ich mich, wie ich denn jetzt das Ausrufen der Nummer mitbekomme und hab das mal durch den Übersetzer auf dem Smartphone gejagt. Fünf Sekunden nach dem (mehrmaligen) Vorlesen lassen hörte ich was ähnlich klingendes. War tatsächlich mein Essen. 🙂

Da ich heute mit Unterbrechungen geschlafen habe (Blase gewinnt auch gegen 1 °C draußen, haha, dann wärmer angezogen und sobald die Sonne raus kam wieder was ausziehen müssen), bin ich spät losgekommen. Bevor ich zwei Kilometer voll hatte, hatte ich auch gleich in nem polnischen Supermarkt die Tagesration eingekauft. Danach auch gleich Frühstück. Als Folge hatte ich um 12 Uhr mittags noch keine zwei Kilometer auf dem Tacho. Trotzdem habe ich bis 17:30 Uhr dann noch die knapp 60 km geschafft. Der Untergrund ist weiterhin gemischt bis sehr gut, da kann man verlorene Zeit oft wieder reinholen.
Und nun geht es gleich unter die warme Dusche, die hab‘ ich mir verdient. 🙂

Erst dachte ich, ich hätte die volle Auswahl an Campings: Fünf Stück in Rowy. Nachdem ich bei zweien war, beide erst ab Juni geöffnet. Dann kam ich zum dritten, da war kurz vor mir ein anderer Reiseradler angekommen (den ich zuvor schon gesehen hatte) und der Platzbesitzer kam gerade dazu. Er erklärte dann, dass seine Garage nicht auf- oder ausgeräumt sei und empfahl uns nebenan ins Hotel zu gehen. Das hab‘ ich erstmal nicht auf die Reihe gebracht – mir ist dem seine Garage doch egal?!
Es klärte sich dann auf, dass der Kollege ihn zuvor angerufen und gefragt hatte, ob er irgendwo drinnen schlafen könnte (z.B. Zelt in Garage) wegen der Kälte und er dachte, wir würden zusammen gehören. Da war ich ja beruhigt, ich hab‘ meine beiden Schlafsäcke dabei und die Rückfrage nach warmer Dusche wurde positiv bestätigt. Also bleibe ich hier (auch wenn es kein Klopapier gibt und man keine elektrischen Geräte anschließen soll).

Die Kälte hat aber auch ihre Vorteile: Keine (beißenden oder stechenden) Insekten und Getränke bleiben schön kühl. Auch Käse und Wurst lassen sich problemlos über 2-3 Tage verbrauchen.

Heute an meinem Geburtstag halte ich es kurz, denn mir läuft die Zeit davon (noch nichts zu Abend gegessen): Hab‘ heute einen super Campingplatz erwischt, bin der einzige Gast und kann nach Lust und Laune tun und lassen was ich mag, ohne dass ich jemanden störe oder mich jemand stört. 🙂 Da mache ich doch gerne morgen einen Pausentag!

Heute Pausentag in Leba. Erstmal Handwäsche gemacht in einem Waschbecken ohne Stöpsel, was nicht ganz einfach war, weil das Wasser mit meinem Handtuch gestaut werden musste. Bei Lidl habe ich dann eingekauft und mir danach das Städtchen angesehen. Das Ehepaar, dem ich mit Hand und Fuß gestern vor dem Polo Market meine Deutschland-Niedersachsen-Fahne erklärt hatte, rief mir von weitem zu und winkte. Das war nett.

Den Rat eines Schulfreundes befolgend habe ich mir ein paar dieser Ramschläden angeschaut um eine kleine Wasserpistole gegen Hunde zu besorgen. Der erste Verkäufer ging nach hinten (als wir uns per App verständigt hatten) und brachte ein ganzes Arsenal an Pump Guns, haha. Alle viel zu groß. Im dritten Laden ließ ich mir dann eine kleine Wasserpistole für 5 Zloty andrehen. Spoiler: Hat dreimal gespritzt, dann kaputt. Ramschware. Aber wenigstens konnte ich dort einen Gürtel erstehen, denn es hat sich gezeigt, dass die etwas feinere Radhose (zum Ausgehen ohne Po-Polster) doch schon ziemlich rutscht – und das wird noch deutlich schlimmer werden. 🙂

Danach die Wäsche abgehängt, die schon fast trocken war durch den Wind und dann fielen auch schon die ersten Tropfen. Eigentlich hatte ich mir schon ne Pizzeria und alternativ ein anderes Restaurant ausgeguckt, aber bei Regen hab‘ ich jetzt nicht viel Bock den Campingplatz zu verlassen. Zudem hab‘ ich noch zwei Brötchen, das reicht vollkommen für heute aus.

Bezahlen konnte ich heute auch, denn die Rezeption hatte nun tatsächlich offen bzw. ich fand jemanden im Nebengebäude; der erste Camping in Polen, der die zuvor gekaufte Camping Key Card akzeptierte (1,20 € Rabatt für beide Nächte). Insgesamt der beste Campingplatz bisher! Ich freue mich schon auf die heiße Dusche nachher. Und hat nur 7,20 € pro Nacht gekostet. Echt erstaunliche Preise.

Die Sanddüne hab‘ ich mir geschenkt. Hatte wenig Zeit und hätte wohl auch wieder Eintritt gekostet. Habe solche Dünen schon in Dänemark und Frankreich gesehen, das reizt mich jetzt nicht so, zumal das Wetter schlecht ist und ich gestern schon genug Sanddüne auf ein paar wenigen Teilabschnitten des Radwegs hatte. 😉

Wenn mich wunschliste.de nicht mit einer E-Mail auf die Ausstrahlung einer neuen Folge einer Serie hingewiesen hätte, dann hätte ich heute völlig verpeilt, dass schon Samstag ist und ich beim Einkaufen auch für Sonntag vorsorgen muss. Wobei, so ganz schlimm wäre das hier nicht, es gibt hier viele „Sklep“ (übersetzt wohl Kaufladen), das sind so kleine Tante-Emma-Läden, die auch sonntags und an Feiertagen offen haben. Gefühlt sogar eher da, weil ich sehe an normalen Wochentagen zu normalen Uhrzeiten auch viele geschlossene Skleps.

Interessant finde ich, dass sich nur sehr wenige Polinnen und Polen für meine Tour interessieren. In Deutschland wurde ich beispielsweise beim Einkaufen viel häufiger darauf angesprochen. Vielleicht Verständigungsprobleme? Meiner bisherigen Erfahrung nach wird sehr wenig Englisch gesprochen. Aber dafür gab es schon einige Fahrrad-Freaks, die sich für meinen Anhänger im Speziellen interessierten. Vor allem das seitliche Neigen meiner beidseitig an der Radnabe aufgehängten Anhängerkupplung scheint sie zu faszinieren. Zwei von denen hörten gar nicht mehr auf Polnisch zu reden, obwohl ich ihnen in Deutsch und Englisch klar gemacht hatte, dass ich kein einziges Wort verstand. 😉

Das motiviert doch gleich zum Wochenstart, wenn eine Benachrichtigung von betterplace.org kommt: Erneut haben in der vergangenen Woche zwei Kollegen eine Spende für meine Benefizaktion dagelassen. Danke.
Ich hatte am Ende der Woche tatsächlich abends im Zelt mal Zeit Kultur zu genießen: Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“, bearbeitet für kleines Orchester zum Tenor. Ein Genuss. Danach schnell die Ohrenstöpsel rein, weil ein paar junge Erwachsene lautstark Billard in der Camping-Kneipe spielten…

Heute lief es irgendwie nicht so gut. Zuerst ziepte die Beinmuskulatur und nachmittags hatte ich dann einen ganz unangenehmen Druckpunkt in der Mitte der linken Hand. Naja, waren auch ein paar Höhenmeter und teils Gegenwind. Morgens war ich mit der langen Hose richtig angezogen bei 8 °C, nachmittags mit Sonne war es aber doch mal wärmer als seit Tagen. Bisschen zu warm dann. Jetzt sitze ich vor dem Zelt und tippe diese Zeilen und die Finger frieren schon wieder. Heute Nacht war die Temperatur nahe dem Gefrierpunkt, aber die Kombination beider Schlafsäcke war super, da hat sogar der langärmelige Pyjama ohne weitere im sowieso schon engen Schlafsack störende Kleidungsschichten gereicht.

Manchmal passieren mir kleine Unachtsamkeiten, wo ich annehme, der erste Gedanke wäre der richtige. Als ich die Fähre da an der Kaimauer liegen sah mit schon ein paar Passagieren drauf, beeilte ich mich noch mitgenommen zu werden. Als ich näher kam, sah ich, dass das Schiff offensichtlich schon nicht mehr festgemacht war und ein halber Meter Abstand zwischen Schiff und Land war. Da machte das Schiff Anstalten näher zu kommen und der Mann schob die Gangway raus. Oh, wie nett, dachte ich, jetzt haben sie extra wegen mir nochmal den halben Meter umgedreht. Dann brummelte der Mann etwas und fuchtelte mit der Hand. Da realisierte ich, dass die Fähre gerade erst am Anlegen war. Oh, wie peinlich, der Deutsche will zuerst einsteigen bevor die anderen ausgestiegen sind. So was in der Art muss der Mann wahrscheinlich gedacht haben. Nach dem missglückten Ablegen (als ich meine Optionen auf der Karte durchgegangen bin) erklärte er mir aber noch freundlich, dass irgendwo ein Bus abfahre um Leute über die Autobahnbrücke zu bringen. Das war mir dann aber doch zu viel Abenteuer an einem Tag.

Mein Körper schickte heute die ersten Warnzeichen, dass er sich gestresst und angestrengt fühlt. Da passt es gut, dass ich für heute und morgen zwei kurze Etappen mit ca. 45 km geplant hatte. Kommt mit den nächsten Pflicht-Campings wegen größerer Entfernungen gut hin, also die Strecke bis zum kommenden Pflicht-Camping in zwei Etappen zu unterteilen. Kam heute auch schon an dem Mini-Camping vorbei, wo ich morgen hoffentlich auf dem Rückweg von der Frischen Nehrung runter unterkomme. In die andere Richtung geht ja nicht, in ca. 15 km beginnt die unsägliche Diktatur Russland, die ebenfalls Arbeitslager, Folterkeller und sieben Jahre Knast für das Hochhalten eines weißen Blatt Papiers kennt.

Witzig, während ich den Bericht für heute fertig stelle, bekomme ich eine E-Mail: Neuer Kommentar am Bericht von gestern. Es sind die Nachbarn im Wohnmobil neben mir, die ich noch nicht gesehen habe, die aber wohl meinen Anhänger mit der Internetadresse gesehen haben. 🙂
So, jetzt gibt’s noch was zu essen…

Ab morgen verlasse ich die Ostsee für längere Zeit, heute die letzten Bilder von der Frischen Nehrung (morgen noch ne Zeit am Frischen Haff entlang, wo sich Anfang 1945 im Winter auch Flüchtlingsdramen auf dem gefrorenen Wasser unter russischem Bombardement abgespielt haben).
Insgesamt kann ich sagen, die Strände sind traumhaft, sauber (zumindest jetzt in der Vorsaison) und endlos. Die Campingplätze dagegen, naja. Günstig waren sie alle für deutsche Verhältnisse, aber bis auf zwei auch eher unteres Niveau, teilweise abenteuerlich. Für einen Radwanderer okay, besser als wild zelten allemal, aber auf keinem der Plätze hätte ich gerne eine weitere Nacht verbracht (außer den zweien, und selbst da – als ich den Pausentag machte – gab es Punktabzug wegen nicht regulierbarem brühheißem Wasser an den Waschbecken). Jetzt bin ich mal aufs Landesinnere gespannt; ich rechne ja mit noch weniger Komfort, aber vielleicht werde ich ja überrascht.

Heute ist durch den Dauerregen bei Ankunft alles anders, gerade schüttet es sogar. Glücklicherweise gibt es eine (wenn auch kühle) Küche, da sitze ich nun halb nass und schreibe. Das Zelt konnte ich in einer Regenpause aufbauen, aber wenn ich jetzt die ganzen Sachen reinbringe, dann sind die nass. Aufhören soll der Regen erst in zwei Stunden, weiß gerade nicht, was ich machen soll. Vielleicht doch duschen? Aber danach wieder (mit anderen Klamotten) nass werden ist auch doof. Naja, ich hab‘ mal was gegessen und eben den Blog-Beitrag für heute schon erledigt. Glückliche Fügung: Ich habe heute Toastbrot gekauft (für Sonntag, gab nicht viel Auswahl) und es gibt hier tatsächlich einen Toaster. Mal sehen, vielleicht mache ich morgen einen Pausentag. Bin gerade wenig entscheidungsfreudig…

Der Camping in Elblag war okay, für 7,50 € allemal; es gab‘ eine Küche zum Reinsitzen, da habe ich heute sogar mal vor der Abfahrt gefrühstückt und mein Toastbrot getoastet. Hier war auch viel los, viele Wohnmobilisten. Ich denke aber, dass die nicht alle die beiden WCs benutzt haben, sonst hätte das zu größeren Problemen geführt. Das wird wohl noch mehr werden, da heute irgendein Camper-Treff sein soll. Ich hab‘ dann lieber das Weite gesucht, zumal das Wetter heute ganz in Ordnung war (kühl, aber mit den ersten größeren Steigungen von 0 auf 150 m und 100 m gab’s auch was zu tun). Der Regen war morgens zum Glück vorbei und bekam spätabends schon Lücken. Zum Glück auch da eine, als ich feststellte, dass ich alles zum Abendessen im Zelt hatte, nur das Besteck lag noch in der Lenkertasche im Anhänger. Ärgerlich im Nieselregen, denn mit jedem „Zeltausstieg“ holt man sich mehr Feuchte ins Zelt…

Das Wohnmobil-Pärchen aus dem Vorort von Danzig hat mich wieder getroffen. Er hat mich angesprochen und ich hab‘ ihn nicht wieder erkannt. Mein Personengedächtnis, peinlich. Erst als er nach ner Weile das Kennzeichen ST nannte, da war sofort alles wieder da. 😉 Vielleicht lag’s aber auch einfach daran, dass man viele Leute trifft unterwegs und nicht damit rechnet sie auch ein zweites Mal zu sehen. Falls ihr das lest, nochmals sorry. 🙂

Liebe Polinnen und Polen, das hättet ihr gestern aber schon wesentlich besser hinkriegen können!?! 30 % für einen rechtspopulistischen und 15 % für einen rechtsextremen Präsidenten. Das geht gar nicht! Bei der Stichwahl bin ich schon nicht mehr im Land, aber wählt gefälligst ordentlich und nicht so nen rechten Scheiß. So, diese deutliche Worte mussten mal sein.

Dafür bin ich heute nett von einem älteren Mann als einziger Gast auf seinen Campingplätzchen (siehe Strava-Bilder) per Handschlag begrüßt worden. Er konnte ganz gut Deutsch und wir haben uns ein bisschen unterhalten. Während ich bei ihnen im Haus im Keller geduscht habe, haben sie mir etwas Brot und Sülze hingestellt. Echt nett, fast ein bisschen familiär hier. 🙂

Heute kein großer Einleitungstext, es fliegen die ersten Stechmücken umher. Das ist halt wieder der Nachteil, wenn es wärmer wird. Duschen, bisschen Tourenplanung, Nachrichten lesen, essen und schlafen. Viel passiert da heute eh nicht mehr. Wäsche abhängen nicht vergessen. 🙂
Ach ja, es fällt auf, dass viele Leute unterwegs plötzlich phonetisch mit „Hi“ grüßen anstatt mit „Dzień dobry“ seit ich die Küste verlassen habe.

Angefangen hat der Tag mit schönstem Sonnenschein und angenehmen 20 °C bis zur Nachmittagszeit. Dann musste ich den Blick immer öfter sorgenvoll in den Himmel und aufs Regenradar lenken. Das aufziehende (und gar nicht vorhergesagte) Gewitter konnte ich unter einer Brücke mit einer riesigen Pfütze abwettern, hab‘ nur ein paar Tropfen abbekommen. Die Blitze waren auch nur auf dem Regenradar zu sehen, aber es donnerte von allen Seiten. Zwei Autos kamen in der Zeit auf dem schlechten Weg vorbei: Ein Volldepp bremste kaum ab und heizte unter der Brücke durch, die Schlammspritzer verfehlten mein Fahrrad nur knapp. Der andere fuhr Schritttempo und grüßte.

Dann hatte ich eine halbe Stunde bis zum nächsten Schauer und nutzte die Zeit. Ab da nur noch asphaltierte Straßen mit Full Speed um dem Regen davon zu fahren. Hat ziemlich lange geklappt, dann sagte das Regenradar Kollision voraus. Auf einem Spielplatz fand ich eine große Hütte und aß dort etwas. Es kam nur dann gar kein Regen, so was aber auch. Dann bin ich weiter und blieb heute wider Erwarten so gut wie trocken unterwegs in diesen zehn Stunden auf der Straße.

Nun bin ich also an der Masurischen Seenplatte angekommen. Für eine Seenplatte ist es ganz schön hügelig hier: Auf etwas über 60 km fast 500 Höhenmeter heute. Heute lief es trotz einer Stunde Schauer aussitzen besser als gestern, obwohl ich gestern Abend beim Zeltausstieg beinahe einen Oberschenkelkrampf bekommen hätte und heute die Beine zu Beginn schwer waren. Manchmal stellte ich sogar erstaunt fest, wie mühelos sich 2 % Steigung fahren ließen.

Das liegt vielleicht auch ein kleines bisschen daran, dass sich gestern meine Genauigkeit (die mir sonst manchmal eher im Weg steht) als Glücksfall herausgestellt hat: In einer Stadt verließ ich laut GPS-Track den Marktplatz seitlich um eine Kirche zu umrunden. Dort hätte sich eine Abkürzung angeboten um wieder auf den eigentlichen Radweg zu kommen. Aber – genau wie ich bin – fuhr ich den GPS-Track aus und zurück auf den Marktplatz. Dort kam ich an einem Fahrradladen vorbei, worauf ich seit einer Woche wartete. Der Mann am Eingang konnte zwar kein Wort Englisch oder Deutsch, aber das internationale Zeichen für Luftpumpe ist zum Glück eindeutig. 🙂
So bekam ich 1 bar frische Luft in alle vier Reifen. Zumindest das Abrollen über niedrige Bordsteine fühlte sich gleich härter an, sehr schön. Läuft wieder mit weniger Rollwiderstand…trotzdem überlege ich, ob ich morgen mal einen Pausentag einlege um die Beine zu schonen…

Meine Nabenschaltung muckt leider bisschen rum. Immer wieder mal rutscht der Gang beim Treten kurz durch und man sackt so ne viertel Kurbelumdrehung ins Leere mit den Beinen. Das letzte Mal musste sie zu Rohloff eingeschickt und die Ansteuerungspunkte neu justiert werden. Ich hoffe, die sonst sehr zuverlässige Gangschaltung hält noch ca. 6.000 km durch. Trat schon nach ca. einer Woche auf, ist aber bisher glücklicherweise nicht viel schlimmer geworden.

Es ist jedes Mal wieder nervig, wenn ein Land eine eigene Währung hat und man dieses Land absehbar verlässt, den Bargeldbestand möglichst über Tage im Voraus planend auf Null abzuschmelzen. Dabei darf man dann nicht zu früh ohne Bargeld dastehen und am Ende auch nichts übrig haben (außer den kleinen ziemlich wertlosen Münzen, die hier auch bis zu 1ern runtergehen, aber nur ein Viertel eines Euro-Cents wert sind). Wer weiß, wann ich mal wieder nach Polen komme. Bargeld ist aber leider nötig, weil die meisten Campingplätze, Mini-Campings und Agrotouristik-Campings nur Cash akzeptieren. Also hatte ich mir noch genug Bargeld aufgehoben um 50 Zloty für den letzten Camping heute übrig zu haben.
Leider war der schöne Camping am See nicht geöffnet, tote Hose am Yachtanleger, Spielplatz und Badebereich. Nur ein deutsches Wohnmobil/Bus hatte sich auf den Parkplatz davor hingestellt. Ich bin aber leider nicht so autark.

Von einem Reiseradler vom letzten Camping wusste ich, dass es hier noch einen Minicamping gab, im Süden von der Stadt (ein paar Zusatzkilometer; so spät – kurz nach 19 Uhr – bin ich auf dieser Reise noch nie angekommen). Da habe ich vorsichtshalber mal hoffend angerufen ob er offen hat, und in einem zweiten Anruf dann auch noch den Preis erfragt, was ich zuvor vergessen hatte. Nur 30 anstatt 50 Zloty. So wusste ich, wie viel ich zurückhalten musste, denn erschwerend kommt ja hinzu, dass ich morgen am Sonntag nicht einkaufen kann und abends hoffentlich schon in Litauen bin. Den Rest an Bargeld habe ich dann in zwei Etappen bei Netto verpulvert. Gar nicht so einfach über 40 Zloty zu verpulvern, hatte mir erst nützliche Lebensmittel für Sonntag und Montag besorgt, das waren dann aber nur 20 Zloty. Im zweiten Durchgang hätte ich mich mit den restlichen 24 Zloty für etwas Nützliches, ein zusätzliches Shampoo entscheiden können – dann hätte ich aber ein halbes Kilo Shampoo durch die Baltischen Staaten gefahren, da ich gerade erst ein neues angebrochen hatte. Also doch lieber der Spaßkauf: Ich hab mich mit Süßigkeiten eingedeckt. 😀

Das ist dumm gelaufen. Ich bin so nahe an Ruzzland dran, dass das automatische Datenroaming auf ein russisches Netz umgeschaltet hat. Da hat Vodafone automatisch das Travel-World-Paket für 10 € pro Tag aktiviert. 🙁 Inzwischen hab‘ ich manuell einen funktionierenden litauischen Netzbetreiber gefunden, aber Aldi Talk zum Telefonieren über meine eigentliche Rufnummer funktioniert zur Zeit irgendwie nicht. Musste die Datenverbindung einschalten, weil ich bei Maps nach einer Telefonnummer für den verlassen erscheinenden Camping suchen musste. Die Dame am Telefon konnte kein Wort Englisch und legte dann irgendwann auf. Ich dachte schon an die zuvor passierte Notunterkunft Biwakplatz. Dann kam sie aber aus einem Nebengebäude und versuchte gefühlt drei Minuten die Tür zur Rezeption aufzuschließen. Ich sah es schon daran noch scheitern, dass wir da nicht rein kamen. Sie rief dann einen Mitarbeiter, der das klemmende Schloss aufbekam. 10 € (auch im digitalisierten Baltikum nur Cash), Personalausweis zeigen, Adresse und Telefonnummer aufschreiben und der Tag war gerettet (allerdings wieder lästig viel Ameisen ums Zelt).

Eigentlich wollte ich heute die Stunde Zeitverschiebung abfedern und bis 9 Uhr schlafen, aber die Sonne weckte mich um 7:30 Uhr; es wurde zu warm im Zelt. Also Pulli ausgezogen. Da fiel mir auf, dass meine zahlreichen Ameisenfreunde schon wieder recht aktiv auf dem Innenzelt ihrer Wege gingen. Bevor die sich wieder anfangen zu sammeln, dachte ich, kürze ich das lieber ab und stehe auf.

Ich muss noch ein Erlebnis aus Polen berichten: Ich war auf der Hauptstraße in einer größeren Stadt unterwegs, da kommen aus einer Kaserne 20-30 Soldaten in Uniform in zwei Reihen im Gleichschritt aus der Kaserne und marschieren über den Zebrastreifen. Danach den Gehweg entlang, wobei sie jeweils den rechten Arm im Laufschritt hin und her bewegen. Komischerweise nicht nach vorne und hinten, sondern vor dem Körper nach links und rechts. Dazwischen macht immer wieder mal einer einen unbeholfenen Anpassungsschritt um den Arm wieder in den Rhythmus der anderen zu bekommen. 2-3 von ihnen tragen mit der linken Hand einen 6er-Pack Wasserflaschen, da klappt das mit dem Rhythmus sowieso nicht. Und dann läuft noch einer allein hinterher, der sich mit einem Autofahrer zu unterhalten schien. Wirkte auf mich verblüffend komisch und parodistisch, die ganze Nummer. 🙂

Eigentlich hätte ich mich von den freundlichen Campern gestern noch gerne verabschiedet heute, aber dann habe ich nachts bei der konkreten Planung des nächsten Tages festgestellt, dass ich heute 110 km fahren muss. Also habe ich auf etwas Schlaf verzichtet und bin schon um 6:30 Uhr aufgestanden um um Punkt 8 Uhr den Camping zu verlassen (dann sollte das Tor öffnen). 8:10 Uhr war es immer noch nicht offen, Anruf und SMS blieben erfolglos. Da kam die Tochter des reichen Hauses auf das benachbarte Villengrundstück hergefahren und beeilte sich mit viel Sorry das Tor zu öffnen. Und deswegen stehe ich extra früh auf, haha.
Ein schöner Platz war das ja, aber die Zeltstelle wurde zugewiesen – Plätze freihalten für weitere Wohnmobile. Kam dann bloß keines mehr. Naja. Zwei Luxusvillen auf dem Grundstück stehen haben und dann ist das Areal immer noch so groß, dass man noch nen Camping drauf bauen kann. Aber keine Ersatz-Klopapierrolle bereitstellen…zum Glück war ich heute Erster, hihi.

Dieser Stadt-Camping bei Kaunas ist interessant: Morgens leert es sich sehr stark, ab nachmittags kommen neue Wohnmobile an und es füllt sich wieder recht ordentlich (viele Finnen, wie mir scheint). Da ist ein WC und eine Dusche pro Geschlecht schon sehr wenig. Deswegen werde ich jetzt auch bald mal duschen gehen, bevor man wieder Schlange stehen muss. Dafür ist er mit 13 Euro erstaunlich günstig, hat gutes WLAN (Podcasts auffrischen) und eine kleine Küche mit überdachten Sitzmöglichkeiten im Freien. Deshalb gibt es heute mal etwas Abwechlung bei der Reise-Ernährung: Mikrowellen-Fertiggerichte. 🙂

Das ist echt zu wenig, Litauen! Du bietest schlechte und rücksichtslose Autofahrer:innen (im Gegensatz zu Polen), aber heute auf 91 km gerade mal ein halbgares Fotomotiv? Echt jetzt, ich bin etwas enttäuscht. Dazu die langen Strecken, weil du kaum Campingplätze hast. Und das wird die nächsten Tage ja noch schlimmer…

Wenigstens ist das Wetter besser als vorhergesagt. Heute um 7 Uhr wollte ich eine angesagte Regenpause zum Einpacken nutzen, es hat aber nur nachts geregnet. Und eigentlich sollte hier seit zwei Stunden viel Wasser runterkommen, es blieb bisher aber komplett aus, obwohl das Regenradar ganz aktuell über mir fürchterlich aussieht (dritte Stufe blau).

Zehn Kilometer vor dem Camping heute rechnete ich mir anhand des Regenradars aus, dass ich noch ne halbe Stunde fahren muss und dann immer noch ne Stunde Zeit haben sollte zum Aufbauen. Dann kam eine Baustelle, gesperrter Bahnübergang, keine Durchfahrt, Absperrung. Ohne dass das vorher mal angekündigt worden oder gar eine Umleitung ausgeschildert wäre. Ich checkte die Umfahrungsmöglichkeiten: Praktisch nicht existent – im Westen riesiges Waldgebiet ohne eingezeichnete Wege, im Osten Felder, aber ebenfalls keine Straßen. Unter 20-30 km Umweg war da wohl nichts zu machen. Einen Schleichweg wollte ich probieren, der aber in 2-3 km Wiesenpfad und unsicherem Durchgang unter einer Brücke hindurch geendet hätte. Ein Baustellen-LKW-Fahrer stoppte mich und deutete an, dass da kein Durchkommen sei. Ich hatte ja schon überlegt, ob ich meinen ganzen Krempel über den zweigleisigen Bahnübergang rübertrage, zumal die Bauarbeiter sich anschickten in den Feierabend zu gehen. Der LKW-Fahrer deutete so was in Zeichensprache an…

Also unter der Absperrung durch, Taschen und Anhänger vom Fahrrad getrennt und das Rad über die erste Schiene. Da gab es ein Warnsignal. Erster Gedanke: Kontrollieren die irgendwie wer über den Schotter zwischen den Schienen geht? Dann gingen die Schranken runter, upps, jetzt aber schnell rüber da. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Bahnschranken noch arbeiten, wenn die Straße sowieso abgesperrt ist (aber warum auch nicht?!). Um so besser, dann wusste ich bei den nächsten Überquerungen ob ein Zug kommt oder nicht.
Von der anderen Seite habe ich dann auf den Zug gewartet und meine Taschen im Blick gehalten. Da saß einer in seinem Auto, der hätte schnell mal den Anhänger samt Notebook, Drohne, Zelt und sonstiger wertvoller Ausrüstung einpacken können. Dummes Gefühl irgendwie reaktionsunfähig zu sein. Dann die Taschen rüber und nochmals einen Zug abwarten.

Mit dem Anhänger über die freigelegten Schienen rüber hätte schwierig werden können und die Situation hätte sich verschärfen können, wenn ein Zug gekommen wäre (ich zwischen beiden Gleisen mit Anhänger). Ich war etwas nervös. So ist mir auch gleich noch der Anhänger an einer schrägen Stelle zum ersten Gleis hin umgekippt, weil ich die Deichsel nur mit einer Hand angefasst hatte. Da stieg der Mann aus dem Auto, fasste beide Räder an und wir trugen das schwere Teil zusammen hinüber. Er hat gar nicht reagiert, als ich mich bei ihm bedankte, ging einfach weiter als wäre nichts gewesen. Hat wohl auf seine Frau gewartet, die gerade angekommen war und haben dann Autos getauscht.

Dann volle Pulle die halbe Stunde reinfahren um noch vor dem Regen das Zelt aufzubauen. Tja, und nun bleibt der Regen (bisher) aus. Naja, auch gut. Okay, inzwischen tröpfelt es etwas.
Witzigerweise habe ich den Radreisenden aus Deutschland hier wieder getroffen, nun campen wir hier zu zweit. Er war schon in Vilnius, wo ich morgen hinfahre, und will nach Kaunas (wo ich heute herkomme). Ist jetzt der dritte Camping, wo wir uns unabgesprochen wieder treffen, bei unterschiedlichen Routen. Das Baltikum ist klein, haha.

In dem Hostel mit angeschlossenem Campingplatz gibt es tatsächlich einen ausgedehnten Aufenthaltsraum mit Küche im Untergeschoss. Da saß ich nun ganz gemütlich und zwischenzeitlich kam die nette Radfahrerin noch dazu und wir haben uns ein bisschen unterhalten. Deswegen gibt’s die Bilder und den Text heute erst später (das war’s aber wert, wirklich viele Leute habe ich bisher nicht getroffen und auch Svenjas Eindruck ist, dass die Litauer:innen von sich aus nicht sehr gesprächig sind).
Und ich kam später auf dem Camping an, weil ich Depp zwei in meine Karte eingetragene POIs verwechselt hatte: Da kämpfte ich mich viele Höhenmeter mühsam nach oben, nur um dann festzustellen, dass ich bei Lidl gelandet war (aber gar nichts einkaufen wollte). Dann alles wieder runter, weil ich quasi fast schon dort am Camping gewesen bin.

Diesen Hügel mit den Kreuzen und der Aussicht über die Stadt konnte man über eine Straße erreichen, die über ein modernes Amphitheater („Mountain Park Stage“) führt und dann einen Abzweig auf die Hügelspitze hat, oder schon fast ganz unten eine Holztreppe den Berg hinauf. Ich ging die Straße entlang nach oben und wunderte mich dann oben, dass überall Baustellenzaun-Absperrungen waren. Da war ein Musikkonzert in Vorbereitung. Man kam nicht auf die andere Seite, quasi ein eiserner Vorhang. Klar, die wollen verhindern, dass Leute zum Musikfestival über den Berg kommen ohne unten Eintritt zu bezahlen.
Die A*krampen von Ordner ganz unten an der Straße hätten mir ja auch mal sagen können, dass man die Holztreppe benutzen muss. Also ging ich den ganzen Berg wieder runter und fing nochmals von vorne an. 🙁
Dafür hab‘ ich denen in eines der bereits aufgestellten Dixiklos gepinkelt, haha.

Heute bin ich auf einem Nepp-Camping gelandet. Das ist ein komischer Kirmes-Freizeitpark (hauptsächlich für Kinder?!), was zu zusätzlichen 8 Euro Eintritt als Camping-Gast geführt hat. Im Sanitärgebäude roch das Wasser komisch nach fauligen Eiern und mindestens eines der beiden WCs lässt sich nicht abschließen. Beim Zeltaufbau um ca. 18 Uhr war ich schon vier Mal von Mücken gestochen worden und bin nun ins Zelt geflohen. Ich bin nach den 82 km aber auch so kaputt, dass hier so oder so keine weiteren Aktivitäten angestanden hätten.
Aber ich darf mich nicht beschweren, ich hatte ja noch Glück, denn der Park hat erst heute aufgemacht und sonst gibt’s hier nichts in der Nähe…

Eigentlich wollte ich heute nichts schreiben und den Tag mit dem morgigen zusammenfassen. Aber der Wäsche beim Trocknen zuzusehen ist langweilig. Der Appetit ist mir auch ein bisschen vergangen, nachdem ich heute eine neue Lebensmittel-Kette mit einem großen Laden ausprobierte (Norfa) und um 10:30 ausschließlich Backwaren von gestern erhalten habe. 🙁 Zudem dachte ich, ich bekomme an der Fleischtheke ein warmes Stück Hähnchenfleisch mit Käse und Tomate überbacken – nö, war kalt. Und jetzt, wo ich das in der Küche bzw. Gemeinschaftsraum des Campings schreibe, fällt mir ein, dass ich es in die Mikrowelle hätte packen können. Ich bin so dämlich.

Zum Abkassieren kommt morgen jemand vorbei, aber obwohl noch nicht wirklich in Betrieb ist der Camping relativ gut ausgestattet, sogar einen Fernseher gibt es. Belarussische Sender sind im TV-Guide zwar einige abgespeichert, lassen sich aber nicht empfangen (no tuning). Dafür lief auf einem litauischen Sender „Notruf Hafenkante“ aus Deutschland, aber die Synchronisierung war echt seltsam: Die Darsteller begannen die Sätze immer deutsch und ca. zwei Sekunden später wurde litauisch drüber gesprochen (manchmal aber immer noch mit dem deutschen Ton nicht ganz ausgeblendet). 😀

Mit einem Regionalpark und einem Nationalpark war heute die Landschaft wieder etwas ansprechender. Dazu eine schöne Seenplatte mit vielen Seen und eine Straße fast ohne Verkehr. Überall fast nur noch Holzhäuser – Norwegen-Feeling. Und dann kam mittags auch noch die Antwort vom ersten etwas vagen Campingplatz in Lettland über Facebook-Messenger, dass sie offen haben. Läuft. 🙂
Denn nach 102 km gibt es am Zielort keinen Spielraum mehr irgendwas anderes zu suchen und weiter zu fahren…

Nach nunmehr 2.530 km und 12.000 Höhenmetern bin ich in Lettland angekommen. Geändert hat sich nichts (außer vielleicht der Sprache, was ich nicht beurteilen kann): Die Autofahrer auf staubigen Schotterpisten sind immer noch Arschlöcher, nur ganz vereinzelt hat mal jemand eine angemessene Geschwindigkeit an den Tag gelegt. Zum Glück waren es nur knapp 10 km diesseits und jenseits der Grenze. Einer ist sogar mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit (würde ich mal schätzen) von der Asphaltstraße auf die breite Schotterpiste gebrettert, kurz konnte ich trotz Sonnenbrille kaum noch was sehen, so haben die Augen vor Staub getränt.

In der Stadt wurde ich auf zweispurigen Straßen auch zweimal blöd angemacht aus dem offenen Fenster heraus bzw. Hupe (sollten die Letten weniger entspannt sein als die Litauer?), aber was will man machen, wenn fast nirgends Radwege ausgeschildert sind? Mal wieder das Dilemma, ob man besser Gehweg oder Straße benutzen sollte…

Um 8:30 Uhr vor dem Supermarkt habe ich das Schweizer Radwanderpärchen wieder gesehen, die ich vor zwei Tagen auf dem Camping getroffen hatte. Dann waren sie am Grenzübertritt vor mir und ein paar Kilometer nach der Grenze hatten sie ihr Zelt an einer öffentlichen Badestelle aufgebaut. Die beiden campen öfters wild. Ob das da allerdings erlaubt war? Kein Schild an der Straße und kein Symbol in der Karte. Sah zwar gemütlich aus, aber das wäre mir zu heikel (abseits der Frage nach Frischwasser, Dusche und Toilette). Ein bisschen hab‘ ich sie aber auch beneidet, weil sie baden konnten, während ich noch 20 km zu fahren hatte. Aber für mich wäre das nichts gewesen, auch weil ich morgen einen Pausentag machen will/muss (der krampfgefährdeten Beine wegen, die nächste Etappe ist wieder 100 km lang) und dort weit und breit keine Lebensmittelversorgung möglich gewesen wäre.

Gestern hatte ich wegen der Beine und des schlechten Wetters einen Pausentag eingelegt. Gute Entscheidung, es gewitterte und regnete über Stunden. Essen holen und Frühstück im Park ging noch ohne Regen, dann aber ging das los. Ich lag im Zelt und laut Regenradar zog das Gewitter der Länge nach genau über mich hinweg. Allerdings blieb nach den Blitzen doch noch ausreichend Zeit bis zum Donner, von daher versuchte ich mir einzureden, dass das noch nicht bedrohlich ist. Aber es hat einige Male heftig explosiv und einschüchternd gedonnert. Bei dem Starkregen wurde das Zelt dann auch ziemlich dreckig, da es auf Waldboden stand.

Erstaunlich finde ich ja, dass es hier immer noch vereinzelt blühende Rapsfelder gibt. Und vor wenigen Tagen ist mir im Juni noch der wohl letzte Maikäfer kratzend zwischen Außen- und Innenzelt hochgeklettert. Ich musste extra aus dem Zelt raus um dem kleinen Kerl in die Freiheit zu verhelfen, wo er seine kurze Restlebensspanne hoffentlich noch genossen hat. 🙂

Heute Regen-, Gewitter- und Pausentag. Die Beine müssen sich von den 110 km gestern erholen und auf die 100 km morgen bei durchwachsenem Wetter vorbereiten.

Gepostet von Steffen Hartmann am Donnerstag, 5. Juni 2025

Puah, zweimal direkt hintereinander 100 km und mehr als 100 km ist schon heftig. Einmal mental, man fährt nur den ganzen Tag (wovon ich ja eigentlich weg wollte) und nach 60 km musste ich Pause machen, weil die Gefahr eines Krampfes beim Treten größer wurde. Danach ging’s dann wieder. Aber es geht leider nicht anders, Lettland ist (zumindest hier) nicht an Campingplätzen gesegnet. Ansonsten hab‘ ich rein konditionell überhaupt keine Probleme, wobei es heute sogar verhältnismäßig flach war und die Wege hier fast immer über asphaltierte Straßen führen. So kam heute sogar der bisher schnellste Tagesschnitt von fast 17 km/h zustande. Es gibt sogar wieder Radweg-Schilder (Radweg Nr. 7).
Morgen soll es wieder eine Standard-Distanz von 60 km sein und dann sollte ich tags darauf auch Riga erreichen, wo es Sinn machen könnte wieder einen Pausen- und Besichtigungstag einzulegen.

Eine Stadt namens Frydrychsztat an der Düna (oder lettisch Jaunjelgava an der Daugava) – gegründet 1630 von Frederick Kettler, dem Herzog von Kurland und Semgallen. Man fährt da so durch, macht ein Foto und fährt weiter. Später sieht man bei Wikipedia, dass wir Deutschen (gelegentlich auch in Zusammenarbeit mit der einheimischen Bevölkerung) auch im Baltikum gewütet haben, nicht nur in Polen (wie mir das geläufiger ist):

„Während der Nazi-Besatzung errichteten die Deutschen im Juli 1941 ein Ghetto für jüdische Einwohner. Es beherbergte etwa 560 Menschen. Im August 1941 liquidierten die Deutschen das Ghetto endgültig und die Juden wurden auf dem Totanskoe-Friedhof im Wald an der Straße nach Bauska ermordet. Täter des Verbrechens waren Letten aus Riga vom sogenannten Arajsa-Kommando und einer lokalen Selbstverteidigungskompanie.“ (Wikipedia)

Gestern war das Hauptziel am Camping in Riga ankommen, bestenfalls vor dem langen Regen. War ätzend (wieder eine A-Straße, aber diesmal schlimmer), viel Verkehr, Autobahnzubringer um eine Großstadt herum, aber hat geklappt. Abends kamen noch zwei lustige Motorradfahrer aus Bayern mit Zelten, der eine davon auch Radfahrer, da gab‘ es dann doch ein paar Anknüpfungspunkte. Falls ihr das lest, Grüße nochmals! 🙂

Und heute hat mich eine sympathische Niederländerin angesprochen, die waren mit dem Wohnmobil kurz vor der Weiterfahrt. Neben den beiden Motorradfahrern seit längerem Mal jemand, der sich für meine Unternehmung interessiert hat (von den Balten kam bisher immer noch nichts). Hat mich gefreut. Und falls du das liest, kleines Kompliment: Wie 60 sahst du wirklich noch nicht aus, eher jünger und dynamischer. 😉
Und vorhin habe ich noch mit einem ebenfalls niederländischen Reiseradler auf großer Tour über Rohloff- und Pinion-Schaltungen gefachsimpelt. 🙂

Um 6 Uhr weckte mich meine Blase, nachdem ich um 4 Uhr schon mal unterwegs war in gleicher Sache. Auf dem Camping plagten mich dann auch noch Verdauungsprobleme bis zur Abfahrt um 8 Uhr, die dann auf den knapp 80 km glücklicherweise keine Probleme verursachten. Zudem war es der erste Tag mit Abbauen im Regen und Aufbauen im Regen und dazwischen…Regen (ständig). Wenigstens war das Rauskommen aus Riga nicht so schlimm, es gab doch hauptsächlich Radwege, Fußwege oder Wege dazwischen zum Improvisieren. Später gab’s dann unterwegs viel Verkehr. Licht an war Pflicht heute. Leider lädt dann meine Powerbank (Forumslader) nicht mehr auf und lag bei Ankunft unter 50 %. Glücklicherweise bin ich auf einem schönen Camping mit Küche und einer „Barhocker-Zeile“ gelandet, wo ich trocken auf den See blicken und schreiben kann. Und eben die Powerbank und das Notebook laden.
Möglicherweise bleibe ich hier morgen, denn morgen wird es nicht besser, nur noch kälter…

Heute (am vorletzten Tag in Lettland) hat mich doch noch ein Lette auf meine Tour angesprochen: Ein netter Optiker hat sich bei meiner Mittagspause in Limbaži darüber informiert. Er hat mir sogar seine Telefonnummer gegeben, falls ich mal Hilfe bräuchte oder Fragen hätte. Voll nett! Im Westen von Lettland waren die Menschen etwas aufgeschlossener mir gegenüber und zeigten dann doch noch Reaktionen. Sei es der Schuljunge, der erst winkte und dann den Daumen nach oben reckte oder der Senior im Auto der im Vorbeifahren grüßte.

Heute habe ich wieder vier Baustellenampeln gehabt, drei davon kurz nacheinander. Das ist so ätzend, wenn die Phasen zu kurz eingestellt sind. Erst wartet man 7-8 Minuten davor bis es grün wird, dann lässt man ein paar Autos vor und dann sputet man sich selbst durch die einspurige Baustelle zu kommen. Zweimal kamen mir dann am Ende der Strecke Fahrzeuge entgegen. Einmal haben die an der Ampel länger gewartet als sie mich herbeihecheln sahen, aber zwei absolute Arschloch-Fahrer haben kurz zuvor die rote Ampel ignoriert und die warteten Autos überholt und kamen mir dann verbotenerweise entgegen. Unglaublich!
Und einmal kam mir ein LKW entgegen. Der hat dann auch nicht wirklich gebremst und knapp an mir vorbei gepasst. Ich kann ja auch nichts für die Situation und konnte auch nicht auf die andere Spur ausweichen, weil da entweder gearbeitet wurde oder das Höhenniveau ganz anders war. Da ist dann halt Kooperation gefordert und das haben ca. die Hälfte der Autofahrer nicht hinbekommen. 🙁

Und hier noch die Strava-Aufzeichnung vom Pausentag:

Heute hab‘ ich nur ne kleine Tour gemacht. Hatte gestern ja 20 km mehr gemacht als im Schnitt der letzten drei Tage notwendig, so beließ ich es bei 35 km zu einem der nächsten Campings. Nach dem Krampf im Oberschenkel muss ich heute vorsichtig sein (auch wenn ich nichts gespürt hab‘ davon). Morgen werden es vermutlich auch nicht mehr als 40 km bis nach Pärnu. Es sei denn, auf der Route liegt kurz danach noch ein Camping. Heute und morgen hat es hier 18 Stunden Sonnenschein laut Wettervorhersage (nur 10 Grad kälter als zu Hause) – so was habe ich glaube ich noch nie gesehen. Aber ist jetzt halt schon nördlicher als Skagen in Dänemark und es geht auf Mittsommer zu.

Jetzt habe ich zwei Tage rumgetrödelt, morgen muss wieder Attacke gefahren werden! Obwohl, stimmt gar nicht, hab‘ gerade nachgesehen – morgen sind es sogar nur 40 km weil ich an einem „Pflicht-Camping“ anhalten muss, denn danach gibt es mit 87 Kilometern wieder eine längere Distanz. Nun gut, dann morgen nochmals faulenzen und übermorgen Attacke. 😀
Glücklicherweise habe ich heute eine Bike-Station mit angebundenem Werkzeug und einer Luftpumpe mit Manometer gefunden – und da war mal nicht der Kopf abgerissen oder der Kontakt so schlecht, dass keine Luft rein ging. 4x ein bar nachgepumpt, jetzt reicht’s wieder für 3-4 Wochen…

Drei Tage Sonne hintereinander bei Temperaturen um die 20 Grad – sehr angenehm. Ziemlich unangenehm: Die Aktivität von allem was beißt und sticht hat stark zugenommen. Jetzt muss man schon sehen, dass man das Zelt auf dem Campingplatz im Schatten aufgebaut bekommt, damit man gleich da hinein flüchten kann nach dem Duschen. Draußen ist es mir jetzt kaum noch möglich zu entspannen, zumindest nicht an ländlich geprägten Orten. Heute habe ich auch nicht nur schwarze Freunde um mich herum, sondern auch größere rot-schwarze. Vielleicht machen die aber weniger Probleme, denn Waldameisen sollten nicht durch die Lücke an den Reißverschluss-Zippern passen. Gestern haben Radreisende vom Nachbarzelt auch schon ne Zecke auf dem T-Shirt gesichtet, d.h. man muss jetzt auch noch immer die Füße und Hosenenden kontrollieren nachdem man ins Zelt eingestiegen ist, beispielsweise nachts zurück vom Gang zum WC.

Uiuiui, eine schwankende Schwebebrücke. Nur durch den Wind schaukelte die schon so. Als ich da ca. 200 kg drüber bewegt habe, schaukelte es noch mehr, auch Verwindungen in sich. Als das Vorderrad auf die Bretter kam, gaben diese ein paar Zentimeter nach. Noch mehr als ich drauf stand. Das Hinterrad und die Anhängerachse machten dann auch nochmals jeweils ein paar Zentimeter. 10-15 cm hat die Konstruktion nachgegeben. 🫣
Dass die Brücke bereits 50 Jahre alt ist, hat nicht wirklich zur inneren Beruhigung beigetragen…

Gepostet von Steffen Hartmann am Montag, 16. Juni 2025

Leider vergesse ich einige der lustigen oder interessanten Dinge, die ich unterwegs sehe, wieder bis ich zum Schreiben komme. Gestern kam mir ein fröhliches junges Mädchen auf einem zu großen Fahrrad relativ zügig auf dem Radweg entgegen – und hinterher ein kleiner Steppke mit einem kleinen Rad. Junge, Junge, musste der schnell treten um mit seiner Schwester mithalten zu können. Aber er hat übers ganze Gesicht gestrahlt. 😉

Auf dem Camping heute gibt es bisher kein Mückenproblem: Es ist einfach zu viel Starkwind. Aber ich leide auch genug an den bisherigen Stichen und Bissen; auf dem Kopf, unterm Bart und auch teilweise im „offenen“ Gesicht habe ich alle 1-2 cm eine juckende Wunde durch die fiesen Gnitzen. Mal sehen, wie das morgen früh ist, wenn der Wind nachgelassen hat.
Auf dem Rückweg von der stark in der Wasserwärme schwankenden Dusche traf ich einen anderen Reiseradler – der kann tatsächlich noch schneller reden als ich es leider oft mache. 😉 Aber er schien recht lustig, und wir haben uns ein bisschen ausgetauscht bis mir zu kalt wurde. Der hat seit Februar 10.000 km gefahren und noch 2.000 km vor sich bis Nürnberg zurück. War auf der iberischen Halbinsel, dann Frankreich, Dänemark und Schweden hoch bis Göteborg und nun über Finnland und die Baltischen Staaten zurück. Wow.

Das Gute an dem Tiefdruckgebiet mit Sturm und Dauerregen ist ja, dass es keine Mücken und Gnitzen gibt. Naja, zumindest war das gut bevor es regnete. Jetzt ist es zwar im Zelt gemütlich und warm, aber wenn man zur Toilette muss, dann bedeutet das im Zelt die Regenmontur anzuziehen (möglichst ohne die Schlafmatte nass zu machen) und danach das Ganze rückwärts (noch schwieriger die Schlafmatte nicht nass zu machen). Mit jedem Gang dorthin wird es ein klein bisschen feuchter im Zelt.
Ein paar Gnitzen flogen aber heute Nachmittag doch herum – da hilft nur den eigenen Stuhl zu packen und sich direkt ans Hafenbecken in den Starkwind zu setzen. Dummerweise habe ich vergessen den Stuhl zu demontieren bevor es anfing zu regnen. Naja, morgen trocknet er hoffentlich wieder.

Heute sprechen (viele) Bilder für sich.

Das war wieder recht gutes Timing heute. Als das Schiff ablegte fing es an zu regnen, zum Glück nicht früher. Unterstehen wäre in der Boarding-Warteschlange nicht möglich gewesen. Und in Helsinki haben wir gerade noch die letzten Tropfen abbekommen. Danach nur ein bisschen Nieseln manchmal. Meine Arme und Schultern waren natürlich trotzdem nass durchs Schwitzen in der Regenjacke. Trocknete aber am Campingplatz auch schnell wieder. Als dort der nächste größere Schauer kam, da saß ich schon im aufgebauten Zelt.

Helsinki hat eine ganz andere Radinfrastruktur. Die Fähre hat uns wo ganz anders ausgespuckt als ich dachte, von daher funktionierte der vorberechnete GPS-Track zum Campingplatz nicht. Die App Locus Classic hatte in Helsinki aber keine Probleme: Es ging fast durchgehend auf Schnellradwegen durch die Stadt, echt geile Sache. Eine ganze Straße unterteilt in eine nochmals unterteilte Fahrradspur und eine für Fußgänger. Und sie tunnelte alle Autostraßen, so dass man schnell Strecke machen konnte. Später führte es stadtauswärts durch Wohngebiete. Wenn das so fahrradfreundlich bleiben sollte, dann wird Finnland ein Traum (zumindest Radwege betreffend). 😉

Gestern, nach dem ordentlichen Regenschauer, habe ich – Achtung, Klischeealarm – einen Finnen die Autofenster seines Volvos mit einem kleinen Fensterabzieher trocken wischen sehen. Ich musste beinahe laut lachen. Da übertreffen die Finnen doch nicht etwa die Autoliebe der Deutschen?! 😀 Was sich aber bisher abzeichnet: Sie fahren wohl besser Auto als die Deutschen – langsam, ziemlich defensiv, zurückhaltend vorsichtig und es wird wieder an jedem Zebrastreifen angehalten. Wenn das so bleibt, perfekt!

Ich weiß ja, dass es diese Dinger gibt und ich hab' auch schon was darüber gelesen, aber getroffen hab' ich noch nie einen. Als der Belieferte aus der Tür kam, spielte das Gerät eine Musik ab und öffnete die Luke. Einkauf raus, dann fuhr es die ca. 400 bis 500 m zurück zum Supermarkt. 😄
Am Zebrastreifen hat es aber ganz schön den Verkehr aufgehalten, denn als die Autos anhielten wollte es nicht rüber. Nachdem fünf Autos standen und warteten, aber nichts passierte, fuhren sie eben wieder weiter. Erst danach passierte Rolli den Zebrastreifen. 😆

Gepostet von Steffen Hartmann am Sonntag, 22. Juni 2025

Als ich am Camping ankam, stand da schon ein bepacktes Reiserad und sein Besitzer Dennis (wie sich später herausstellte) lief im Garten auf und ab. Campingplatz-Besitzer nicht da. Wir schnackten ein bisschen im leichten Regen bis es dann an den Zeltaufbau ging. Ich wollte vorher mal anrufen und Bescheid sagen, vielleicht gibt es ja was zu beachten. Schon bei den ersten Sätzen auf der Veranda hörte ich auf beiden Ohren – durchs Fenster sah ich dann Kai am Telefon und wie er auflegte und heraus kam. 😀 Er hatte Dennis nicht klopfen hören, da er ein Schläfchen gemacht hatte und das Schild, dass er nicht da sei, stand da halt fälschlicherweise herum.

Auch wenn Finnland bis jetzt sehr anstrengend ist (750 Höhenmeter auf 80 km und leider sehr harte Steigungen), irgendwie bin ich auch erwartungsfroh. Jetzt fühlt es sich irgendwie nach Urlaub und Abenteuer an, die Landschaft ist selbst im Vorortgebiet von Helsinki mit den Schären und den vielen flachen Steinen im und am Wasser sehr viel interessanter als im Baltikum. Zudem blühen massenhaft Lupinen. Jetzt fühlt es sich schon sehr viel mehr nach Norwegen an. 😉
Außerdem habe ich allein heute gefühlt mehr E-Autos gesehen als die letzten zwei Monate. Zudem einen roten ID.7-Kombi auf einem Parkplatz (noch nie in echt gesehen bisher), recht ähnlich zu dem, den VW hoffentlich gerade für mich produziert. 🙂

Vielleicht wäre es klüger gewesen die 105 km erst heute bei kaum Regen zu fahren. Vielleicht aber auch nicht: Ein Pausentag dort auf dem Privatcamping hätte bedeutet den ganzen Tag Gnitzen, nur Zeltaufenthalt bei schlechtem Wasser und beengten Verhältnissen, nichts tun können und unangemessen hoher Preis. Jetzt hier habe ich Küche mit allen Geräten (heute gab es Pizza) inkl. Aufenthaltsraum, eine tolle Dusche, relativ wenig Mücken, ich konnte Wäsche an einem regulären Wäschewaschbecken machen und heute Abend ist alles trocken was auch sonst noch nass wurde. Günstiger ist der Campingplatz dank Camping Key Europe Card ebenfalls (die sich jetzt schon fast amortisiert hat). Ich konnte sogar den Schaden von gestern am Anhänger ausbessern.

Und noch zum Einkaufen am Pausentag nach dem Tourtag:

Gestern an meinem Pausentag (der ja eigentlich wieder keiner war, da ich die zwei Tage davor schon die Distanz für den dritten Tag mitgefahren bin) kam der Radreise-Kollege aus Hannover mit dem Fahrrad aus der gleichen Fahrradschmiede wie meines am Campingplatz an. Er hat ja bereits von Tallinn nach Helsinki mit mir zusammen übergesetzt und auch in Helsinki waren wir auf demselben Camping. Er hat aber dann tatsächlich einen Tag mehr gebraucht als ich bis Ekenäs, denn er war zwischendurch wild campen und musste deshalb nicht die lange Distanz mit den vielen Höhenmetern in einem Rutsch fahren wie ich.

Auf dem Camping war eine Finnin mit zwei kleinen Kindern, eines davon noch sehr jung, die waren zu dritt in einem Zelt, das kleiner war als meines. Ich fragte mich, wie das geht. Zwar mit Auto, aber trotzdem. Sie konnte auch Deutsch und wir kamen abends und am nächsten Morgen ein bisschen ins Gespräch. Sie führt gerade eine Testreise für eine längere Tour durch, aber hat festgestellt, dass eine lange Reise mit dem kleinen Kind wohl doch zu nervig für alle Beteiligten wäre.

11 % Steigung auf nicht asphaltiertem Steinchenweg. Ein Wunder, dass das geklappt hat – normalerweise wird es schon ab 7 % schwierig das Drehmoment des hinteren Rades am Fahrrad so zu wählen, dass der Reifen nicht durchdreht, man aber auch nicht umfällt. Man merkt dann richtig, wie die Steinchen in den Untergrund gepresst werden oder sogar ins Rutschen geraten und dem Reifen dadurch weniger Vortrieb ermöglichen.

Heute bin ich mal wieder der einzige Gast auf einem Wohnmobilstellplatz. Großer Parkplatz, ich steh‘ am Rand im Gras. Immerhin gab es ein WC und eine ordentliche Dusche; wenn auch ohne Privatsphäre, gleicher offener Raum wie Pissoirs und WC (aber ist ja auch egal, wenn man alleine da ist, haha). Gerade kam die Besitzerin vorbei und hat abkassiert: Nur 8 Euro, das geht vom Preis-Leistungsverhältnis her voll in Ordnung. Hätte mit mehr gerechnet, das sind ja baltische bzw. sogar polnische Preise. 😉

Eigentlich wollte ich heute gar keinen Blog-Beitrag schreiben, da ich kein einziges Foto aufgenommen habe, aber Frau P. hasst Pausentage (und Lücken im Blog)… 😉
Gestern war ich sehr überrascht, dass ich tatsächlich mal im Freien zu Abend essen konnte, keine Gnitzen, keine Stechmücken. War eine besondere Stimmung, so allein auf einem großen weiten Parkplatz. Um 23 Uhr kam noch ein Quad-Fahrer vorbei und hat sich was aus dem Selbstbedienungskiosk geholt und noch ne Viertelstunde telefoniert. Danach setzte auch der Straßenlärm aus und man konnte nur noch die Vögel singen hören (die um ca. halb drei dann auch wieder verhalten anfingen – als ich das erste Mal auf dem Weg zum WC war).

Gestern und heute habe ich fünf Rehe in ziemlicher Nähe gesehen. Das am nächsten lag tot im Straßengraben und das zweite beinahe auch, wie durch ein Wunder nicht: Ich sah schon von weitem, wie es rechts der Straße immer geradeaus eine Wiese herunter rannte, dann zwischen den Autos durch und auf der anderen Seite wieder die Wiese hoch. Möglicherweise haben die Autofahrenden es ebenso bemerkt und konnten kurz abbremsen (dafür war ich zu weit weg). Aber wenn die so stumpf mit „meilenweitem“ Anlauf über die Straße rennen wundert mich nichts.
Ein anderes stand heute in einem Garten und hat die Blätter junger Bäume weggefressen. 😉

Heute hab‘ ich ja gerade so die 40 km voll bekommen (damit es nicht ganz so blöd aussieht *g*). Trotzdem waren es 450 Höhenmeter. Die ersten 10-15 km tat ich mich schwer mit den Steigungen (obwohl heute durchgehend asphaltiert), danach kam ich langsam in den Flow. So ließen sich 4-5 % relativ locker im ersten oder sogar zweiten Gang treten. Am Anfang der Tour habe ich bei jedem 1- oder 2-Prozent-Berg gestöhnt. 🙂

Das Wetter lässt zu wünschen übrig. Heute wieder 15 Grad, aber wenigstens kein Regen unterwegs, obwohl das möglich gewesen wäre laut Vorhersage. So richtig weit bin ich nicht gekommen. Momentan fühle ich noch keinen Zeitdruck, so dass ich nicht unbedingt im Regen aufstehen und abbauen möchte, wenn es sich 1-2 Stunden später einfacher machen ließe. Bei der Wahl des Frühstücksplatzes habe ich den möglichen Regen gleich mitgedacht und unter einem Holzpavillon gegessen. Zwischendrin sprang eine Krähe auf meinen Anhänger. Ich hab‘ sie verscheucht, damit sie nicht auf das Solarpanel macht. Nach dem Frühstück fiel mir aber erst auf, worauf sie es eigentlich abgesehen hatte: Ich hatte in der Netztasche (als Anhängsel an der Packtasche hinten) das Ciabatta-Brot von Lidl in ner Papiertüte drin gehabt. Im Anhänger oder der Packtasche selbst bleibt es unter Luftausschluss nicht kross, sondern wird weniger wohlschmeckend weich („lätschig“, wie der Schwabe sagt). Da habe ich ja nochmals Glück gehabt. 🙂

Manchmal denke ich, es ist weniger gefährlich auf dem mehr oder weniger breiten Standstreifen der großen vielbefahrenen Straßen zu fahren (oder womöglich wie heute ein paar Kilometer direkt auf ner größeren Straße) als auf diesen kleinen kurvigen Lehmstraßen mit vielen heftigen Steigungen und Kuppen durch den Wald. Da wird dann nämlich oft gefährlich und fahrlässig überholt. Vor ein bis zwei Tagen fuhr ein Bus eine asphaltierte Steigung eine Weile sehr langsam hinter mir her, weil ja jederzeit jemand über die Kuppe entgegen kommen konnte. Da überholten zwei bekloppte Motorradfahrer den Bus und mich. Prompt kam natürlich ein Auto über die Kuppe und die Motorräder mussten scharf reinziehen. Der Bus hat intensiv gehupt. Zurecht.

Heute hab‘ ich die 4.000 km voll gemacht. Was das bedeutet muss ich nachher mal ausrechnen. Die Steigungen werden jetzt tatsächlich weniger (maximal 7 % heute) und 350 Höhenmeter auf 48 km liegt jetzt wieder unter dem 10:1-Verhältnis (welches ich für mich jetzt als Indikator betrachte, ob es kritisch wird oder noch gut machbar ist). Gut, 35 km davon waren gegen starken Wind fahren, aber das kann ich besser ab als harte Steigungen, denn bei Gegenwind hab‘ ich es selbst in der Hand, wie viel Druck ich auf den Pedalen haben will. Dafür waren die Windböen schön anzusehen in den Getreidefeldern, wie die Ähren sich neigten und silberne Wellen durchs Feld wogten.

Bisschen Zeit für Erholung war auch nach Wäsche waschen, Zelt aufbauen, essen, duschen, Fahrrad warten etc.:

Ahh, Urlaub…
Und die Wäsche ist auch schon gemacht…

Gepostet von Steffen Hartmann am Montag, 30. Juni 2025

Jörg läuft hier mit einem Fahrradschlauch auf dem Campingplatz herum; das berührt mich unangenehm. Denn es zeigt auf, dass mir so was ähnliches auch passieren könnte und dazu hab‘ ich so gar keine Lust. Vielleicht kein Loch im Reifen (mit den Marathon plus eher unwahrscheinlich), aber es kann ja so viel anderes kaputt gehen: Vor zwei Tagen hab‘ ich beim Losfahren morgens ein minimales Knacken in den Pedalen gespürt ohne zu wissen woher es kam, ging aber wieder weg. Und seit drei Tagen höre ich von hinten immer wieder ein silberhelles leises Dauerklicken. Keine Ahnung was das ist und ob es ein Problem andeutet. Ich versuche es erstmal zu ignorieren. 😀

Straßenschilder verstehe ich nicht, wenn sie (nur) in finnischer Sprache sind. Besser wird es mit dem Textverständnis wenn auch die schwedische Version dabei steht. Heute hab‘ ich zwar das Symbol zu Beginn der Baustelle verstanden (auf die linke Straßenseite wechseln, weil die rechte frisch asphaltiert wurde), aber ich staunte nicht schlecht, als mir ein Baustellenfahrzeug mit „Folgen-Display-Anzeige“ mit Autokolonne im Schlepptau entgegen kam. Hoppla, hätte ich da warten müssen, bis ich „abgeholt“ werde? Glücklicherweise kam links eine kleine Ausbuchtung der Straße bevor mich der Gegenverkehr erreichte und ich konnte aus dem Weg fahren und alle vorbei lassen. Puhhh.

Heute haben wir mit 80 km den Campingplatz im Yyteri erreicht. Ein sehr viel besseres Lager um einen Regen- und Sturmtag auszusitzen als auf dem Campingplatz heute Morgen, der ungefähr 6-7 Duschen verteilt auf einem sehr großen Gelände mit sehr vielen Leuten bot. Dazu keine Waschbecken und keinen Aufenthaltsraum. Hier sitzen wir jetzt gerade in einem großen Raum mit einem riesigen Ofen in der Mitte, wo man an vier separaten Feuerstellen Feuer machen kann (was ein Finne hier natürlich auch tun musste – wie die Balten auch können die nicht ohne ständig Holz zu verbrennen *lach*). Ich sitze hier mit T-Shirt und halblanger Hose. Aber zugegebenermaßen kühlt es langsam ab: Heute maximal 18 °C gehabt und heute Nacht geht es runter auf 9 °C. Ist mir aber sehr viel lieber als zu Hause nahe 40 °C!

Blöde Nachbarn gibt es diesmal auch nicht, zumindest nicht in näherer Umgebung; da hat nur Jörg sein Zelt aufgebaut. Er hat mir erzählt, dass sein eigentliches Zelt auf Rügen den Geist aufgegeben hat und er unterwegs für 400 € ein neues kaufen musste (das nicht so optimal passt wie das alte). Hoffentlich geht bei mir nichts kaputt. *klopfaufholz*

Man sieht jetzt öfters große Holzskulpturen von Bären in den Gärten, außerdem hatte eine Stadt eine Marketingkampagne mit Bären-Symbolen. Deutet das darauf hin, dass es hier nun tatsächlich Bären gibt? Ich beruhige mich erstmal mit dem Fakt, dass ich hier auch ständig Elch-Schilder aber keine Elche sehe. Vorhin hat mir Jörg allerdings erzählt, dass er vor wenigen Tagen einen Elch gesehen hat. Hmmm, muss ich mir jetzt doch Sorgen machen?

Schon gestern hab‘ ich einen alten Mann auf nem Dreirad-Roller (größer als auf dem Bild) zum Anschieben zum Supermarkt flitzen sehen – sah witzig aus. Heute stand diese vierrädrige Variante neben meinem Gespann als ich vom Einkauf zurück kam.

Heute sind Jörg und ich uns auf der Piste mehrfach unterwegs begegnet, haben u.a. zusammen Pause in einer Bushaltestelle gemacht. Jetzt sind wir in einem Museumsdorf, das auch einen kleinen Camping mit 2 WCs und zwei Duschen im Vorraum einer Sauna hat. Weil heute die örtliche freiwillige Feuerwehr mit knapp 20 Mann anrückte, war die Saune schon ordentlich heiß als ich um ca. 18 Uhr duschen wollte. Für mich als Anti-Sauna-Held (ich kann die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit nicht ab) war schon der Umkleideraum übel warm. Im nächsten Raum mit den Duschen, dem Vorhof zur Hölle, war es beim Stehen schon unangenehm heiß an den Füßen, so heiß war der Raum. Was wohl daran lag, dass die Tür zur Sauna unten einen 10 cm breiten Spalt hatte. Ich hab‘ dann kalt geduscht, obwohl es draußen sehr kühl war. Im Prinzip hatte ich schon den Saunagang light. 😉

Ab 19 Uhr kamen dann die Feuerwehrmänner an und begannen mit lustigen Trinkspielen, u.a. gleichzeitig ein Handy an der Schulter einklemmen und parallel dazu eine Dose Bier trinken und einer Puppe eine Windel anlegen. Da hatten wohl zwei von denen Nachwuchs bekommen. Ein netter deutscher Camper hat sich zu ihnen gesellt, da er auch in die Sauna wollte. Seitdem wird hier viel gelacht und getrunken und überall laufen halbnackte Männer in Handtüchern rum. Das kann noch heiter werden heute – Ohrenstöpsel sind mal wieder gefragt. 🙂

Kleine Impression des Pausentags gestern:

Pausentag…warum wohl? 😩
Und heute Nacht kommt noch Sturm dazu bis Windstärke 9.
Bis auf morgen sind die Aussichten auch eher trübe…

Gepostet von Steffen Hartmann am Donnerstag, 3. Juli 2025

Gestern am Camping angekommen habe ich einen riesen Schrecken bekommen: Es fehlte nicht nur ein Hering, nein, ich konnte das ganze Säckchen mit allen 12 Heringen nicht mehr finden. Anhänger ausgeräumt, nichts. Dann muss es mir wohl doch beim Einpacken morgens aus dem Packsack fürs Zelt herausgefallen sein, denn da löst sich unten die Naht auf und es besteht schon ein 5 cm langes Loch. Puhh, da muss ich irgendwo in einer größeren Stadt welche kaufen und bis dahin hoffen, dass kein großer Wind aufkommt.
Aber halt – das Säckchen mit den Heringen rutschte erst am Abend beim Herausholen des Zeltsacks aus jenem heraus und drei, vier Meter neben dem Anhänger lag es im Gras. Glück gehabt. Ab jetzt wird das Säckchen separat verpackt.

Gestern hatten Jörg und ich uns für einen Regenpausentag entschieden. Vormittags hätte es noch geklappt, obwohl das Regenradar ständig Regen anzeigte, aber danach sah es nicht gut aus in der Vorhersage. Tatsächlich hat es erst zwischen 12 und 14 Uhr getröpfelt (ich ärgerte mich schon leicht über einen Regenpausentag ohne Regen), danach aber ausdauernd bis in die Nacht geregnet. So schnell wie ich heute am Camping war, hätte ich da gestern auch fahren können. Naja, hinterher ist man schlauer.

Ich fuhr heute ein ganzes Stück vor Jörg am Camping los, er musste noch Zelt abbauen und Wäsche einholen. Als er mich am Supermarkt traf, da hatte ich schon eingekauft. Ich frühstückte dann und kurzzeitig saßen wir noch zusammen auf der Bank. Dann ging’s gemeinsam weiter und ich warf nach 1-2 km den Turbo an. Als er dann so lange nicht am Ziel-Camping ankam, da dachte ich schon, er hätte es sich anders überlegt und vielleicht den nächsten genommen. Aber er hat einfach nur Mittagspause gemacht, während ich erst jetzt nachher was essen werde.

Nach einem traumhaften Sonnenuntergang um halb zwölf (er findet bisher jeden Tag später statt – sofern wir nordwärts fahren) ging es gut gelaunt in einen zunächst kühlen aber sonnigen Tag. Die Aussichten (sofern sie denn stabil bleiben) lassen frohlocken: Die nächsten fünf Tage bei 0 bis 10 % Regenwahrscheinlichkeit und steigenden Maximaltemperaturen von morgen 20 °C bis am Sonntag mit 26 °C. Da muss doch mal eine Badehosenbenutzung möglich sein. 😉 19 Stunden Sonnenscheindauer sieht auch echt schön aus.

Als ich an einem Wandergebiet namens „Waterloo“ vorbei radelte, vernahm ich ein bisher nicht gehörtes Knacken von vorne. Oje, ein neues Geräusch. War aber nach kurzer Zeit wieder weg, ehe ich genauer raushören konnte, wo es wohl herkommen könnte. Mein Batterielader am Anhänger hatte gestern auch nur noch 10 Watt Ladestärke bei 20 km/h angezeigt – normal ist das Doppelte. Sofort dachte ich, dass einer der beiden Nabendynamos ausgefallen ist, denn von hinten ist dieses leise „helle“ Klicken immer noch permanent da. Dann fiel mir auf, dass der Akku schon bei über 90 % SoC stand. Da wird die gute Ladeautomatik des Forumsladers die Ströme begrenzt haben um die Batterie zu schonen. Heute bei niedrigerem Ladestand hat er auch schön mit 20 Watt geladen – man darf sich einfach nicht so schnell kirre machen lassen.

Eigentlich ist es ja echt gemütlich hier draußen vor dem Zelt zu sitzen, aber es fangen jetzt an so ganz kleine Viecher in die Beine zu beißen. Die Sonne steht jetzt um halb zehn auch langsam etwas tiefer, so dass daran zu denken ist sich ins Zelt zurückziehen zu können. Vorher war es einfach zu heiß. Es gibt nur einen Raum mit Dusche und WC hier, aber was soll’s – wir haben ein Plätzchen gefunden und mussten nicht die lange Tour fahren. Kann man zufrieden sein.

Heute hat ne ältere Frau vor dem Einkaufsladen von einem verrückten Pärchen erzählt, das von Norwegen nach Finnland ins Weihnachtsmanndorf (auch mein Ziel) mit Skiern unterwegs war, dann zu Fuß bis Helsinki, dann schwimmend (?) nach Tallinn und dann mit dem Fahrrad weiter nach Südafrika. Ich sagte ihr dann, dass es immer noch verrücktere Leute gibt als man selbst. Sie darauf: „Better crazy than normal.“ Von ner älteren Frau fand ich das recht bemerkenswert. 😀

So viel zum Vorurteil alte Leute und festgefahrene konservative Haltung. Wenn wir schon dabei sind, mal kurz was zu (meinen eigenen) Vorurteilen, vielleicht sogar Rassismus. Ich habe mal gelesen, dass in jedem ein kleiner Rassist oder eine kleine Rassistin schlummert. Meist tritt das auf wenn man auf Unbekanntes trifft, was einem zunächst vielleicht Angst macht. Vor 10-15 Jahren machte ich eine Tour der Grenze der süddeutschen Bundesländer entlang und ich fand mich ganz mutig einen halben Tag in Tschechien zu radeln. Ich hatte aber tatsächlich ein etwas beklemmendes Gefühl und argwöhnte bei jedem komisch fremd sprechenden (Fahrrad-)Ausflügler, dass er mich überfallen oder zumindest bestehlen könnte.
Ähnliche Dinge habe ich im Vorfeld dieser Reise gehört: Hast du keine Angst, dass man dich in Polen oder in den baltischen Staaten beklaut? In jedem neuen Land fühlte es sich kurz 1-2 Tage komisch an, bis man merkte, dass eigentlich alles ähnlich funktioniert wie man es schon kannte. Und man gewöhnt sich daran niemanden zu verstehen und keine Schilder lesen zu können. Nach einer gewissen Zeit fühlt es sich völlig normal an. Deswegen kann ich nur jedem und jeder raten: Reisen bildet, erweitert gewaltig den Horizont und lässt Verständnis wachsen.
Übrigens, vor zwei Tagen wurde Jörg auf dem Camping beim Laden über Nacht im Waschhaus die Powerbank geklaut. Im reichen Finnland, nicht im armen Polen oder Litauen. 😉

Jetzt bin ich wieder „Fahrrad-Single“. Jörg hat sich heute morgen noch nett verabschiedet und ist dann losgefahren. Ich musste noch die Sache mit dem Preis klären an der Rezeption, die erst um 9 Uhr aufmachte. Jörg wurde vom „summer worker“ abkassiert, deswegen hatte er nur 15 € anstatt 25 € bezahlt. Ich hatte 22 € mit Camping Key Europe Rabatt bezahlt. Kulanzhalber hätte ich auch nur 15 bezahlen müssen, aber da es ja kein Fehler war, habe ich nur nen Fünfer genommen. 😉 Ehrlich gesagt war der Camping aber auch keine 22 Euro wert, Gemeinschaftsdusche (heiß und rauchig wegen Sauna nebenan), nur drei WCs, davon zwei sehr eng und klein, dazu falsche Auskunft wegen einem oder zwei Sanitärgebäuden und nach mir hat sich ein Wohnwagen zwei Meter neben mich gestellt (wobei ich da wegen meiner Platzwahl auch selbst dran schuld war) – weil mir eingeschärft wurde, ich solle mich nicht in die Mitte der Wiese stellen, sondern an den Rand, habe ich das zu gut befolgt und stand dann zu nah am Rand der Wiese, wo dann direkt der Wohnwagenplatz auf Kies anfing. Naja, wir haben friedlich koexistiert und war ja auch nur für eine Nacht. 🙂

Einfach mal die Seele, äh, Beine baumeln lassen… 🙂

Gepostet von Steffen Hartmann am Freitag, 11. Juli 2025

Gestern habe ich Anja, eine Kinderärztin aus Hamburg am Campingplatz getroffen. Sie flog mit Umsteigen mit ihrem Ersatzrad (weil ihr das eigentliche Rad vier Tage vor Reiseantritt geklaut wurde) ans Nordkap und fährt nun über Finnland wieder runter. Wenn sie Lust hat, dann weiter übers Baltikum, Polen und sonst noch mal sehen. Sie muss wie ich auch erst Mitte Oktober wieder arbeiten. Ihre erste Radtrekking-Tour. Ihr Zelt fand ich ziemlich „luftig“ fürs Nordkap, wo auch im Sommer mal Schnee fallen kann. Ich hatte mir dafür ja extra ein Winterzelt gekauft. Aber sie hat es gepackt. Trotz ihrer Wandererfahrung finde ich das ganz schön mutig, gleich so ein großes Projekt. Und sehr sympathisch fand ich sie auch.
(Falls du das lesen und nach unseren Touren mal Lust auf Tages- oder Wochenendtouren im näheren oder weiteren Hamburger Raum haben solltest, gerne melden). 🙂

Hier auf dem Vereinscamping haben sie das Saunieren perfektioniert: Eine Außensauna mit Schwimmponton am Fluss (ich war der einzige, der bei dem kalten Wasser etwas länger geschwommen ist – 18 °C Wassertemperatur, dachte erst da schwimmt ein Geocache, dabei war es ein Schwimmthermometer) und jeweils eine getrennte Sauna für Weiblein und Männlein im Sanitärbereich. Der erste Raum ist geprägt von vielen Spinden, dort legt man seine Kleidung ab und nimmt nur das Duschgel mit in den zweiten Raum, die Gemeinschaftsdusche mit acht Plätzen. Im dritten Raum dann die Sauna. Da war ein ständiges hin und her wie in einem Bienenstock. Abgetrocknet hat man sich dann im ersten Raum, wobei ich es im Duschraum gemacht habe, denn ich muss mein Microfaser-Handtuch ja mind. zwei Mal auswringen. Ich bin ja kein Freund von Gemeinschaftsduschen, aber half ja nichts…

Diese netten Leute habe ich unterwegs getroffen als ich gerade vor nem Supermarkt in meinem Hocker sitzend etwas gegessen hatte. Genauer gesagt haben sie mich getroffen und angesprochen. Dann wollte Maiju ein Selfie mit mir haben – ich bin jetzt so was wie eine Dorf-Berühmtheit in Merijärvi. 😀
Heute Mittag war es schon so warm, dass ich mich gegen 13 Uhr schätzungsweise nach dem späten Frühstück (bin erstmal 30 km gefahren bis zum Einkaufen) auf einem Schulhof im Schatten auf eine Bank gelegt und ne halbe Stunde gedöst habe. 28 °C ist schon zu viel für mich. Das wird die nächsten vier Tage auch noch so bleiben. Mal sehen, ob ich mal irgendwo einen Badetag einlege; wenn es vom Camping und der Einkaufsmöglichkeit her klappt. Waschen sollte ich auch mal wieder.

Eigentlich wollte ich heute nur 30 km mit der Option auf 85 km fahren. Aber wie Anja mir schon vorgestern erzählte, der Camping ist wohl der größte Finnlands (mit viel Remmidemmi und Animation) und schon die Checkin-Straßenschilder und der Blick auf den riesigen Wasserpark haben mich abgeschreckt. Dazu kam noch, dass unsicher war, ob der Zeltplatz auf Sand oder Gras war; Google übersetzte auf der Website mit „Grassand“ – das kann ja alles bedeuten. Und vollends unsicher wurde ich, als mir ein deutscher Motorradfahrer erzählte, dass sie ihn mit Zelt nicht genommen hatten wegen Überfüllung bzw. er hätte sich in eine Warteliste eintragen und dann u.U. mehrere Stunden warten müssen. Da bin ich lieber weitergefahren. Wurden dann 91 km. Jetzt bin ich auf einem ruhigen Camping auf einer Flussinsel. Zwar sehr überteuert mit 26 € für das, was er bietet bzw. das, was er nicht bietet, was man für den Preis aber erwarten könnte (Klopapier auf allen WCs beispielsweise und nicht nur eine Riesenrolle, die eigentlich in so nen Spender gehört und außerhalb diesem verdammt unhandlich ist, haha). Eine kleine Küche mit einem Tisch, zwei Stühlen und Sofa gibt es zwar, aber es ist brutal heiß darin. Glücklicherweise haben meine Berechnungen des Schattenverlaufs hingehauen und mein Zelt blieb im Schatten, so dass ich dorthin vor den stechenden und beißenden Insekten flüchten konnte um zu schreiben und zu essen.

Das passt perfekt: Toller Campingplatz, heute nur 40 km, d.h. ich war um 14 Uhr mit Zelt aufbauen fertig. Morgen gibt es nochmals 27 °C; ich werde deshalb einen Badepausentag einlegen. Übermorgen sollen es dann nur noch 24 °C werden, das passt besser für die etwas über 100 km der nächsten Etappe. Für die nächsten 14 Tage ist übrigens momentan praktisch nur Sonne bei Temperaturen zwischen 21 und 26 °C angesagt. Scheinbar kommt der Sommer jetzt doch noch nach Finnland. Die Supermärkte hatten ihn schon abgeschrieben und Badeartikel stark reduziert. Ich hab‘ mir für jeweils vier Euro eine Luftmatratze und einen großen Schwimmring gekauft. Die Luma ist allerdings etwas klein ausgefallen, nur 80 kg Belastbarkeit und etwas kürzer als ich. Fiel mir zu spät auf, deshalb der geringe Preis. Aber das war es heute trotzdem schon wert, denn das Liegen auf der Holzfläche beim Sonnenbaden ist dadurch sehr viel angenehmer und bisschen rumgepaddelt bin ich damit auch schon (einmal um die Insel herum ins offene Wasser mit schon leicht brechenden Wellen und vielen großen Steinen – war interessante Hindernisnavigation *lach*). Und man kühlt nicht so schnell aus, denn das Wasser ist immer noch kalt.

Morgen also Badetag, allerdings stehen auch 8 km Radfahrt zum Einkaufen und die zweite Fuhre Wäsche an (der Pyjama muss mal wieder gewaschen werden, nachdem es jetzt abends oder auch morgens doch manchmal noch oder schon so heiß ist, dass man schwitzt im Zelt wenn es nicht günstig im Schatten steht). Heute hatte ich vor 9 Uhr schon Schwierigkeiten beim Auftragen der Sonnencreme – wenn die Haut schon nass vom Schweiß ist, verwässert das und haftet nicht mehr ordentlich.

Nanü, ein Bericht an einem Relax-Pausentag? Ich brauchte mal ne Pause vor der Sonne, denn die Strahlungsbelastung ist nur schwer einzuschätzen bei meinem Mix aus blasser Haut, Sonnencreme LSF 30 und ausgeprägtem Wasserkontakt. Außerdem will ich ja nicht, dass Frau P. aus ihrem gewohnten Leserhythmus gerissen wird. 😉

So viel gibt es eigentlich aber nicht zu berichten, die Aktivitätenliste folgt weiter unten. Außer dass so ein Pausentag alle eingeübten Abläufe aus dem Tritt bringt: Plötzlich braucht man manche Gegenstände zu anderen Zeiten an anderen Orten und die über viele Wochen eingeübte Praxis und Organisation kommt aus dem Tritt. Beispielsweise habe ich heute morgen die Ladeschale mit meinen Kopfhörern nicht mehr gefunden, die ich gerne zum Wäsche waschen verwendet hätte. Ich hab‘ im Anhänger, in meinen zwei Stoffbeuteln, in der Lenkertasche und im Zelt außen und innen gesucht, nichts. Auch alle Hosentaschen der gestern getragenen Hosen kontrolliert. Auf dem Weg zum Einkaufen bin ich dann im Kopf nochmals durchgegangen, wann ich sie zuletzt verwendet hatte, eben auch beim Wäsche waschen gestern. Dabei hatte ich schon die Badehose und ein Radtrikot an, konnte beides auch nicht sein. Dann hatte ich plötzlich wieder vor Augen, dass ich die Ladekapsel zwischen zwei Radtaschen geschoben hatte, falls während des Badens doch jemand kurz in mein Zelt schauen sollte und sie nicht sofort findet (wenn sie wie üblich am Kopfende der Isomatte lägen). Jo, hat dann wirklich niemand gefunden, nicht mal mehr ich. 😀

Gestern rief mich Frau P. an und wir plauderten ein bisschen, das hat mich gefreut. Da ihr die Zeitverschiebung nicht bewusst war, war es fast schon ein bisschen spät, aber das machte nichts. Ich konnte sowieso noch nicht ins Zelt, denn es war noch so warm, dass ich wieder angefangen hätte zu schwitzen. Um Mitternacht hatte es dann 20 °C (leider ohne Wind) und es ging dann so einigermaßen. Ich musste den Wecker heute Nacht nach dem Gang zum WC dann aber von 6 Uhr auf 6:30 Uhr verstellen um genug Schlaf zu kriegen. Eigentlich wäre ich müde genug heute früh schlafen zu gehen, aber erst um 23 Uhr wird die Temperatur auf 19 °C sinken. Immerhin etwas früher als gestern.
Jetzt scheine ich die Sonnenuntergangszeit durch weiter nördlich fahren nicht mehr stark beeinflussen zu können: Ist hier in Oulu jetzt zwar eine Minute später als gestern in Raahe, aber es waren schon mal drei Minuten später (die ich wohl nicht mehr einholen kann).

Auch in Finnland gibt es Schnacker, Leute die sich wichtig tun. Auf dem Camping vorgestern hat mich einer angesprochen, wo es weiter hingehen soll und ich sagte nach Oulu. Oje, das wird sehr voll, sagte er, da sind gerade überall Festivals. Ich hatte schon ein bisschen Angst, dass ich keinen Platz bekommen würde. Naja, auf dem Camping war für Zelte massig Platz als ich ankam. Alles kein Problem. Auch nachts noch, als weitere Ankömmlinge eintrafen.
Aber bisschen komisch war der Camping: Als ich nachts um drei Uhr zum WC musste und meine Ohrenstöpsel raus machte, da hörte ich Kinder draußen rumlaufen, Erwachsene unterhielten sich, nebenan lief ein älterer Mann nur mit einer kurzen Hose und Strümpfen bis zum Knie durch die Gegend. War irgendwie ne schräge Szene. Liegt vielleicht an der Helligkeit, dass Tag und Nacht so verschwimmen. Heute bin ich so weit nördlich gekommen, dass der Sonnenuntergang doch nochmals einen ordentlichen Sprung nach hinten gemacht hat: Heute um 23:43 Uhr.

Gestern hab‘ ich mich auf dem Camping vor der Abfahrt mit einem Reiseradler aus Bayern unterhalten. Der erzählte, dass er im deutschen Mittelgebirge Knieprobleme bekommen hatte und die über Polen und das Baltikum nicht richtig weg gingen, weil er sich nicht ausreichend geschont hatte. Er sagte, er hätte sich dann eine Orthese zur Entlastung der Knie gebaut. Unterwegs heute auf dem Rad fragte ich mich, wie man auf die Idee kommen kann so etwas selbst zu bauen; ich hätte keine Ahnung wie (und auch nicht das Material). Er hatte die offenbar auch nicht, denn durch Scheuern drangen Bakterien unter die Haut und er hatte zwei fette Entzündungen am gesamten Knie. Das führte dann über Arzt (oder Krankenhaus – das bleib offen) zu zwei Wochen strikter Auszeit mit Antibiotika in einem Hotelzimmer. Jetzt muss er ein bisschen schneller ans Nordkap radeln (wo die Belastungen für die Knie durch die Steigungen sicher wieder mehr werden als in Finnland)…

Ich hatte heute den Plan einen Camping anzufahren, bei dem ich evtl. einen Tag länger bleiben könnte für nen Badetag. Ging nicht auf, die Sanitäranlagen sind zwar gut (sogar klimatisiert), aber die Küche ist es nicht und es gibt keinen einzigen Baum auf dem Zeltgelände. So lässt sich das nicht aushalten einen ganzen sonnigen Tag lang. Glücklicherweise gibt es bis jetzt nicht viele Mücken und bei der Einschätzung der vielen kleineren fliegenden Viecher im und über dem Gras bin ich mir noch nicht sicher, ob die beißen oder stechen. Nervig sind sie aber sicher.
Leider ist das der letzte Campingplatz vorerst am bottnischen Meerbusen. Naja, es kommen noch Campingplätze am Fluss, den ich ab morgen hoch fahren werde.

Bei Lidl hat mich heute ein neues Mikrofaser-Handtuch angelächelt. Mein bisheriges stinkt 2-3 Tage nach einer Wäsche (mit Waschpulver) schon wieder, da kann ein anderes nicht schaden. Das alte verwende ich jetzt fürs Abtrocknen nach dem Schwimmen. Da ich heute nicht weit fahren musste, gönnte ich mir mal den Luxus fürs Frühstück in zwei Läden einzukaufen: Die Croissants von Lidl und den Liter Pfefferminzschokomilch vom K-Market. Letztere macht echt süchtig und da es sie leider nicht in Halbliterpackungen gibt, könnte sie der Grund sein, dass es gefühlt mit dem Abnehmen gerade etwas langsamer zu gehen scheint. 😉
Was ich eigentlich sagen wollte: Es hat ewig gedauert – bei Lidl ist die Kasse abgestürzt und musste ewig rebootet werden und bei dem großen Supermarkt stand ich an einer Kasse, wo die Verkäuferin eine normale Kasse und einen Infoschalter bedienen musste (und immer wenn jemand zum Infoschalter kam, wurde der sofort dran genommen). Ich war leicht genervt, aber naja, ich hatte ja Zeit.

Ich hasse ja Gemeinschaftsduschen, von wegen Privatsphäre und so. Aber hier gibt’s die leider öfters, vor allem dann vorgeschaltet vor der Sauna. Heute hat mich beim Duschen auch noch ein Finne in ein Gespräch verwickelt (das aber sehr mühsam war, weil er kaum Englisch konnte). Naja, man gewöhnt sich an (fast) alles. 😀

Und es ist ein Radfahrerpärchen auf dem Camping, welche auch beide Rohloff-Nabenschaltungen fahren und das gleiche Bauteil an der Hinterachse verbaut haben wie ich. Bei ihm ist es durch den Radständer auch schon etwas gebogen, bei ihr ganz gerade. Und das, obwohl sie unterwegs auf ihrer Tour einen mehrere Kilo schweren Stein, ein Rentierfell, ein Geweihstück und Teile dieser bei Schnee verwendeten Straßenbegrenzungen mit sich schleppt. Bisschen verrückt, aber auch sympathisch. 🙂 Da sind mein Schwimmreifen und die Luftmatratze noch deutlich leichter, haha.

Morgen muss ich eine Entscheidung treffen: Entweder weiterer Weg auf einer viel befahrenen Straße mit Einkaufsmöglichkeit oder kürzerer Weg (47 km) bis zum Supermarkt mit wenig(er) Verkehr. Viel zu essen habe ich nicht mehr, das muss ich mir gut einteilen…
Ich versteh‘ die Finnen nicht: Bei 29 °C draußen gehen die trotzdem tagsüber noch in ihre Sauna. Das ist doch schon fast pervers?! 😉 Gelegentlich waberte auch noch der typische Rauchgeruch herüber. Aber wenigstens ist auf diesem Campingplatz die Sauna in einem extra Gebäude und die Dusche mit moderateren Temperaturen separat – nicht so wie gestern und früher auch schon, dass die Sauna das ganze Haus zusätzlich aufwärmt. Ich bin wohl hier im falschen Land, da ich mich für Sauna und Holz verbrennen und Rauch nicht erwärmen kann. Haha, kleines Wortspiel.
Manche springen hier direkt von der Sauna in den Fluss – wir haben gelernt und lesen immer wieder, dass man sich im kalten Wasser langsam „akklimatisieren“ soll. Versteh‘ einer die Finnen… 🙂

Wie ungeschickt kann man sein?! Beim Ankommen (gestern) hatte ich meine Sonnenbrille – warum auch immer – hinten auf die Packtasche gelegt. Als mir dann der Weg zum Platz gezeigt wurde, schob ich los und die Brille fiel unbemerkt runter. Ich hab’s erst genau dann bemerkt, nach hinten geguckt und angehalten, als der Reifen des Anhängers genau auf dem Brillenglas aus Plastik stand. Autsch. Aber sie hat es glücklicherweise ohne Spuren überlebt, weder das Plastikglas noch das Plastikgestell sind verbogen oder gebrochen.

So, jetzt war ich im Weihnachtsmanndorf am Polarkreis und eine kurze Zeit in der Arktis. Dann fuhr ich wieder zurück auf den Campingplatz und könnte diesen morgen dann wieder verlassen. Allerdings ist mittags Gewitter vorhergesagt und eigentlich will ich versuchen einen Slot beim Friseur zu ergattern. Mal sehen ob das klappt (dynamische Warteliste im Internet). Ich werde also insgesamt drei Tage bleiben und dann Richtung Schweden weiterfahren.
Heute gilt es eine tropische Nacht zu überstehen, ab morgen wird es dann wohl ein bisschen kühler. Naja, noch fünf Tage zwischen 25 und 27 °C. Aber besser als 30 °C wie momentan.

Ich hab‘ am ersten Tag auf dem Camping in Rovaniemi „Infektions-Man“ wieder eingeholt. Am dritten Tag war er auch wieder zu sehen, da war er nun aber „Allergie-Man“, der arme Tropf. Schon am ersten Tag hatte er wieder furchtbare Blasen auf einem sehr roten geschwollenen Knie. Er war dann wieder im Krankenhaus und hat dort seinen Verdacht mitgeteilt, dass er (inzwischen) auf Voltaren allergisch reagiert. Die Blasen kamen wohl wirklich nur davon. Er ist am zweiten Tag dann in einem Hotel im Krankenhaus gewesen und bleibt dort jetzt einige Tage, das kostet pro Tag nur 50 € inkl. Frühstück und Beaufsichtigung durch eine Pflegekraft. Das ist ja wirklich nicht mehr so viel teurer als die 30 € auf dem Camping. Er war dann nur nochmals da um sein Zelt und das Rad abzuholen. Danach will er trotzdem weiter zum Nordkap, aber eben nicht mehr per Rad zurück.

Der Vollständigkeit halber noch die Aufzeichnung von gestern zum Friseur und einkaufen:

Ich war gerade fertig mit Aufbauen und hatte meine Duschsachen gepackt, da ging auch schon ein Gewittersturm los, der mein Fahrrad umschmiss. Dem Zelt ist nichts passiert. Kein so schöner Empfang in Schweden, haha. Aber inzwischen ist es wieder schön und zum Glück etwas kühler. Nach 5.335 km und 26.350 Höhenmetern bin ich nun also im letzten Land (außer dem Heimatland) gelandet. Muss nachher mal die Flaggen in meiner Radtasche suchen… 🙂

Cooles System: Da kannste den ganzen Flaschensack ausleeren, alles gemischt, Dosen und Plastikflaschen. Kein Einzeleinwurf wie in allen bisher bereisten Ländern. Ich habe neugierig zugesehen, wie der Schwede vor mir das macht, da ich auf dem letzten Camping in Finnland vier schwedische Dosen für 6 Euro gekauft hatte (es war so heiß und es bedurfte einer Belohnung nach der scheiß Strecke). Er fragte mich, warum ich so skeptisch dreinsehe und ich sagte ihm, dass ich so was noch nie gesehen hatte, so mit Sortierung. Er meinte dann: "We drink a lot of beer here." 😁

Gepostet von Steffen Hartmann am Freitag, 25. Juli 2025

Gerade fällt es mir etwas schwer mich zu motivieren. Liegt wohl daran, weil es jetzt „nur“ wieder nach Hause geht. Und vermutlich, weil die Mückensituation auf dem letzten Camping wirklich furchtbar war: Ich konnte keine Sekunde außerhalb meines Zelts oder einer aufgeheizten kleinen Küche mit etwas müffelndem Ausguss für Chemietoiletten nebenan verbringen. Bevor man den Gang zum Zähneputzen antritt musste genau überlegt werden, was in welcher Reihenfolge zu tun ist, damit man möglichst kurz exponiert ist und keine Viecher ins Zelt kommen. Schwierig bei ca. fünf Mücken gleichzeitig an jedem Zelteingang. Das machte mich so fertig, dass ich mir zeitweilig wünschte schon wieder zu Hause zu sein.

Dabei habe ich ja noch zwei Monate und über 3.000 km zu fahren. Ich hoffe, es kommen auch wieder Tage zum Genießen, dass man unterwegs ist und etwas Schönes erlebt hat. Wäre blöd jetzt zwei Monate lang nur an sein komfortables Zuhause zu denken. 😉

Heute gab es wieder lange Staubstraßen. Aber bis auf einen Idioten mit erlaubter Höchstgeschwindigkeit (dann knirscht es zwischen den Zähnen kurz vor Staub), haben alle auf ein gerade noch angemessenes Tempo abgebremst, mehrere Frauen sogar fast bis Schrittgeschwindigkeit. Dafür gab’s dann auch gerne den Daumen nach oben. Man muss ja auch mal positiv konditionieren, dann prägt es sich besser ein. 😉

Die dümmste unfreundlichste Frau habe ich allerdings heute in der Waschstube des Campings getroffen. Ich hatte den Anschlag an der offenen Tür nicht gesehen, dass man die Waschmaschine und den Trockner bzw. den ganzen Raum mieten kann, und bin rein und habe mir das Becken für die Handwäsche angesehen. Da macht mich die Alte dermaßen unfreundlich an, dass das für drei Stunden ihr Raum sei und wollte mich rausjagen. Obwohl ihr bewusst war, dass ich nur Handwäsche machen wollte und sie an ihrer Waschmaschine auch überhaupt nicht gestört hätte. Es gibt schon saudumme Menschen!
Blöd war, dass die Waschbecken im Duschraum winzig waren, da konnte man nicht waschen, trotz von mir organisiertem Stöpsel. Aber ich hab‘ dann im anderen älteren Sanitärgebäude im Duschraum ein größeres Waschbecken ebenfalls mit etwas Stöpselähnlichem gefunden.

Okay, die junge Dame hier vom Camping ist auch bescheuert, die hat mir jetzt schon das zweite Mal kommentarlos den Stuhl zum Aufhalten der Tür der Küche wieder reingestellt und die Tür geschlossen. Dabei ist es hier drin zu warm!

Ich hatte es so schön geplant: Nicht zu früh und nicht zu spät aufstehen um den evtl. angekündigten Regen abzupassen während ich im Supermarkt einkaufe. Dann sah es danach aus, als käme da doch nichts mehr und ich trödelte ein bisschen vor mich hin. Guter Dinge fuhr ich zum Supermarkt und kurz davor fing es dann doch noch an. Ein Reiseradler fuhr nach rechts an mir vorbei, ich nach links. Dann drehten wir beide um; ich, weil der Parkplatz und Eingang zum ICA doch auf der rechten Seite war, und er, weil er mit mir reden wollte. War ein europäisch aussehender Englisch sprechender Radler aus Südkorea. Auch nicht die nächste Anreise. 😉

Der Regenpausentag gestern hätte nicht sein müssen, vermute ich. Zumindest an meinem Warteort war die Vorhersage komplett falsch. Ich weiß aber natürlich nicht, wie die Lage im Zielort war, denn da war nachmittags länger und mehr Regen angesagt. Ursprünglich ab 15 Uhr, deshalb wollte ich eigentlich um 5 Uhr aufstehen, die 85 km zurücklegen und das Zelt aufgebaut haben, bevor es dort losgeht. Um drei Uhr nachts hatte ich nochmals den Wetterbericht geprüft, da begann es dann schon ne Stunde früher. Das war mir dann doch zu viel und ich entschloss liegen zu bleiben. Nach dem Schwitzen bis tief in die Nacht war es sehr angenehm bei 19 °C und etwas Wind bis 8 oder 9 Uhr (ich weiß es nicht mehr genau) liegen zu bleiben. Dann ging’s wieder los mit Schwitzen. Auf dem Fahrrad hat man wenigstens einen angenehmen Luftzug, habe ich dann bei der Fahrt in die kleine Stadt festgestellt. Schon deswegen hätte man die Etappe fahren sollen.

Als ich heute Nachmittag auf der Etappe entschieden hatte nochmals für kühle Getränke anzuhalten und einzukaufen, hab‘ ich – wie Anne das auf Instagram schon beschrieben hatte – 5 km vor dem Laden auch angefangen weggeworfene Pfandflaschen am Straßenrand einzusammeln. Drei Stück konnte ich auf der kurzen Strecke einsammeln ohne die Hände vom Rad zu nehmen. Mit der linken Hand wird die Vorderradbremse betätigt, damit das Fahrrad nicht wegrollt und mit rechts lässt sich die Dose in das Netz am Backroller reinfummeln. Vielleicht mache ich das nun doch öfter bis ich einen Einkaufsladen erreiche, wo ich sowieso einkaufen will. 🙂 Der Jäger- und Sammler-Trieb wurde aktiviert… 😀 Und für die Umwelt ist es ein Segen, denn 10 Cent sind fürs hochpreisige Schweden viel, viel zu niedrig (was man entlang der Straßen dann auch sehen kann).

Kurz hatte ich überlegt wieder Fremdkörper auf einem kleinen Wohnmobilstellplatz in einem Dörfchen zu sein, aber ich hatte dann doch keine Lust dazu. Zudem lag ich gut in der Zeit und konnte noch ein paar Kilometer reißen bis zu nem Camping mit ziemlich schlechten Kritiken (bis zu „der schlecht gelaunte Inhaber drohte mit einer Schusswaffe“, oha). Heute war er aber gut drauf, nur das Sanitärgebäude alt und furchtbar heiß. Es lohnt sich aber immer auch alle „Service-Buildings“ anzusehen, denn im anderen war zwar die Männerdusche abgeschlossen, dafür war eine einzelne Dusche offen (vermutlich mit kleiner Sauna hinten drin). Und der Raum schien klimatisiert zu sein. Nichts ist nerviger als nach dem Duschen genauso verschwitzt zu sein wie zuvor. Auch gab es eine relativ kühle Küche, sogar mit Kühlschrank und Gefrierschrank. Und dachte ich zuvor, auf dem Camping kann man nichts machen (Pool ohne Wasser, kein See bei 30 °C Außentemperatur), dafür bin ich nun viel zu früh hier, so konnte ich sogar doch Wäsche waschen.

Draußen sein geht nicht, denn es fliegen zu viele Bremsen herum. Leider wird die Küche nun langsam auch warm, nachdem die Sonne um die Schatten spendenden Bäume herumgekommen ist. Ich frage mich, wie dieser Camping über die Runden kommt: Es ist Hochsaison und es sind Ferien, neben mir ist aber nur ein Wohnmobil da. Hat an Freizeitmöglichkeiten nichts zu bieten, aber ist mit über 30 € recht teuer. Liegt halt direkt an der E4, da übernachtet nur, wer nicht mehr weiter fahren kann. Dafür hat es aber verdammt viele Hütten auf dem Platz. Fühlt sich schon nach Nachsaison an, wo ich wohl wieder öfters wie in der Vorsaison alleine auf Campings sein werde. Nur die Temperaturen passen nicht dazu. 🙁

Schweden

Gepostet von Steffen Hartmann am Donnerstag, 31. Juli 2025

Gestern habe ich drei Kilometer lang erste Bekanntschaft mit der E4 gemacht – schon etwas schlimm. Auf den E-Straßen in Finnland hatte ich mich aufgrund des breiten Fahrstreifens rechts der Straßenbegrenzungslinie sicher gefühlt, hier in Schweden ist der Streifen nur 40 cm breit! Dazu ist die Seitenbegrenzungslinie grundsätzlich geriffelt, damit Autofahrende am Lenkrad per Vibration aus dem Sekundenschlaf erwachen, wenn sie ihn überfahren. Nur leider kann ich darauf nicht fahren. Also bin ich 2 km lang links davon auf der rechten der beiden Spuren in eine Richtung gefahren. Zweispurig wirkt zwar erst einschüchternd, zumal 110 km/h erlaubt waren, aber das hatte den Vorteil, dass alle Autos, Wohnmobile und LKW auf den linken Streifen ausgewichen sind. Als es dann einspurig wurde, war es deutlich schlechter: Als der LKW mich mit 50 cm Abstand überholt hat, bin ich dann doch auf die rechte Seite der Begrenzungslinie. Dachte mir, besser ich verlasse mich auf meine Konzentration als auf die von anderen. Man hat halt kaum Spielraum: Zu weit links holpert es stark (nicht ungefährlich), einmal zu weit rechts, dann rutscht man vom Asphaltbelag 5 cm tiefer auf den Schotterbelag am absoluten Straßenrand und bei falschem Lenken zurück nach links stürzt man dann noch über den Absatz.

Deshalb bin ich dann heute tatsächlich doch freiwillig auf den parallel verlaufenden Sverigeleden anstatt auf dem EV7 zu bleiben, der zwar über Schotterstraßen in die Wildnis führte und 2 km und 30 Höhenmeter mehr erforderte, aber das ist ja nicht viel, wenn man nur 30 km vor sich hat. Ich war aber tatsächlich doch bis kurz vor dem Abzweig unentschlossen…

Schon der zweite Tag (nacheinander) an dem ich ohne „Insekten-Angst“ sowohl am Zelt als auch draußen vor der Küche/Aufenthaltsraum sitzen kann nach Ankunft am Camping. Ich schöpfe Hoffnung. Auch unterwegs musste ich nur eine Bremse abklatschen, obwohl es schon weitab der Zivilisation war. Das Wetter soll auch etwas kühler werden und bisher haben mich die durchziehenden Schauer nur nachts erwischt. In ner Stunde zieht hier auch einer durch, aber da sitze ich entweder beim Essen oder nutze die Zeit für eine Dusche.

Mache Leute können echt nicht Auto fahren: Heute wollte einer lieber 50 cm von mir entfernt vorbeifahren als die durchgezogene Mittellinie auf einer geraden Strecke ohne Gegenverkehr zu überfahren. Da hat wohl irgendwie die Risikoabschätzung im Gehirn falsche Ergebnisse geliefert.
Gestern wurde ich in einer langgezogenen Rechtskurve mit maximal 60 km/h erlaubter Höchstgeschwindigkeit bei eigenen 20-25 km/h von einer Frau mit knapp 30 km/h überholt. Ich dachte erst, die will mir was durchs Seitenfenster zurufen. Nee, die überholte einfach so langsam, dass ich ihr das Navi hätte programmieren können, wenn ich längere Arme hätte. 😀 Ganz ungefährlich war das jedenfalls nicht, man versucht den Überholvorgang ja doch eher kurz zu halten, vor allem in einer Kurve!

Gestern habe ich zum zweiten Mal die Kurbeln am Rad enger angezogen; das Spiel war damit wieder raus, aber das Knacken und Schleifen ging nicht wie beim letzten Mal (für wenigstens 100 km) weg. Werde wohl doch irgendwo das Tretlager austauschen lassen müssen. Ein Mitradwanderer auf dem Camping hier hat aber erzählt, dass man so was in ner Stunde hinbekommen kann und es eigentlich auch vorrätige Standard-Ersatzteile sein müssten – das macht mir ja ein wenig Mut.

Es gibt noch eine dritte Art Überholer-Typ, den ich gestern vergessen hatte: Viel zu nah angesetzt auf gleiche Höhe kommen und dann vom schlechten Gewissen geleitet nach links außen in die Gegenspur ziehen, wenn das Auto schon am Fahrradfahrer vorbei ist. Zu dem Zeitpunkt ist es dann auch sinnlos mehr Abstand vorzutäuschen. 😉

Gestern gab es seit längerer Zeit tatsächlich mal wieder drei Radwanderer-Zelte um mich herum, alle aus Deutschland. Die sind aber alle im Regen aufgebrochen heute Morgen. Dazu konnte ich mich nicht durchringen, zumal 80 km anstehen. Wird morgen zwar auch nicht ganz trocken vonstatten gehen, aber wenigstens die Abreise sollte trocken bleiben.

Nachdem es gestern am Regenpausentag so lange geregnet hatte, musste ich meine Notvorräte aufzehren: Das Fischdöschen aus Estland, das ich um die halbe Ostsee gefahren hatte, war fällig. Dann war es so spät beim Einkaufen, dass ich meinen Hunger überschätzte und zu viel kaufte. Das Brot war heute Morgen zwar nicht mehr so besonders, aber ich hatte recht untypisch morgens tatsächlich mal richtig Hunger und so passte das noch vor der Abfahrt (solange konnte das Zelt noch trocknen). Jetzt warte ich wieder bis sich der Regen verzieht um einkaufen gehen zu können. So ist das Leben auf der Straße, man ist immer dabei irgendwelche Grundbedürfnisse zu befriedigen. Nicht nass zu werden habe ich heute zumindest bisher gut geschafft. Mal sehen, was der Tag noch bringt beim Einkaufen fahren und Zelt aufbauen. 😉

Heute war irgendwie alles anders als sonst. Wegen Regen erst um 10 Uhr aufgestanden, losgefahren um 11:30 Uhr und dann gleich im Ort eingekauft und gefrühstückt. Richtig los ging es also mit den 50 km erst um halb eins. Der Zeltplatz hier heute Abend ist 1,5 km vom Wohnmobilstellplatz mit Dusche und Küche entfernt. Also bin ich direkt dahin durchgefahren, habe geduscht während draußen nochmal eine Regenwolke vorbeizog und dann den ersten Teil des Blogs geschrieben. Musste abbrechen weil der Datenempfang so miserabel war, dass ich kaum Fotos hochladen konnte. Gibt es in Schweden also auch. Dann um 20:30 Uhr zurück auf die Camping-Wiese, Zelt aufgebaut und zweiter Teil des Blogs. Die Abläufe, Handgriffe und Ablageorte für Gegenstände kommen durcheinander, wenn man Teile der Ausrüstung schon benutzt (hat) bevor das Zelt aufgebaut ist. Jetzt noch einen Salat um halb zehn abends und dann ist der Tag auch schon wieder zu Ende und doch noch erfolgreich gemeistert, obwohl es zwischendrin nicht so gut aussah (viel nicht asphaltierte Wege, teils frisch aufgeraut, teils nass durch Regen und viele Steigungen, alles kräftezehrend).

Es stehen hier noch 5-6 WoMos und Wohnwagen verteilt, alles ruhig; ich höre nur den Wind leise durch den Wald rauschen. Oder es sind weit entfernte Wellen, kann ich nicht genau ausmachen. Jedenfalls werde ich heute mal ohne Ohrenstöpsel schlafen. 🙂

Da hatten sich einige Schwedinnen und Schweden in lauter, lustiger Runde in der Küche an drei Tischen breit gemacht. An einem Tisch lagen eigentlich nur noch Utensilien rum. War ich mal mutig (für meine Verhältnisse) und habe gefragt, ob man das zusammenschieben könnte. Sie waren dann freundlich, boten mir sogar Wein zu meiner Lasagne an. Musste ich ablehnen, aber den Nachtisch nahm ich gerne an. Man kam ins Gespräch und es gesellte sich noch ein Sommerarbeiter aus Kenia (in Finnland immigriert) dazu, der sehr lustig war. Auch aus dem IT-Bereich. Wirklich alles sehr nette, sympathische Leute. Wir haben sogar über Politik geredet, Putin, Trump und die Nato. Alle am Tisch waren froh nun in der NATO zu sein. War mal interessant zu erfahren, wie hier so darüber gedacht wird. Die Leute seien nun ruhiger und sicherer, das war hier das vorherrschende Gefühl.

Ein Gutes hatte die Problematik mit dem Tretlager ja: Beim zweiten Versuch das mit einem Kurbelabzieher temporär zu behandeln, bemerkte ich beim Abkoppeln des Anhängers, dass die Schraube am Drehgelenk der Anhängerdeichsel ziemlich locker war. Ich weiß nicht, wie viel da noch gefehlt hätte und was passiert wäre, aber ich sah vor meinem geistigen Auge schon den Anhänger in einer Kurve bei einer Bergabfahrt eine andere Richtung einschlagen als ich mit dem Fahrrad…

Jetzt bin ich schon das zweite Mal auf einem christlichen Camping in Schweden. Alte, aber zweckmäßige Ausrüstung, niedriger Standard, Gemeinschaftsdusche, aber mit 14 Euro ein christlicher Preis. Und eine Kirche auf dem Areal. Ich weiß nur noch nicht, wie ich die Hochzeitsgesellschaft im Restaurant des Tagungs- und Konferenzcenters einschätzen soll – die könnten mir mit lauter Musik nachts noch Ärger bereiten. 🙂

Schon vor einiger Zeit nach dem Grenzübertritt nach Schweden wollte ich Bargeld abheben, weil es immer mal einen Camping geben kann, der keine Kartenzahlung haben will (zumindest ist mir das 2018 in Schweden mehrmals passiert). Beim ersten Bankautomaten bin ich fast sicher, dass der mich abzocken wollte: Ich arbeitete mich vor bis zur Übersicht, wo angegeben wird, dass es nachteilig sein und Geld kosten könne, wenn man die Umrechnung Kronen/Euro die eigene Bank machen lässt. Ich wollte trotzdem keine sofortige Umrechnung durch den Automatenbetreiber, weil ich weiß, dass das bei der Hanseatic Bank nichts kostet. Dann hat der Automat mit einer undefinierten Fehlermeldung einfach abgebrochen und die Auszahlung verweigert. Ich bin mir fast sicher, dass wenn der Automatenbetreiber die schlechtere Umrechnung zu seinen Gunsten mit Umrechnungsgebühr hätte durchführen dürfen, dass der Vorgang dann funktioniert hätte. Wenn entsprechende Scheine im Automaten gefehlt hätten, dann hätte der Automat ja schon viel früher abbrechen können und nicht noch weitere Seiten anzeigen müssen.

Heute wieder anstrengende 800 Höhenmeter auf 58 km. Aber da es durchgehend Asphalt gab, war das trotzdem ganz gut zu erledigen. Die letzten ca. 8 km musste ich die E4 S fahren (das S steht wohl für Seitenstreifen, haha), was aber ganz gut ging, da der Seitenstreifen fast so breit war wie der Fahrstreifen für Autos.
Auf dem Camping habe ich Anna und ihre Mutter wiederentdeckt. Die beiden waren gestern direkt nach meinem Camping rechts in die Berge abgebogen und haben sich ein Plätzchen zum wild Campen gesucht. Nicht meine Sache, aber die beiden mögen es (scheinbar vor allem Anna). Beim Essen saßen wir dann zusammen und es hat sich ein nettes Gespräch entwickelt (dafür unterbricht man doch gerne mal das Bloggen); sehr sympathisch, die beiden.

Irgendwie kommen mir sehr viele Radwander:innen und Bikepacker aus dem Süden entgegen, aber kaum welche fahren Richtung Süden (Anna, ihre Mutter und Ingo in letzter Zeit mal ausgenommen). So langsam geht der Sommer hier dem Ende entgegen. Heute war es morgens ziemlich frisch, dazu windig. Herbststimmung. Mutig, wer jetzt noch Richtung Norden ans Nordkap unterwegs ist (denn für viele dürfte das das Ziel sein). Meine Mitradelnde aus Dänemark das letzte Jahr, Silke, will es auch noch schaffen dieses Jahr – ich bin echt gespannt. Man muss Glück haben mit dem Wetter, wenn man doch eher spät dran ist.
Ich hab‘ heute dagegen genossen, dass ich mich spontan nochmals ne Stunde hinlegen konnte nach dem WC-Gang weil ich nur 50 km vor mir hatte. Außerdem schob seit langer, langer Zeit mal wieder ein Nordost-Wind teilweise an. Die letzten Tage war leider immer relativ starker Südwind, bähhh.

Bisschen kühl, aber wunderschön am plätschernden Wasser…

Gepostet von Steffen Hartmann am Montag, 11. August 2025

Heute bin ich nach Wäsche trocknen lassen und Salatfrühstück (weil 30 km kein Einkaufsladen) erst um 11 Uhr losgekommen. Dazwischen habe ich mir in einem Sportgeschäft noch eine aufblasbare Matte für unter meine Matte gekauft. Mal sehen, ob das funktioniert – baut leider doch ziemlich hoch im Zelt, das hatte ich nicht so richtig zu Ende gedacht, haha. Naja, für 6 Wochen geht’s hoffentlich. Dazu noch zweimal Supermarkt, so ist es nun 21:30 Uhr und ich hab noch nicht zu Abend gegessen. Das kommt jetzt…

Laut Website sollte die Rezeption des heutigen Campingplatzes gar nicht mehr besetzt sein (erste Vorboten des nahenden Saisonendes). Man kann dann aber trotzdem noch ein paar Wochen einfach auf den Platz stehen und online bezahlen. Den Code für Küche, WC und Duschen bekommt man dann wohl nach Bezahlung zugeschickt oder irgendwie so. Aber es war ja noch jemand hier, der lang und breit erklärte, wo sich in dem kleinen Fischerdörfchen welche Restaurants befinden und was die an Essen anbieten. Naja, ich hab‘ heute zwei Mikrowellengerichte dabei… 😉

An dem lauschigen Plätzchen hab' ich mich erstmals auf dieser Radreise dazu hinreißen lassen während der Etappe und nicht erst auf dem Campingplatz zu baden. Hat gut abgekühlt, aber zum Schwimmen war es nicht so toll geeignet – war bisschen flach und sumpfig, der Boden.

Oft ausführlicher (später) auf radtrekkingblog.de/aktuelles

Gepostet von Steffen Hartmann am Donnerstag, 14. August 2025

Heute mal ein Auszug über einen aktuellen Artikel über die breispiellose Hitzewelle in Skandinavien, die immer noch anhält:

Rentiere in Finnland leiden unter Hitzewelle

Auch andernorts machen die Temperaturen Rentieren zu schaffen. Finnland etwa hatte in den vergangenen Wochen 22 Tage in Folge mit Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius verzeichnet – nach Angaben des Meteorologischen Instituts in Helsinki war es die längste Hitzewelle seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1961. Die arktische Stadt Rovaniemi in Lappland, die als offizielle Heimat des Weihnachtsmanns vermarktet wird, meldete am Dienstag eine Höchsttemperatur von 26 Grad.

Die Rentiere »können ihre Körpertemperatur nicht ausreichend regulieren und überhitzen«, sagte die Vorsitzende des Verbands der finnischen Rentierhalter, Anne Ollila, am Dienstag. »Nicht alle Rentiere haben die Hitzewelle überlebt«, erklärte sie weiter. Die Tiere seien aber »nicht massenhaft« gestorben.

In der Hitze sei es für Rentiere schwieriger, vor Fressfeinden wie Wölfen zu fliehen, sagte Ollila. Anstatt wie im Sommer üblich im schattigen Wald zu bleiben, suchten viele Tiere in Wohngebieten Schutz vor Bremsen und Mücken. So manch ein Rentier habe sich dabei in einen Vorgarten verirrt.

Zum Glück war ich heute Morgen etwas vorsichtiger mit der Sonnencreme obwohl noch für mehrere Stunden Sonne mit Wolken vorhergesagt war. Es ist gerade schon ein bisschen unangenehm klebrig-verschwitzt im Zelt zu sitzen und zu schreiben; wenn ich jetzt noch Sonnencreme auf den Beinen hätte, bähh. Auf den Armen wurde sie bei der Fahrt weggewaschen und im Gesicht auch teilweise. Naja, so langsam beruhigt sich der Regen und ich werde mal die Dusche aufsuchen…

Die letzten Tage fahre ich oft auf dem „Jungfrukustvägen“. Die Jungfernküste bezeichnet die Küstenregion mit den vier Gemeinden Gävle, Söderhamn, Hudiksvall und Nordanstig. Die Jungfernküste ist nach der Insel Storjungfrun und der unberührten Natur benannt. Entlang der Jungfernküste befinden sich 4.502 Inseln!
Glücklicherweise gab es bei den über 100 km heute nur gegen Ende 8 km auf mehrere Abschnitte verteilt mit nicht asphaltierten Straßen. Auch heute wurde ich wieder angehupt von winkenden Schweden und selbst Rennradler reckten den Daumen nach oben. Nett. 🙂
Morgen gibt es dafür deutlich weniger Kilometer zur Regeneration. Das passte wegen der Lage der Campings und wegen des Wetters ganz gut, denn morgen soll es ein paar Grad wärmer werden als heute.

Auf dem Camping gestern waren die Zelte in den Wald verbannt und man musste einen längeren Weg gehen zum WC. Das Zeltgelände war total dunkel, aber auf dem Weg zum Service-Haus standen vereinzelt Laternen. Da ist nachts ein Reh vor mir hergesprungen. Und kleine Kaninchen hüpften sowieso überall herum. War eine interessante Wald-Nacht-Stimmung.
Als ich heute für nur 40 km losfuhr (letzter Pflicht-Camping vor einer etwas längeren Strecke morgen), da waren es erstmals weniger Kilometer in Schweden noch zu fahren als ich bereits gefahren bin. Oder mit anderen Worten: Die Hälfte der Kilometer in Schweden ist geschafft.

Ich bin unschlüssig, ob ich morgen einen Pausentag (bei sonnigem aber kühlem Wetter) einlegen soll oder nicht. Für die Beine wäre es sicher keine schlechte Idee, denn die haben inzwischen einige lange Etappen bis 100 km und eigentlich seit fast zwei Wochen auch nur Etappen mit vielen Höhenmetern erlebt. Einen Geocache gibt es auch auf dem Camping-Gelände, ein schwedischer fehlt mir glaube ich noch in der Sammlung. Mal sehen, wie die Planung für die kommenden Tage aussehen könnte und wie ich Wettervorhersage und Campingplätze auf der Strecke in Einklang bringen kann…

Leider funktioniert seit heute die Anzeige der eingebetteten Facebook-Beiträge nicht mehr. Da die Vorschau-Funktion beim Ermitteln des Links bei einem selektierten Beitrag aber schon auf der Facebook-Plattform den entsprechenden Beitrag nicht anzeigen kann, gehe ich schwer davon aus, dass Facebook hier ein technisches Problem hat. Ärgert mich natürlich gerade trotzdem gewaltig.
Ich wollte ja einen schwedischen Geocache finden, habe aber gestern noch herausgefunden, dass ich genau hier in dem Ort bereits vor sieben Jahren einen Cache gefunden hatte, haha. Einen weiteren in der Nähe habe ich aufgegeben nachdem ich von ner Mücke gestochen wurde. Dafür habe ich den auf dem Campingplatz sehr schnell gefunden, der muss erst die letzten Jahre neu hinzugekommen sein.

Strandbad & Camping

Liegt schon schön, der Campingplatz, so zwischen zwei Seen (einem großen und einem kleinen) und mit öffentlichem Strandbad.

Oft ausführlicher (später) auf radtrekkingblog.de/aktuelles

Gepostet von Steffen Hartmann am Mittwoch, 20. August 2025

Seit Facebook die eingebetteten Beiträge nicht mehr anzeigt fehlt mir irgendwie die Motivation den Blog zu pflegen. Das ärgert mich total und bei nem Großkonzern gibt es leider auch keine Anlaufstelle, wo man sich beschweren könnte, damit die das mal fix wieder reparieren. 🙁
Heute kam mir eine Straßenkreuzung bekannt vor, das war der nördlichste Punkt auf meiner Schweden-Tour 2018. Die Strecke heute muss ich eigentlich schon mal gefahren sein, aber mir kam ansonsten überhaupt nichts bekannt vor (außer dem Campingplatz, den ich eigentlich nehmen wollte, dann aber doch links liegen ließ).

Wer sich für weitere Geschichten, Texte und Bilder des Tages interessiert (was eigentlich nachfolgend angezeigt werden sollte), der kann sich dies leider wegen eines Facebook-Fehlers zur Zeit nicht hier ansehen, sondern muss mein Facebook-Profil ansehen oder mir dort folgen. Wer nur Bilder gucken will, der kann mir bei Instagram folgen (wobei man allerdings selbst einen Instagram-Account benötigt).

Ein Tag zum Vergessen. 35 km im Regen, strömendem Regen. Ich kenne noch schlimmere Stufen, aber das reichte schon aus um innerhalb von 2-3 Stunden bis auf die Knochen durchnässt zu sein. Jetzt bin ich nach Dusche zwar wieder trocken, aber der Regen dauert noch den ganzen Tag und die ganze Nacht durchgehend bis 5 Uhr. Da holt man sich dann noch genug Feuchtigkeit ab. Zumal die Konstruktion aus zwei Schlafmatten deutlich höher baut und somit das Innenzelt oft ans Außenzelt drückt, wodurch Kondens(?)wasser hereindrückt.

Inzwischen habe ich herausbekommen, wer mich jetzt schon öfters auf dem Handy angerufen hat indem ich mal rangegangen bin. Forsa wollte wissen, was ich so über Politik etc. denke. Sehr schön, kann ich die Meinungsumfragen auch mal etwas mitbestimmen, haha. Ich fühle mich gehört. 😀

Wer sich für weitere Geschichten, Texte und Bilder des Tages interessiert (was eigentlich nachfolgend angezeigt werden sollte), der kann sich dies leider wegen eines Facebook-Fehlers zur Zeit nicht hier ansehen, sondern muss mein Facebook-Profil ansehen oder mir dort folgen (uneingeschränkt geht dies aber auch nur mit einem Facebook-Konto). Wer nur Bilder gucken will, der kann mir bei Instagram folgen (wobei man allerdings selbst einen Instagram-Account benötigt).

Yesss, im Blog werden wieder alle eingebetteten Facebook-Beiträge angezeigt! Was bin ich erleichtert. Und wieder motiviert zu schreiben. 🙂 Ich habe einige Einstellungen bei Facebook geändert und wieder zurück gestellt, weil ja zuvor alles richtig war. Was man halt so tut, wenn man denkt, dass vielleicht intern irgendwo ne Einstellung verloren gegangen ist und neu initialisiert werden muss oder so. Vielleicht haben auch meine zwei Fehlermeldungen an Facebook was gebracht. Oder sie haben es selbst entdeckt und repariert. Keine Ahnung, man bekommt von so nem riesigen seelenlosen Konzern ohne persönliche Ansprechpartner ja keine Rückmeldungen.

Ich hab‘ mir gerade den Blogeintrag von damals durchgelesen: Da bin ich genau dieselbe Etappe gefahren wie heute. Damals war ich wohl fix und fertig danach, heute weiß ich zwar, was ich gearbeitet habe, aber fühle mich fit danach. Außerdem hatte ich heute einen Schnitt von über 15 km/h, bei den vielen Höhenmetern mit vielen kurzen kräftigen Steigungen nicht schlecht. Ich muss wohl deutlich fitter sein momentan als damals nach 3-4 Wochen unterwegs. Muss ja, schließlich bin ich jetzt vier Monate unterwegs. Allerdings auch sieben Jahre älter. 😉

Da ich jetzt gleich aus dem trockenen Aufenthaltsraum hinaus in den strömenden Regen geschmissen werde, gibt’s hier heute keinen einleitenden Text.

Frälsningsarmén – die Heilsarmee hat ein Platzkonzert in Stockholm gegeben. Gar nicht schlecht, ich kam leider spät dazu und die Blase und die Regenwolken drängten zur Weiterfahrt. Aber ein Brötchen hab' ich dort wenigstens gegessen.

Gepostet von Steffen Hartmann am Sonntag, 24. August 2025

Vorhin habe ich den zweiten Versuch gestartet meine aufblasbare Isomatte mit einem Klebe-Pad und einer Klebefolie zu flicken. Lief etwas besser als letztes Mal, auch wenn sich wieder das Klebe-Pad nicht von einer Seite der beiden Trägerfolien lösen lassen wollte und drohte wieder zu nem Klumpen zu verkleben. Aber ich habe diesmal den Reinigungsalkohol gut trocknen lassen, so dass das Pad einigermaßen haften blieb beim mühsamen Abziehen der Trägerfolie. Und es musste natürlich genau in dem Moment anfangen zu tröpfeln – einmal nicht aufgepasst und die Klebefolie drohte mit sich selbst zu verkleben. *arrggh* Mal sehen nachher, ich würde eine 50 %ige Chance schätzen, dass die Luft zumindest etwas länger drin bleibt als nur ne Stunde wie bisher. Ich bin gespannt…meinem Rücken würde das jedenfalls sehr entgegen kommen. *aua*

Gute Nachricht: Meine Isomatte hat heute Nacht die Luft gehalten. Das verspricht vielleicht in Zukunft erholsameren Schlaf als die letzten Wochen. Auf- und Abbauen geht auch schneller, weil nur eine Matte aufzublasen oder zu entlüften und einzurollen ist. Außerdem verrutschte die obere Matte öfters mal. Und die Ränder oben und unten wurden eher von Kondenswasser nass weil in der größeren Höhe Innenzelt und Außenzelt aneinander gedrückt wurden. Das hat mich richtig happy gemacht. Allerdings muss man mal sehen, wie lange der Patch hält, das ist natürlich völlig unsicher…

Seit heute hat Vodafone mir den Hahn zugedreht bzw. will sich jetzt für jedes Gigabyte Daten-Roaming extra bezahlen lassen. Witzigerweise in einer SMS mit der Ankündigung vor zwei Wochen ein anderer Preis als jetzt mit der Aktivierung. Jetzt brauche ich erstmal mein Aldi-Talk-Guthaben auf, was aber nicht reichen wird: Vier Gigabyte bis 12. September sind zu wenig und nicht jeder Campingplatz hat WLAN. Aber ich will jetzt auch nicht aufhören Nachrichten zu lesen und Wetterradar, Recherche zu Campings u.a. muss sowieso sein unterwegs. Dann wird halt ne Weile drauf gezahlt.

Irgendwie zeigt mein Tacho meist ein ganzes Stück mehr Höhenmeter an abends als die Routenplanung mit der App. Strava ordnet sich meist so dazwischen oder in Richtung meines Tachos ein. Naja, so kann man zumindest abschätzen ob eine Etappe schlimm oder ganz schlimm wird. 😀

Heute war es mit dem Einkaufen kompliziert. Ursprünglich war für morgen totales Regenwetter = Pausentag angesagt. Dementsprechend wollte ich für zwei Tage einkaufen, da der nette Camping heute völlig ab vom Schuss ist. Vor dem Einkaufen nochmals die Wetter-App gecheckt – jetzt sieht es so aus, als könnte man morgen ab 12 Uhr für 3-4 Stunden fahren bevor es ab 17 Uhr wieder anfängt zu regnen. Leider hat der in Frage kommende Mini-Camping keine Mikrowelle, was der Regenpausentag-Camping aber hat. Also unterschiedliche Einkäufe. Jetzt habe ich es so gelöst, dass ich zwei Mikrowellengerichte (Nudeln) für morgen habe, die ich zur Not auch kalt essen kann, falls ich weiterfahre. Mein Magen spielt gerade auch bisschen verrückt, ihm bekamen die Hafer-Cerealien und der eine Liter Milch heute Mittag wohl nicht so gut. Vielleicht also doch Pausentag, falls es nicht besser wird…

Heute haben die Fliegen verrückt gespielt. Eine enorme Plage hier den ganzen Tag schon. So was von aufdringlich und nervig. Als hätten alle gemerkt, dass es einer der letzten warmen Tage sein könnte und sich gedacht: Heute gehen wir alle nochmals fliegen und Leute nerven…

Jetzt habe ich gerade die Batterie des Tachos gewechselt, einen Tag später meldet er, dass die Batterie des Vorderradsenders auch bald leer ist. Man merkt jetzt halt, dass ich doppelt und dreifach so lange unterwegs bin wie sonst normalerweise. Viel schlimmer hab‘ ich das heute aber an meinem Hinterrad bemerkt: Ein kleines spitzes Steinchen hat den unplattbaren Marathon plus geplättet. Zu seiner Ehrenrettung muss man aber sagen, dass er jetzt schon ziemlich abgefahren aussieht. Ich hab‘ heute dann mal genauer hingesehen, da kommt jetzt vereinzelt schon die blaue Schutzschicht durch. Das ist ein schlechterer Stand als zu dem Zeitpunkt, wo ich das Rad zur Inspektion brachte und der Fahrradbauer sagte, die Reifen sind aber durch. Da sahen die damals noch besser aus als der Hinterreifen jetzt. Man merkt wohl doch das viele Gewicht, die lange Strecke von 7.400 km und ich denke aber auch die vielen Schotterwege.

Ich habe zwar noch einen Faltreifen dabei, aber an den traue ich mich nicht so richtig ran, weil der schon ziemlich alt ist. Eigentlich müsste der ersetzt werden aufgrund des Alters, das war mir aber vor der Reise nicht so richtig bewusst (das sagte erst unterwegs jemand – klar, Gummi altert auch ohne Benutzung). Jetzt fahre ich volles Risiko und hoffe, dass das heute der berühmte ganz seltene Zufall war und es eigentlich noch ne Weile hält. Aber die Angst fährt jetzt mit. Dauert wohl ein paar Tage (sofern es keinen weiteren Vorfall gibt), bis man nicht mehr daran denkt.

Jedenfalls muss ich am Montag einen Stopp in der nächsten Stadt machen bzw. dort übernachten um dann am Montag den Reifendruck überprüfen zu lassen. Fehlt wahrscheinlich noch einiges an Luft.

Heute war das Universum freundlicher zu mir nach den zwei Defekten gestern: Sowohl der Hinterradreifen als auch meine Isomatte haben die Luft gehalten. So kann es weitergehen. Die schlimmsten Steigungen waren kurz nach Mittag schon überwunden (einzelne 10 %-Steigungen mal nicht eingeschlossen) und schon kurz vor Mittag kam die Sonne durch. Angenehm warm war es auch, nachmittags war es in der stechenden Sonne schon fast zu warm. Aber es ging noch, Fahrtwind.
Heute ist mir aufgefallen, dass ich erstmals nach sehr vielen Wochen wieder Klatschmohn gesehen habe. Kann es tatsächlich sein, dass es in ganz Finnland und Nord- und Mittelschweden keinen Klatschmohn gab? Oder hab‘ ich mich zu sehr über die Lupinen gefreut? Es passt aber auch zur landschaftlichen Veränderung: Heute ging es aus dem „Wald-, Stein- und Seengemisch“ raus auf weite offene landwirtschaftlich genutzte Flächen. Normalerweise finde ich das langweilig, aber heute habe ich es genossen die letzten zehn Kilometer über die Felder zu fahren und dabei weit in die Ferne sehen zu können.

So schlimm wie befürchtet war das Regengebiet nicht. Bei den prognostizierten Regenmengen sah ich schon wieder Seen um das Zelt herum, das man dann nur mit nassen Füßen erreichen kann. Trotzdem war es sinnvoll hier einen Pausentag zu machen, obwohl der Camping einen gemischten Eindruck hinterlässt. „First Camp“ ist hier doch stark übertrieben. Zu wenig Service für den Preis. Naja, wenigstens gibt es eine Küche mit Sitzgelegenheiten und sogar ein Sofa. Das werde ich nun gleich wieder in Beschlag nehmen sobald das Notebook aus ist…

Keine 5 km gefahren und schon ein Winken einer Frau und einen Daumen hoch eines Mannes bekommen. Und es schlossen sich noch ein paar Daumen an. Entweder komischer Zufall oder regional bedingt, dass die Leute heute wieder so viel Anerkennung zollten, während die Tage davor sich kein Autofahrer und keine Autofahrerin um mich scherte. Allerdings gab es auch einen 30-Zentimeter-Überholer bei Gegenverkehr – ich wollte ihm eigentlich den Daumen nach unten oder eine Bescheuert-Geste zeigen, aber irgendwie kam spontan der Mittelfinger dabei raus. So was. 😉

Wenige Kilometer nach dem Einkauf bei Lidl klapperte irgendwas leise an meinen Speichen. Hab ich ignoriert, dachte an einen hochgeschleuderten Stein oder ein Ästchen, bis es paar hundert Meter weiter nochmals lauter passierte. Schaute ich genauer hin – da hatte sich doch tatsächlich der Tragegurt der Lenkertasche zwischen Hinterrad und Rahmen verirrt bzw. er hing da einfach locker. Puh, das hätte böse ausgehen können, wenn der in ner robust gefahrenen Kurve in die Speichen gekommen wäre oder sich um die Nabe gewickelt hätte. Keine Ahnung, wie der da hinkam. Entweder hab‘ ich den Gurt nach dem Einkauf gar nicht in die Rahmentasche gepackt oder ich habe diese offen gelassen, wobei es schon fast ein Wunder ist, dass er dann nicht unterwegs einfach runtergefallen und verloren gegangen ist.

Obwohl es heute auf 42 km nur läppische 50 Höhenmeter waren, war ich irgendwie total müde nach 20 km. Ich setzte mich erstmal auf ne Bank und las bisschen Nachrichten. Dabei wurde ich noch müder. Kann es sein, dass ich müde werde, wenn ich keinen Druck habe? 🙂 Naja, vielleicht lag es auch daran, dass ich gestern sehr spät zum Schlafen gekommen bin und auch nicht besonders gut geschlafen habe. Zudem hatte ich den Eindruck, dass es teils leicht schwül war hier.

Ich war ca. 10 km unterwegs, da überholte mich ein junger Kerl und begann eine Unterhaltung. Erstmal wollte ich ihm das Siezen abgewöhnen (man fühlt sich sonst so alt), das hat aber in den nächsten Sätzen nur manchmal geklappt. Erst da merkte ich, dass er Niederländer war. 🙂 Wir sind dann ca. 10-15 km nebeneinanderher gefahren und haben uns unterhalten und ausgetauscht. Er ist am Nordkap gestartet und fährt zurück in die Niederlande. Dort gibt es aber nur eine kurze Pause von wenigen Tagen, dann geht es dieses Jahr noch weiter über Österreich und Ungarn. Letztlich soll es nächstes Jahr über Asien bis Australien gehen. 20.000 km – alle Achtung!

Danach trennten sich unsere Wege wieder, ich musste nach Osten abbiegen und er fuhr weiter in südliche Richtung. Das war eine nette Abwechslung unterwegs und die Kilometer vergingen wie im Flug. Auffällig war ein kleines Hündchen in den Speichen des Vorderrads, das bei jeder Umdrehung knackte. Mein Gefährt knackt ja inzwischen auch, je nach Wetter und Gelände, und der Anhänger sowieso, aber ich kenne niemanden, der sich absichtlich noch was einbaut, was Geräusche macht. Aber er meinte, das gibt ihm Rhythmus und erleichtere das Fahren. 🙂

Ich hab‘ gerade mal die nächsten Tage in meiner App geplant: Die Tage in Schweden sind gezählt. Wenn das Wetter so gut bleibt wie vorhergesagt und auch sonst alles glatt geht, dann bin ich wohl nur noch vier Tage in Schweden. Muss dann wohl so langsam mal überlegen, wo und wie ich das restliche Bargeld ausgebe. 😉
Leider schwinden damit auch die Chancen noch einen Elch oder Nordlichter zu sehen auf ein kaum noch messbares Minimum.

Heute hab‘ ich einen Self-Checkin am Camping durchgeführt. Die haben dort verschiedene Briefumschläge mit Infomaterial und Zutrittskarten (mit Duschguthaben) vorbereitet, welche für mit Strom und welche für ohne Strom. Dabei wird nicht unterschieden zwischen Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil. Das finde ich seltsam, es stand was von 500 Kronen geschrieben. Das wären über 45 Euro für ein kleines Zelt, in der Nachsaison! Ich bin gespannt auf morgen, wenn die Rezeption ab 8:30 Uhr geöffnet hat und bezahlt werden kann…

Das erste Mal auf dieser Tour, dass Strava den GPS-Track voll verbockt hat. Es waren keine 192 km sondern eher 92. Da sind irgendwie die Positionen, wo ich eingekauft hab‘ in Supermärkten, falsch einsortiert worden.

Heute habe ich zu meiner Freude festgestellt, dass das kontaktlose Laden des Smartphones auf der Solar-Powerbank (des Anhängers) plötzlich wieder funktioniert. Das hatte ich jetzt lange Zeit nicht mehr verwendet. Dafür macht nun, wo die Isomatte seit ein paar Tagen (das zweite Mal) wieder geflickt ist, mein aufblasbares Kopfkissen schlapp. Dabei ist es das Ersatzkopfkissen des ersten Kopfkissens, das ich wegen Undichtigkeit bereits weggeworfen habe. Irgendwie sind heute die meisten Produkte nicht mehr langlebig genug.

In der Küche des Campingplatzes bin ich mit einem älteren Schweden ins Gespräch gekommen, der auch mit dem Zelt da ist. Er wandert ca. vier Monate lang 900 km durch Schweden. Zweieinhalb Monate ist er jetzt schon unterwegs. Er wohnt zwar hier in Helsingborg, aber hat sein Haus oder seine Wohnung untervermietet, d.h. er kann da jetzt nicht hin. Er macht hier nach ein paar abgeschlossenen Trails eine mehrtägige Pause auf dem Camping, bevor es in Richtung norwegische Grenze weiter geht.

Witzigerweise hat er mir nach einiger Zeit (als wir auf meinen Anhänger und die Flaggen zu sprechen kamen) erzählt, dass er mich in Osby vorbeifahren hat sehen. Ich schaute auf meiner Liste nach, tatsächlich, in Osby war ich vor drei Tagen auf dem Camping am See. Luftlinie sind das ca. 90 km, das kann man wandernd wohl schaffen. Ich bin jetzt auch erst hier, aber ich bin ja auch eine große Schleife bzw. Umweg in den Süden gefahren. Da muss ich – ähnlich wie in Finnland – 230 km fahren um dann jemanden erneut zu treffen bzw. erneut gesehen zu werden…

Das Ambiente heute ist schon etwas speziell, aber irgendwie auch cool: Übernachtung in einem alten Fort, wo noch acht alte rostige fette Kanonen rumstehen und die Sanitäreinrichtungen in den Erdwall gebaut sind. Man könnte sagen, dass ich das hier gerade in einem Bunker sitzend tippe. Das Mobilfunknetz ist geblockt, kein Telefonsignal, nur WLAN geht. Ich kann mich erinnern, dass ich auf meiner Dänemarkreise 2017 auf diesen Camping wollte, mich aber wegen fehlender Reservierung und keinem freien Platz abgewiesen hatte. So musste ich noch ein ganzes Stück weiter fahren und es wurde ein langer Tag. Das ist mir diesmal nicht passiert, denn ich hatte gestern schon gebucht und bezahlt – das erste Mal auf dieser Reise mit Buchung, trotz Nachsaison.

Bin heute erst kurz vor 12 Uhr losgefahren (5 min bevor ich theoretisch einen weiteren Tag hätte bezahlen müssen), weil es so lange geregnet hatte. So konnte ich aber trocken die 45 km bis zu dem Camping fahren. Kaum stand das Zelt, musste ich auch schon hinein flüchten mit Sack und Pack, weil ein starker Schauer niederging. Hätte ich mich schneller entschieden, wo ich auf der Parzelle stehen will, dann wäre ich fertig und nicht nass geworden. *grrr*

Jetzt starrt mich hier eine weiße Stelle am Bildschirm an und ich habe vergessen, was ich als Teaser für den heutigen Blogbeitrag schreiben wollte. Es ging hier soweit alles seinen normalen erwartbaren Gang. Durch Kopenhagen bin ich besser durchgekommen, als ich vermutet hatte, was gut war, denn so konnte ich noch vor dem ersten Schauer das Zelt aufbauen. Es reichte sogar noch Wäsche zu waschen und aufzuhängen unter einem Pavillon. Während es regnete stand ich unter der Dusche und wurde kalkuliert nass, hehe. Beim nächsten Schauer saß ich dann schon im Aufenthaltsraum, protokollierte die Tachodaten und schrieb am Blog. Jetzt ist das Wetter für heute fertig gemein zu sein und ich hole mir meinen Nudelauflauf für den Backofen aus dem Zelt…

Vorgestern 47 km, gestern nur 35 km und heute auch nur 40 km – wenn das so weiter geht, dann holt mich Jörg doch noch ein. 😉 Heute waren eigentlich über 70 km geplant und der Wecker klingelte um 7 Uhr, aber ich hab‘ vorher schon gemerkt, dass das Zelt stark wackelte und beim Gang aufs WC reifte unter Einfluss des starken Windes der Plan sich nochmals hinzulegen, zumal auch der für 18 Uhr am Zielort angekündigte Regen jetzt schon um 17 Uhr eintreffen sollte.
Weise Entscheidung, der Gegenwind aus Süd war wirklich amtlich und der Regen erreichte um 17 Uhr schon den Camping auf der Hälfte der Strecke (gerade so fertig geworden mit dem Aufbau). Da wäre ich schön in den Regen hineingefahren, zumal jetzt auch die noch größten verbliebenen Steigungen anstehen…

Sicherheitshalber habe ich heute nur 50 km eingeplant, weil ich schon mit Regenkomplikationen gerechnet hatte. Dass es dann so viel schlimmer kam, das hätte ich nicht erwartet. Im Endeffekt hat zwar alles hingehauen und ich war sogar relativ früh (und trocken) auf dem nächsten Campingplatz, aber bis zum Auschecken lief die Zeit davon. Man weiß nie, wie eng das gesehen wird. Fragt man, ob man bisschen länger bleiben kann, dann hat man im positiven Fall keinen Stress und keinen Druck, bei Verneinung achten sie aber wahrscheinlich besonders darauf noch einen weiteren Tag abkassieren zu können. Ich habe mich heute dazu entschieden unter dem Radar zu bleiben. 😉

Bei dem Camping heute, der von einem alten Mann im motorisierten Rollator betrieben wird, wird’s wohl nicht so problematisch morgen (trotz Schauer vormittags, und nachmittags, und abends), denn er hat mir keine Zeit genannt und es war auch nirgends wo etwas geschrieben. Der erste Camping in Dänemark, der nur Cash akzeptierte. Aber immerhin auch Euro, von daher musste ich zum Glück keine dänischen Kronen abheben (die man am Ende wieder nicht oder nur mühsam vollständig ausgegeben bekommt).

Gerade ist schwer zu kalkulieren, wann fahren und wann Unterschlupf suchen um Regen zu vermeiden. Regenwolken tauchen auf dem Regeradar aus dem Nichts auf, verpieseln sich manchmal aber auch oder teilen sich um mich herum. Da hatte ich einmal Glück gehabt, dass der Schauer nördlich und südlich an mir vorbei ist. Bin aber auch fast nicht vorangekommen heute. Nennt sich wohl Camping-Hopping, wenn man immer nur bis zum nächsten Campingplatz kommt. 😉
Das wird jetzt aber schwieriger, denn auch hier haben schon welche geschlossen. Ein wichtiger schließt in wenigen Tagen; ich hoffe, ich erreiche den noch rechtzeitig. Momentan weiß ich noch nicht, ob ich morgen fahre: Der Regen soll zwar zum Mittag hin aufhören, aber der Sturm bleibt. Weiß nicht mal, ob die Fähre da fahren wird?! Vielleicht doch lieber Pausentag, wäre auch sicherer wegen herabfallender Äste und so.
Den Tag darauf soll es aber auch wieder bis zur Checkout-Zeit regnen und danach immer noch Böen bis 60 km/h – aber da wird wenigstens die Fähre verkehren. Bleibt das Problemchen mit den vielen kleinen unberechenbaren Schauerwolken…

Der Regen heute Morgen war kürzer als vorhergesagt, von daher ohne schlechtes Gewissen just in time um 10 Uhr ausgecheckt. Kurz vor der Fähre gab es ein paar Tropfen, das war aber auch schlimmer angekündigt. Danach zogen Schauer wieder südlicher und nördlicher durch. Ich Glückspilz – das trug wesentlich zu einem gelungenen Tag bei. Leider haben die dänischen Supermärkte (Rema 1000 und Spar) so gut wie keine frischen Backwaren, deshalb bin ich heute auf Knäckebrot umgestiegen: Zum späten Frühstück um 13 Uhr in dem kleinen Städtchen nach der Fähre und nun zum Abendbrot auch. Ich freue mich auf den Lidl morgen hier am Ort. 🙂

Das war nach Regen am Morgen und gischtreicher Fährüberfahrt doch noch ein ganz schöner Tag auf Falster…

Gepostet von Steffen Hartmann am Mittwoch, 17. September 2025

Und hier noch „Bonusmaterial“, haha: Ein kleiner Spaziergang auf dem Campingplatz während des Sturmpausentags.

Irgendwie merkt man, dass man sich Deutschland annähert bzw. Deutschland hier auf Dänemark abzufärben scheint. 😉 Im Gegensatz zu Schweden und Finnland laufen hier jetzt Hunde wieder frei und störend nicht angeleint herum, man muss wieder mehr aufpassen, dass man nicht in Hundescheiße tritt und der Verkehr ist spürbar ruppiger als in den beiden anderen skandinavischen Ländern. Seit ich Deutschland verlassen hatte, habe ich keine Autohupe mehr gehört (soweit ich mich erinnern kann). In Kopenhagen mehrfach. Okay, Haupt- und Großstadt, viel Verkehr, dachte ich, aber auch hier auf dem Land in kleinen Städten wird gehupt, gedrängelt und nicht immer vorbildlich gefahren. Naja, kann ich mich schonmal langsam wieder auf Deutschland vorbereiten, haha.

Ich frage mich, ob der Däne, der mich heute mit „Bonjour“ grüßte einfach nur witzig sein wollte, ob er sich von meiner Europa-Flagge am Anhänger irgendwie in die falsche Richtung leiten ließ oder ob es ein in Dänemark wohnender Franzose vor seinem Haus war? 🙂
Heute war ich zu lange unterwegs, so musste ich erstmals das Zelt bei Dämmerung aufbauen. Bis ich nun geduscht bin, den ganzen Bloggen- und Social-Media-Kram erledigt und die Tourdaten niedergeschrieben habe, wird es 22:30 Uhr sein. Und zwei Brötchen warten hier auch noch. Und ein paar Schokoladenkekse. 🙂

Heute war ich auf sage und schreibe fünf verschiedenen Inseln! Und wieder hat mir eine knapp verpasste Fähre die Planung kaputt gemacht. Naja, wenigstens habe ich noch genug Zeit (glaube ich), von daher nicht so schlimm. Ursprünglich wollte ich wegen etwas dürftigem Wetter morgen sogar evtl. noch einen Pausentag einlegen, nun werde ich die heute fehlenden 13 Kilometer morgen zum eigentlich geplanten Camping fahren (nachdem der Regen jetzt durch ist, sieht die Vorhersage für morgen sogar wieder besser aus momentan). Zum letzten Camping auf der Insel, was sich ja anbieten würde bevor es wieder auf ne Fähre geht, kann ich morgen nicht mehr, da dieser heute seinen letzten offenen Tag hat. So langsam geht die Saison zu Ende – dachte ich vor allem auch, als ich im Supermarkt die Halloween-Utensilien sah: „Steffen, jetzt wird’s langsam Zeit nach Hause zu kommen!“.

Guten Morgen, dänische Südsee. Grob ne halbe Stunde vor Sonnenaufgang…

Gepostet von Steffen Hartmann am Samstag, 20. September 2025

In Ærøskøbing gestartet und dort auch wieder angekommen. Dabei war das bei der Abfahrt noch gar nicht der Plan. Der Einfall unterwegs zur Planänderung war gut, nur kam er drei Stunden zu spät. Wenn ich Glück habe, bekomme ich hier sogar noch ne zweite Übernachtung für lau: Die Rezeption ist dauerhaft geschlossen, man soll eine Telefonnummer anrufen oder ne Mail schreiben wenn man nicht gebucht hat. Ich habe gestern schon auf die Mailbox gesprochen und per Mail die IBAN zur Überweisung angefragt – mehr kann man nicht tun. Wenn da nicht noch was kommt, waren das zwei Tage mit kostenloser Unterkunft (inkl. warme Dusche, WLAN, Küche mit Mikrowelle und Backofen und Aufenthaltsraum).

Heute die Insel Ærø verlassen, an der Insel Als angelandet und weitergefahren, bis ich wieder Festland unter den Rädern hatte. Dänemark macht mir den Abschied leicht: Auch heute, obwohl den ganzen Tag strahlender Sonnenschein war, gab es direkt beim Zeltaufbau einen kleinen Schauer, der mich in hektischen Stress versetzt hat (gerade die Isomatte mit dem Pumpsack auf dem Zelt aufgeblasen). Kein Tag in Dänemark ohne Regen, kein einziger.
Der kleine Camping gleicht dazu einer Stechmücken-Aufzuchtstation: Toiletten, Duschen, Küche, Aufenthaltsraum, alles voll mit Mücken. So schlimm hab ich das nicht mal in Nord-Finnland oder Nord-Schweden gehabt in einem Gebäude. Witzigerweise waren hier draußen weniger Mücken als drinnen. Also bin ich freiwillig ins Zelt geflüchtet zum Bloggen und Essen.

Letzte Fährfahrt (falls ich mich nicht verplant hab') von der Insel Ærø zur Insel Als. Die Elektrofähre liegt total ruhig im Wasser, obwohl die Stürme der letzten Tage teilweise schätzungsweise bis zu einem Meter Welle aufgebaut haben.

Gepostet von Steffen Hartmann am Montag, 22. September 2025

Kurz vor der dänisch-deutschen Grenze in Sønderhav hab‘ ich im Vorbeifahren den Berg runter einen deutschen Reiseradler an ner öffentlichen Toilette wieder gesehen, den ich zuvor zusammen mit seinem Bruder auf der Fährfahrt weg von Ærø getroffen hatte. Sie radelten nicht mit Zelt, sondern von Pension zu Pension. Nach der Fähre wollten sie glaube ich einen Zug nehmen um etwas abzukürzen, da sie hinter dem Zeitplan lagen. Komischerweise habe ich sie nun einen Tag später dort gesehen, langsamer war ich also auch nicht. 😉
Da einer der beiden beim Verabschieden an der Fähre meinte, dass er meinen Blog lesen will – vielleicht liest du das ja, viele Grüße! 🙂

Achja, Deutschland. Manches nervt schon wieder ein bisschen nach nur zwei Tagen. Vom rücksichtlosen Straßenverkehr mit seinen vielen Verkehrserziehern wollen wir mal gar nicht reden. Gestern und heute fielen mir andere Dinge auf: Viereinhalb Monate blieb ich verschont von Kurtaxe, auch gab es nirgends eine Strandgebühr. Bei Aldi und bei Lidl wird man gebeten seine Fahrradlenkertasche aus dem Einkaufswagen zu heben um zu beweisen, dass man nicht die Absicht hatte etwas zu stehlen – ist mir in keinem Lidl in Polen, Litauen, Lettland, Estland, Finnland, Schweden oder Dänemark jemals passiert! Sind wir Deutschen ein Volk von Kleptomanen oder einfach nur Kontrollfreaks?!

Gestern hatte ich geschrieben, dass die Wetteraussichten sonnig über viele Tage seien. Heute ging es erstmal mit einem dichten Wolkenband los, das vereinzelt auch ein paar Tropfen fallen ließ. Erst zum Nachmittag klarte es auf und die Sonne kam durch. Ende September muss ich immer noch Sonnencreme auftragen; heute hab‘ ich das nicht getan und hab‘ einen Satz roter Ohren und etwas spannende Haut im Gesicht bekommen. Naja, zum Glück kein richtiger Sonnenbrand.

Heute hab‘ ich mir von drei nebeneinander liegenden Campingplätzen denjenigen rausgesucht, der Duschen ohne extra zu bezahlen ermöglicht. Lieber zahle ich einen höheren Grundpreis, aber habe dann kein umständliches Handling mit Duschmünzen, Karten, Chips, Geldstücken oder ähnliches. Dafür kostet WLAN extra. Stört mich mit meinem schnellen 5G-Mobilfunkvertrag nicht wirklich, aber ich frage mich schon, warum man in Deutschland für alles extra Geld verlangt und den Kunden abzocken will. Überall sonst in den sieben bereisten Ländern war WLAN so gut wie immer gratis und inklusive. Digitalwüste Deutschland…

Sanitärreinigung zwischen 5 Uhr und 5:30 Uhr, stand auf dem Schild. Okay, dachte ich, normalerweise muss ich so gegen 2 Uhr nochmals raus, aber nicht zu dieser Zeit. Genau um 5:15 Uhr wachte ich auf, ging also zum anderen Sanitärgebäude auf dem Camping, das laut Schild im Anschluss gereinigt werden sollte, sah aber, dass sie da gerade zugange waren. Hey, wozu gibt’s die Schilder? Also doch zum anderen. Hat gerade noch gereicht, aber war knapp (wie fast immer). 😀

Oldenburg in Holstein wird bei mir ne Weile als Stadt der Verkehrsrowdys abgespeichert bleiben: Erst das gerammte Fahrzeug auf der Kreuzung, danach eine Horde Motorradfahrer:innen, die mich beim Essen an der Bushaltestelle am Bahnhof störte. Es bleib nicht bei der Lärm- und Abgasbelästigung durch viele Dutzend Kolonne fahrende Motorräder, nein, unweit von mir hielten die alle an einem Club hinterm Bahnhof und drehten ihre Motoren nochmal richtig schön hoch. Nach ner Weile konnte man an einer riesigen nach verbranntem Gummi riechenden Wolke sehen, was die Deppen da getrieben haben. Kann mir keiner erzählen, dass das in dem Ausmaß notwendig sei um den Grip der Reifen zu stärken oder so. Und alle Motorräder schön auf einer Fahrbahnhälfte quer abgestellt und damit die Straße über 200 Meter lang halb blockiert.

Inzwischen hab‘ ich die restliche Tour durchgeplant. Morgen noch eine Etappe und dann übermorgen eine, die eigentlich direkt nach Hause führen könnte, aber ich werde zehn Kilometer entfernt von zu Hause noch eine Nacht campen. So komme ich dann vormittags zu Hause an und habe (hoffentlich) ausreichend Zeit das Haus wieder in Betrieb zu nehmen und auch noch für den anstehenden Feiertag und das Wochenende einkaufen zu gehen. Es müssen alle Wasserleitungen (kalt und warm) ausgiebig durchgespült und der Warmwassertank stark erhitzt werden gegen Legionellen, die sich vielleicht gebildet haben könnten. Zudem weiß ich, dass die letzten Tage eine Sicherung gefallen ist und nun einige Geräte nicht mehr funktionieren (Gateway für Rasenmäher und Gartenpumpe, Festplattenrecorder) – ich habe eine Außenlampe in Verdacht, die schon mal Wasser gezogen hat. Aber das muss eben untersucht werden. Kühl- und Gefrierschrank müssen wieder gestartet werden und so weiter. Deshalb lieber mittags ankommen als abends.

Neben bekannten „Wirkungsstätten“ wie Lübeck mit vielen Erinnerungen kam ich auch an meinem alten Segelverein am Ratzeburger See und dem Camping vorbei, auf dem ich auch oft alleine oder mit Familie war. Auch das Gebiet um die Wakenitz ist nicht unbekannt, wobei ich nicht ganz sicher bin, ob ich da schon mal mit dem Fahrrad lang fuhr, eher mit dem Kajak auf dem Fluss vom Ratzeburger See bis nach Lübeck rein (oder auch in die andere Richtung). Nur der Zwischenhalt auf dem Campingplatz in Güster ist neu, aber kann man in Zukunft mal wieder einplanen wenn es das nächste Mal nach Travemünde zum Tor nach Skandinavien geht.

So spät im Jahr bin ich noch nie auf Tour gewesen. Aber ist auch ganz schön im Herbst, wenn die Blätter fallen, Kastanien rumliegen und nicht mehr so viele Insekten unterwegs sind. Allein die Wespen waren die letzten Tage beim Essen während Pausen noch ziemlich lästig. Insgesamt habe ich wohl sehr viel Glück gehabt mit diesem goldenen Herbst – kalt, aber trocken seit neun Tagen (seit ich wieder in Deutschland bin).

Jetzt bin ich ein paar Tage zu Hause und natürlich gleich in einen Schlendrian geraten. Ich stehe wieder viel später auf als während der Reise und gehe viel später ins Bett. Es ist sehr viel zu tun in Haus und Garten und trotzdem haben mich die Annehmlichkeiten eines komfortablen Heims erstmal „überwältigt“. Es ist gar nicht so einfach einen Festplattenrecorder voll mit allen Lieblingsserien und Blockbustern angemessen zu behandeln und nicht ins komplette Binge-Watching zu verfallen. 😉
Ich genieße zwar mein großes Bett, gleichzeitig bekomme ich aber momentan noch Rückenschmerzen davon (was ich früher selten hatte); mein Körper muss sich von einer eher weichen sich der Körperform anpassenden aufblasbaren Isomatte wohl erst wieder auf eine harte Matratze umstellen. Ein WC mit wenigen Schritten zu erreichen ist allerdings eine sehr feine Sache – ohne sich erst anziehen und einen Schirm und eine Stirnlampe mitnehmen zu müssen. Regen ist dabei eh kein Thema, was es unterwegs schon manchmal war. 😀

Vom Kopf her ist es schade, dass es nun vorbei ist, aber gleichzeitig freue ich mich auch wieder vom Nomaden auf sesshaft umstellen zu können. Das Leben an sich ist einfach (wenn auch oft beschwerlich), wenn man alles aufgeben würde um zu reisen, allerdings stellen sich mittelfristig dann natürlich auch Fragen rund um Finanzierung, Rückzugsorte und unterwegs richtig krank zu werden ist ziemlich blöd – mit eigenem geräumigen Dach über dem Kopf lässt sich eine Krankheit wesentlich besser ertragen. Glücklicherweise hatte ich keine Probleme außer zwei Tage mit Kopfschmerzen und 1-2 Tage mit Verdauungsproblemen. Was es heißt über mehrere Tage und Wochen ausgeknockt zu sein, das hat mir der Fall von „Allergie-Man“ in Rovaniemi und davor gezeigt.
Von daher passt bei mir der Mittelweg mit 2-3 Monate reisen und festem Wohnsitz doch ganz gut und ich bin dankbar, dass das zur Zeit möglich ist.

Es war aber jedenfalls eine ungemein bereichernde Erfahrung über fünf Monate zu reisen und Rad zu fahren, die ich jedem gönnen und empfehlen würde wo möglich. Es befreit den Kopf, macht körperlich fit (ich hab‘ gerade fast eckige Oberschenkel, haha) und lenkt die Gedanken auf die grundsätzlichen Dinge des Lebens. Was ist es beispielsweise für eine Wohltat an einem Tag mit 30 °C erst nach Stunden mal an ein kühles Getränk zu kommen. Aber dafür schätzt man es viel mehr als wenn es ständig verfügbar ist. Und das lässt sich auf viele Dinge übertragen…

Hier eine detailliertere Statistik. Für jedes Land existieren zwei Spalten, die erste ist für Übernachtung auf Campingplätzen, die zweite ist für Ausgaben für Lebensmittel. Die letzte Spalte enthält besondere angefallene Kosten für Technik, Reparaturen, Fähren etc.

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