Ostseeumrundung, 29.05.2025

Das ist echt zu wenig, Litauen! Du bietest schlechte und rücksichtslose Autofahrer:innen (im Gegensatz zu Polen), aber heute auf 91 km gerade mal ein halbgares Fotomotiv? Echt jetzt, ich bin etwas enttäuscht. Dazu die langen Strecken, weil du kaum Campingplätze hast. Und das wird die nächsten Tage ja noch schlimmer…

Wenigstens ist das Wetter besser als vorhergesagt. Heute um 7 Uhr wollte ich eine angesagte Regenpause zum Einpacken nutzen, es hat aber nur nachts geregnet. Und eigentlich sollte hier seit zwei Stunden viel Wasser runterkommen, es blieb bisher aber komplett aus, obwohl das Regenradar ganz aktuell über mir fürchterlich aussieht (dritte Stufe blau).

Zehn Kilometer vor dem Camping heute rechnete ich mir anhand des Regenradars aus, dass ich noch ne halbe Stunde fahren muss und dann immer noch ne Stunde Zeit haben sollte zum Aufbauen. Dann kam eine Baustelle, gesperrter Bahnübergang, keine Durchfahrt, Absperrung. Ohne dass das vorher mal angekündigt worden oder gar eine Umleitung ausgeschildert wäre. Ich checkte die Umfahrungsmöglichkeiten: Praktisch nicht existent – im Westen riesiges Waldgebiet ohne eingezeichnete Wege, im Osten Felder, aber ebenfalls keine Straßen. Unter 20-30 km Umweg war da wohl nichts zu machen. Einen Schleichweg wollte ich probieren, der aber in 2-3 km Wiesenpfad und unsicherem Durchgang unter einer Brücke hindurch geendet hätte. Ein Baustellen-LKW-Fahrer stoppte mich und deutete an, dass da kein Durchkommen sei. Ich hatte ja schon überlegt, ob ich meinen ganzen Krempel über den zweigleisigen Bahnübergang rübertrage, zumal die Bauarbeiter sich anschickten in den Feierabend zu gehen. Der LKW-Fahrer deutete so was in Zeichensprache an…

Also unter der Absperrung durch, Taschen und Anhänger vom Fahrrad getrennt und das Rad über die erste Schiene. Da gab es ein Warnsignal. Erster Gedanke: Kontrollieren die irgendwie wer über den Schotter zwischen den Schienen geht? Dann gingen die Schranken runter, upps, jetzt aber schnell rüber da. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Bahnschranken noch arbeiten, wenn die Straße sowieso abgesperrt ist (aber warum auch nicht?!). Um so besser, dann wusste ich bei den nächsten Überquerungen ob ein Zug kommt oder nicht.
Von der anderen Seite habe ich dann auf den Zug gewartet und meine Taschen im Blick gehalten. Da saß einer in seinem Auto, der hätte schnell mal den Anhänger samt Notebook, Drohne, Zelt und sonstiger wertvoller Ausrüstung einpacken können. Dummes Gefühl irgendwie reaktionsunfähig zu sein. Dann die Taschen rüber und nochmals einen Zug abwarten.

Mit dem Anhänger über die freigelegten Schienen rüber hätte schwierig werden können und die Situation hätte sich verschärfen können, wenn ein Zug gekommen wäre (ich zwischen beiden Gleisen mit Anhänger). Ich war etwas nervös. So ist mir auch gleich noch der Anhänger an einer schrägen Stelle zum ersten Gleis hin umgekippt, weil ich die Deichsel nur mit einer Hand angefasst hatte. Da stieg der Mann aus dem Auto, fasste beide Räder an und wir trugen das schwere Teil zusammen hinüber. Er hat gar nicht reagiert, als ich mich bei ihm bedankte, ging einfach weiter als wäre nichts gewesen. Hat wohl auf seine Frau gewartet, die gerade angekommen war und haben dann Autos getauscht.

Dann volle Pulle die halbe Stunde reinfahren um noch vor dem Regen das Zelt aufzubauen. Tja, und nun bleibt der Regen (bisher) aus. Naja, auch gut. Okay, inzwischen tröpfelt es etwas.
Witzigerweise habe ich den Radreisenden aus Deutschland hier wieder getroffen, nun campen wir hier zu zweit. Er war schon in Vilnius, wo ich morgen hinfahre, und will nach Kaunas (wo ich heute herkomme). Ist jetzt der dritte Camping, wo wir uns unabgesprochen wieder treffen, bei unterschiedlichen Routen. Das Baltikum ist klein, haha.

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