Nach nunmehr 2.530 km und 12.000 Höhenmetern bin ich in Lettland angekommen. Geändert hat sich nichts (außer vielleicht der Sprache, was ich nicht beurteilen kann): Die Autofahrer auf staubigen Schotterpisten sind immer noch Arschlöcher, nur ganz vereinzelt hat mal jemand eine angemessene Geschwindigkeit an den Tag gelegt. Zum Glück waren es nur knapp 10 km diesseits und jenseits der Grenze. Einer ist sogar mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit (würde ich mal schätzen) von der Asphaltstraße auf die breite Schotterpiste gebrettert, kurz konnte ich trotz Sonnenbrille kaum noch was sehen, so haben die Augen vor Staub getränt.
In der Stadt wurde ich auf zweispurigen Straßen auch zweimal blöd angemacht aus dem offenen Fenster heraus bzw. Hupe (sollten die Letten weniger entspannt sein als die Litauer?), aber was will man machen, wenn fast nirgends Radwege ausgeschildert sind? Mal wieder das Dilemma, ob man besser Gehweg oder Straße benutzen sollte…
Um 8:30 Uhr vor dem Supermarkt habe ich das Schweizer Radwanderpärchen wieder gesehen, die ich vor zwei Tagen auf dem Camping getroffen hatte. Dann waren sie am Grenzübertritt vor mir und ein paar Kilometer nach der Grenze hatten sie ihr Zelt an einer öffentlichen Badestelle aufgebaut. Die beiden campen öfters wild. Ob das da allerdings erlaubt war? Kein Schild an der Straße und kein Symbol in der Karte. Sah zwar gemütlich aus, aber das wäre mir zu heikel (abseits der Frage nach Frischwasser, Dusche und Toilette). Ein bisschen hab‘ ich sie aber auch beneidet, weil sie baden konnten, während ich noch 20 km zu fahren hatte. Aber für mich wäre das nichts gewesen, auch weil ich morgen einen Pausentag machen will/muss (der krampfgefährdeten Beine wegen, die nächste Etappe ist wieder 100 km lang) und dort weit und breit keine Lebensmittelversorgung möglich gewesen wäre.