Nun geht es also wieder los. Nach einer sehr, sehr kurzen Nacht (Radreparatur, technische Probleme beim Übertragen der Tourdaten aufs Smartphone und Packen für die Fahrt) und Stau in Hamburg kam ich spätnachmittags bei Herrn K., einem Bekannten von Herrn R., in Flensburg-Harrislee an. Zu Herrn R. kommen wir später bei dieser Reise nochmal. 😉
Von 18 bis 20:15 Uhr habe ich dann über die Grenze gemacht und zum Glück noch eine Camping-Einweisung mit Duschkarte erhalten.
So langsam werde ich wieder vertraut mit meinem Gespann. Am Anfang hat man irgendwie immer die Befürchtung es bricht gleich alles zusammen (zumal ich dieses Jahr leider etwas mehr wiege als sonst zu Beginn der Tour) und es fährt sich etwas wackelig aufgrund der Trägheit des Vorderrads durch die Packtaschen. Nach 50 km ist man wieder drin und auch die geübten Handgriffe an Zelt und Ausrüstung kommen zurück in Erinnerung.
Unterwegs traf ich Silke, die sich auf eine möglicherweise einjährige Skandinavienreise (vielleicht auch inkl. baltischer Staaten) gemacht hat. Job gekündigt, Wohnung aufgegeben, gutes Reiserad beschafft und los. Sehr sympathisch. Mit ihrer Reiseplanung würde ich nicht ganz klar kommen da mir persönlich etwas zu “undetailliert” und vage für eine so lange Zeit. Aber alle Achtung zu so nem Vorhaben!
Mal sehen, vielleicht haben wir morgen noch ein Stück des gleichen Wegs vor uns… 🙂
Bei Ankunft am Campingplatz (sie wollte eigentlich zuerst an einem Shelter im Wald übernachten) mussten wir zusammen nach Handy-Anruf wegen unbesetzter Rezeption erstmal das invertierte Escape-Room-Rätsel für das Öffnen der Tür des Aufenthaltsraums lösen: Eine Möglichkeit suchen am Gebäude, wo man einen vierstelligen Zahlencode eingeben kann um den Schlüssel zu erhalten. Nicht ganz einfach, weil sie eine offensichtlich nicht mehr in Betrieb befindliche Kopie des Kastens vorne am Gebäude aufgestellt hatten. Aber nur hinten am Gebäude führte die richtige Zahl zum Öffnen des Kästchens. 😀
Danach kümmerte sie sich um ihre Handwäsche und ich mich um das Blog-Schreiben. Waschen muss ich zum Glück erst in ein paar Tagen. *yeah*
Tja, heute gibt’s nur ein Bild, weil nämlich gar nicht so viel passiert ist bzw. weil es nicht viel zu sehen gab. Dänemark im Landesinneren ist etwas, naja, sagen wir eintönig bzw. sieht eben aus wie bei mir zu Hause oder in Schleswig-Holstein.
Dafür hat mich Silke weiter begleitet und für Kurzweile gesorgt, wir haben ungefähr die gleiche Geschwindigkeit und denselben Radweg EV3 sowieso (zur Zeit zumindest). Und bei den anderen Dingen haben wir Kompromisse gefunden. Sie wollte heute nicht auf einem Camping sondern auf einen Shelter. Das sind so kleine Holzhütten zum Reinliegen und meistens ist auch das eigene Zelt erlaubt. Plumpsklo hat es auch manchmal. Manchmal auch Wasser. Dusche so gut wie nie. Also mir eigentlich zu spartanisch.
Aber dieser Shelter war ganz gut organisiert: WC bis 22 Uhr beim nahegelegenen Fußballsportvereinshaus und für die Dusche konnte man sich 500 m weiter im Dorfsupermarkt einen Schlüssel für eine Dusche im Touristeninfo-Gebäude geben lassen (für nach 18 Uhr, davor frei verfügbar). Komisches Gefühl zum Duschen durch den Ort zu fahren. Bei mir hat das aber noch ganz gut geklappt, aber leider durfte Silke trotz Schlüssel nicht mehr rein, weil irgendwelche älteren unflexiblen “Dorfheinis” den angrenzenden Raum für ihren Glücksspieleabend nutzten und auch die Toilette im Duschraum für sich reklamierten. Ziemlich affig sie da nicht mal für ne Viertelstunde rein zu lassen – Dänen sind also doch nicht immer nett und freundlich, das ist heute widerlegt worden. Da tat sie mir wirklich leid. 🙁
Andererseits, für mich wäre es schlimmer gewesen nicht duschen zu können, sie kann das eher ab (die meisten Shelter haben ja eh keine und sie wird noch öfter beim Wildcampen nicht duschen können auf ihrer großen Reise – aber halt trotzdem Mist weil sie sich drauf gefreut hatte). Wirklich blöd gelaufen und schlecht organisiert (das hätten die uns im Supermarkt ja sagen können), weil wenn wir das gewusst hätten, dann hätten wir beide zuerst geduscht und dann die Zelte aufgebaut. *grrrr*
Vorhin hatte ich noch zwei gerade verhinderte Oberschenkelkrämpfe vom blöd liegen/sitzen im Zelt. Hoffentlich kommt da diese Nacht nicht noch was dazu…
Wenn’s schon nicht so gut läuft, dann kommt gleich eins zum anderen. 😉 Der Nachtregen weitete sich zu einem Dauerregen bis 14:30 Uhr aus, deshalb haben wir auf dem Shelter erstmal ausgeschlafen, gefaulenzt und Zeit totgeschlagen. Lag schon lange nicht mehr so lange im Zelt rum. Um 15:30 Uhr waren die Zelte einigermaßen getrocknet und alles eingepackt und wir fuhren 33 km bis zum nächsten Camping. Dort stellte ich fest, dass ich vergessen hatte die Strava-Aufnahme zu bestätigen. Ärgerlich.
Und noch ärgerlicher, dass ich direkt nach der Ankunft einen Rückschlag bei einem Dating-Versuch hinnehmen musste. Das wird mich jetzt wahrscheinlich wieder ein bis zwei Tage beschäftigen – man hat ja nicht viel zu tun beim Pedalieren den lieben langen Tag. Naja, ich denke, ich lasse mir die gute Laune deswegen nicht verderben. Denn nachdem heute die Sonne wieder rauskam und wir die ersten sehr kräftezehrenden Kilometer auf nassen vollgesogenen Sand-Schotter-Wegen hinter uns gebracht hatten, machte das Radeln zusammen mit Silke auf schön asphaltierten Sträßchen richtig Laune. Auch die Landschaft wurde dann etwas interessanter, öfter raue Heide und brachliegendes Land und auch mal ein See dazwischen. Wird schon…
Heute kamen wir ganz zufällig an einem UNESCO-Weltkulturerbe vorbei: Hier in Jelling wurden zwei bedeutende Runensteine gefunden, einer davon – der Große Jellingstein – begründet das christliche Dänemark. Aufgestellt von König Harald Blauzahn – ja genau, dem Blauzahn nachdem das Bluetooth benannt ist, das wir alle wohl fast täglich nutzen. 🙂
Möglicherweise war das heute der Tag mit den meisten Höhenmetern, über 600 auf 66 km. Silke hatte schwer zu kämpfen, bei mir ging es heute mit den Beinen deutlich besser als die letzten Tage. Aber so wie sie mich gestern und vorgestern motivierte, versicherte sie mir, dass ich sie heute motiviert hatte. Gutes Training für Norwegen – allerdings ist das schon noch eine oder zwei Nummern härter. Alles Gute bei deiner (hoffentlich noch langen) Reise!
Ursprünglich dachte ich, dass heute nicht viel zu berichten sei. Dann wurde es aber doch noch turbulent. Erst ein Crash in Vieborg mit Abflug über den Lenker. Hier hätte die Tour bereits zu Ende sein können. Glücklicherweise bin ich bis jetzt mit einigen Kratzern und blauen Flecken davon gekommen. Wenn das Knie nicht noch anschwillt, dann werde ich wohl weiterfahren können.
Und eben beim Schreiben und Editieren habe ich mich noch ziemlich über einen Deppen vom/beim Musikcamping hier aufgeregt, doch dazu am Ende mehr…
Zum Glück nichts gebrochen oder schlimmere Verletzungen (den Kopf konnte ich instinktiv oben halten). Der Ausrüstung ist auch nichts passiert: Das Rad hat einen kleinen Kratzer am rechten Lenkerhörnchen, den Rest haben die rechten Packtaschen komplett abgefangen. LKW-Plane (Ortlieb) ist echt robust. Der rechte Frontroller flog dabei ab, das Smartphone rutschte beim Aufprall aus der Lenkerhalterung, wurde aber am USB-Kabel hängend zurückgehalten. Eine Fußgängerin reichte mir die Lenkertasche an, mit der ich aber nichts anfangen konnte in dem Moment – ich musste ja erstmal die Straße räumen. Ich bat sie mein Smartphone zu halten während ich das Rad aufrichtete. In der Zwischenzeit stieg auch eine Autofahrerin aus und versuchte zu helfen.
Der Anhänger ist dagegen auf die linke Seite gekippt, die rechte Deichselkupplung hat ausgehängt, die linke war noch am Rad, da der Greifmechanismus abgeschlossen war. Sah ziemlich verrenkt aus, ich befürchtete Schäden…zusammen mit der Autofahrerin wurde der Anhänger aufgerichtet und ich konnte erstmal die Straße räumen.
Noch kurz zum zweiten Aufreger des Tages:
Vor der Abfahrt kam ich auf dem Musikcamping noch mit zwei, drei Leuten ins Gespräch: Eine ältere Dame muss wohl in der Nähe gesessen sein als man mich aus dem Aufenthaltsraum verscheuchen wollte und mir den kleinen Tisch wegnahm. Sie fand das auch unverschämt und meinte, dass da ein paar dieser Hobbymusiker was zu Kopfe gestiegen sein muss. Ich dachte ja, der gehöre zum Campingplatz. Wenn ich gewusst hätte, dass das eigentlich auch nur ein (wenn auch wohl zum Inventar gehörender) Campinggast ist, dann hätte ich es wohl mal auf eine Szene ankommen lassen (bis wirklich jemand vom Camping sich einmischen muss). Naja…Schnee von gestern. Heute ist der Camping wieder überschaubar, günstig und benutzbar. 😉
Mein Knie funktioniert nach dem Sturz wie es soll, es ziept lediglich an der Hautabschürfung manchmal wenn man das Knie nach längerer Inaktivität entweder streckt oder anwinkelt. Nur hinknien ist noch kaum möglich, was aber manchmal beim Zelt innen herrichten nötig wäre. Und das Handgelenk der rechten Hand, mit dem ich meinen Körper abgefangen habe, ist etwas empfindlich, als wäre es etwas überbeansprucht. Aber geht noch, nicht wirklich schmerzhaft.
Jetzt bin ich mal so richtig müde, gestern hatte ich ne Stunde zu wenig Sollzeit. Die Istzeit in der Sollzeit wird aber langsam besser, d.h. ich schlafe schneller ein und wache nicht mehr ganz so viel zu früh auf. Entweder gewöhne ich mich langsam dran, oder die Tour ist zunehmend anstrengend (oder beides). 🙂
Gestern Morgen habe ich erstmals am Oberkörper gefroren, dann eine Jacke im Schlafsack angezogen – kurze Zeit später ging die Sonne auf und es wurde warm im Zelt, also Jacke wieder aus. Irgendwas ist immer. 😉
Der niedrigste Tagesschnitt heute bisher. Kein Wunder bei den Wegen, es ist gerade echt anstrengend. Manchmal ist da nur ein Trail von 20-30 cm Breite, daneben Grasnarbe. Wahlweise auch mit hereinhängenden Brennnesseln. Oder man fährt gleich auf einem Grasweg. Oder auf Sand-Schotter-Wegen, wo einem ab 4 % Steigung das Hinterrad durchdreht. Aber ich glaube ich habe heute die Höhen Dänemarks verlassen und bin nun endgültig knapp über dem Meeresspiegel angekommen. Es scheint flacher zu werden…
Ich glaube ja die Macher dieses Radwegs machen das absichtlich, damit man auch heute noch nachvollziehen kann, wie beschwerlich die alten Handelswege im Mittelalter waren. 🙂
Jedes Mal denkt sich Steffen, in dieses Waldstück fährst du nicht rein, sondern lieber einen Umweg auf der Straße, und dann falle ich doch drauf rein, werde schwach und denke: “Ach, nur dieses eine Mal – es hat ja auch schon einmal eine schöne asphaltierte Straße durch den Wald gegeben.”. 😉
Wenn man in dem kleinen aber sehr feinen Stadtpark von Hjullerup sitzt, das Frühstück genießt und bei sich denkt: “Besser kann es heute eigentlich nicht mehr werden.”. Bin mir gerade beim Schreiben selbst nicht sicher, ob das Pessimismus oder Optimismus (Genuss im Kleinen) ist. Eigentlich mag ich es erst nach 10-20 km morgens einzukaufen und dann gleich zu frühstücken. Dann hat man schon was geschafft und kann sich belohnen. Aber heute lag alles im Startort zusammen und danach keine Einkaufsmöglichkeit mehr.
Da merkt man dann erst, wie wenig man motiviert ist, weil man nicht aufstehen und losfahren will. Zumal heute 75 km erledigt werden mussten, denn einen näheren Camping als in Frederikshavn gab es nicht (und der ist noch ein größerer Umweg). Diesmal hab ich mir eine schlimme Walddurchfahrt gespart und bin auf der Straße geblieben. Später hab ich mich wieder für den Ochsenweg entschieden und mit viel Schweiß dafür bezahlt. 4-6 % Steigung auf Schotterweg fühlt sich einfach nach doppelt so viel an und ist so kräftezehrend. Herr R. wusste schon, warum er sich die Hand beschädigt hat und erst im zweiten flacheren Teil der Route einsteigen wird. 😉
Nach ca. 470 km habe ich heute erstmals das Meer gesehen!
So, jetzt muss ich raus aus dieser riesigen Campingküche und -abspüle – es riecht einfach viel zu gut, was die anderen sich da kochen. Und ich hatte nur einen Curry-Nudelsalat und einen Caesar-Salat. Egal, ich bin so müde, heute muss ich unbedingt früher als sonst schlafen. 🙂
Heute war ein guter Tag für die Motivation: Skagen als ersten Meilenstein erreicht, lecker gegessen, relativ schnell vorangekommen mit etwas weniger Po-Schmerzen als gestern. Beim Fahren etwas Musik gehört über den Anhänger-Lautsprecher, was die Motivation zusätzlich hob. Eigentlich wollte ich nur nicht die ganze Zeit den Autolärm hören, denn es war lange Zeit ein Radweg neben der einzigen Straße nach Skagen. Vor Skagen führte der Radweg aber schön durch Heide und Wald, sehr empfehlenswerter Weg von guter Qualität.
Morgen werde ich einen Pausentag machen, damit Frau und Herr R. vor mir ihre Ferienwohnung an der Nordküste erreichen können. 😉 Außerdem muss man natürlich auch die Landspitze gesehen haben, wenn man hier ist. Und heute galt ein NOTAM (Notice to Airmen) über der Nord- und Ostsee hier, also Drohnenflugverbot. Hoffentlich gibt es morgen kein neues…
Inzwischen treiben mich die innere Uhr und die vollen Körperbehälter zuverlässig um 8 Uhr aus dem Zelt. 😉 Auch wenn heute am Pausentag eigentlich Zeit gewesen wäre mal etwas länger zu schlafen. Das Zelt stand sogar im Halbschatten und es war noch nicht zu warm darin. Naja, dann halt gemütlich einkaufen, ein Schoko-Croissant am Museum von Skagen auf einer schön gepolsterten Bank und wieder zurück zum Camping. Dann wusch ich mein zweites Trikot und die zweite Radhose mit der Hand, jetzt ist wieder alles frisch wie zu Beginn der Reise. 🙂
Dann ging es auf nach Grenen, der Landspitze bei Skagen. Dort Fahrrad und Anhänger angeschlossen und den Rest des beschwerlichen Sandwegs mit Lenkertasche und Drohne zu Fuß bewältigt. Beim Fliegen sprach mich einer an, ob ich eine Drohne fliegen würde. Ich “Ja.”, er “Ich sehe sie gar nicht.”. Ich in dem Augenblick auch nicht sofort (obwohl ich wusste, dass sie 120 m über mir etwas versetzt zum Strand war) und hörte schon im Geiste, wie er mich anpöbelt “Nur in Sichtweite fliegen!”. Aber es stellte sich heraus, dass es ein freundlicher wirklich interessierter Niederländer war und ich erklärte ihm ein paar Dinge. Wo gesperrte Lufträume sind (NOTAM galt auch heute wieder über See 600 bis 3000 m vom Ufer weg und etwas weiter war ne militärische Einrichtung). So wurde es doch noch ein netter Flug und er wartete bis ich wieder landete. Erst wollte die Drohne auf Sand nicht landen, aber ich hab’ sie dann im zweiten Versuch doch noch runter bekommen. 🙂
Was ich echt nicht verstehe, wie dumm manche Menschen sind. Da stand nun auf jeden Hinweistafeln, dass man nicht näher als 50 m an die Heuler rangehen darf. Und was machen die Leute? 5 m und drauf mit der Kamera. Der Heuler ist dann ins Wasser, möglicherweise zu früh, bevor seine Mutter vom Jagen zurück war (die hatte ich schon vorher einige hundert Meter entfernt schwimmen sehen).
Heute meine Sachen wieder zusammengepackt und mich auf den Weg runter von der langen Landzunge gemacht. Die Vestkystroute ist bisher sehr viel angenehmer zu fahren als der Ochsenweg. Flach und gute Wegequalität, entweder asphaltiert oder fester Untergrund mit kleinen Steinchen. So wie es sein soll – alles richtig gemacht, Herr R.! 🙂
Allerdings macht sich nun der Westwind als Gegenwind stark bemerkbar; war heute aber nicht so wild, weil es nur knapp 40 km waren, denn ich wollte Frau und Herr R. einen Tag Zeit lassen sich in ihrer Ferienunterkunft einzuleben bevor ich dann für eine Übernachtung dazu komme. Bis dahin sind es morgen dann noch 50 km. Aber erstmal muss der zu erwartende Regen durchziehen…
Heute ist alles etwas anders. Ich komme erst sehr spät zum Bloggen und das hat einen (guten) Grund: Heute bin ich am Ferienhaus von Frau und Herrn R. angekommen und wurde von Frau R. bekocht. Dann gingen wir noch Herrn R.s Gepäckliste fürs Fahrrad durch, denn in ein paar Tagen wollen wir dann zusammen weiter fahren. Und natürlich gab’s auch noch etwas Konversation. Und somit ist es nun etwas später als sonst. Morgen starten wir dann gemeinsam mit einer kleinen Radtour…
Tja, heute wurde ich aus der Ferne von einem Reiter angeschrien wegen meiner Drohne. Dabei hatte ich jedes Recht hier zu fliegen (per Website wie immer vorher gewissenhaft überprüft). Die müssen ja ihre Tiere nicht in meinen “Arbeitsbereich” steuern. Das Witzige ist ja, in diesem Video laufen die Pferde in aller Ruhe unter ihren Reiter:innen ca. 10-15 m unter meiner Drohne durch. Die Menschen haben sie offensichtlich nicht wahrgenommen, da auch nicht wenig Wind ging. Also alles in Ordnung, wie man sieht.
Auf dem Rückweg wollten sie dann hinter mir lang und ich stieg gerade von drei Metern Höhe auf. Da haben die Menschen die Drohne gesehen und angefangen rumzuschreien. Der eine ritt bis zum Weg hoch und sie wartete weiter weg und wollte nicht vorbei. Obwohl der Abstand zur Drohne diesmal sehr viel größer war. Ich denke, die Tiere hatten kein Problem, nur die Menschen darauf wollten eines machen. Selber schuld, dass sie sich aufgeregt haben…
Heute ein Drittel der Tour zu dritt unterwegs gewesen: Frau und Herr R. haben sich mir angeschlossen und wir folgten zusammen dem Radweg 1 (Vestkystrouten). Frau R. sagte unterwegs, ich würde heute wahrscheinlich im Blog schreiben, dass sie unterwegs ständig am Futtern seien – nee, würde ich nie tun. 😉 Die kilometerlange Strandbefahrung war aber auch etwas kräftezehrend…
Genauso wie dann die letzten 20 oder 25 Kilometer (wieder allein), da glich der Nordseeküstenweg wieder stark dem Ochsenweg von der schotterigen Wegequalität her, nur zum Glück nicht so steil. Ich musste im Wald zur Motivation mal “Play Bach 1” von Jaques Loussier auf den Anhänger-Lautsprecher geben. Die beiden Frauen, die mit dem Auto tief in den Wald gefahren und dort zwei Stühle aufgebaut hatten um gemeinsam eine Weinflasche zu leeren, fanden es köstlich und haben gelacht und zugeprostet. 🙂
Die wollte mich auf dem gestrigen Campingplatz echt in eine Mini-Zeltlücke verfrachten, wo man sofort auf Du mit allen Mücken und Fliegen des Unterholzes ist (siehe Strava-Bilder ganz unten). Glücklicherweise fragte ich zurück, wie ich denn jetzt aus der angebotenen Auswahl an der Rezeption wählen soll, wenn ich die Plätze noch nicht gesehen hatte. Sie sagte, dann solle ich zurückkommen und umbuchen. Das habe ich dann auch tatsächlich gemacht. Trotzdem zwei Mückenstiche abbekommen und die Fliegen um den Kopf nerven fürchterlich. Die letzten zwei Tage war starker Wind und große Wanderdünen und überhaupt Strand in der Nähe: Das Zelt (und auch Fahrrad) ist von ganz kleinen Sandkörnchen belegt. Es fühlt sich vieles ganz komisch an mit so ganz leichtem Staub, der kaum abgeht. Muss wohl mal ordentlich regnen…
Vor zwei Tagen habe ich nachts leider nicht gut oder/und wenig geschlafen: Der starke Wind rüttelte am Zelt und die Zeltwand klatschte ständig gegen mein aufblasbares Reisekopfkissen. Das resonierte dann und verstärkte das Ergebnis direkt auf den Kopf. Folgerichtig war die Nacht gestern toll, ich war richtig müde und bin glaube ich nur einmal aufgewacht und habe alles nachgeholt. 🙂
Jetzt bin ich schon extra früh aufgestanden und es hat doch nicht ohne riesige Anstrengungen gegen Ende gereicht. Die ersten 40 km toll asphaltiert, teils sogar mit Rückenwind. In der Annahme, dass das so weiter gehe, habe ich etwas zu lange Pause gemacht. Dann kamen kilometerlange Schotterwege und ich sah im Regenradar das Gewitter immer näher rücken. Da hab’ ich mich mal voll verausgabt auf den letzten 10 km. 5 km vor dem Camping kam noch ein Shelter mit normalem WC – hier erstmal ein paar Stunden den Regen abwarten? Aber dann komme ich so spät am Campingplatz an. Ich hab’ alles auf eine Karte gesetzt und durchgezogen. Gerade noch so erfolgreich. 🙂
Am Camping dann mal andere Reihenfolge: Erst die Tagesstatistik auswerten, bisschen dösen im Aufenthaltsraum und duschen um in nicht klebrige Klamotten zu kommen. Zelt aufbauen danach. Dann essen und bloggen.
Hier gibt es erstmals so Räume mit Dusche, WC und Waschbecken für alle (und nicht nur für Familien wie sonst), wie ich es aus Norwegen kenne. Ich mag das, alles bei der Hand. 😉 Blöd nur, dass ich erst nackig unter der Dusche festgestellt habe, dass hier ein Duschkopf fehlt. Also wieder teilweise rein in die Unterwäsche und über den Flur mit allen Sachen in einen anderen Raum gehuscht. Aber ich hatte ja Zeit, ich war früh da. 🙂
Jetzt muss ich wirklich am Arsch der Heide angekommen sein. 😀 Das mobile Internet hier ist (erstmals irgendwo in Dänemark) so gut wie tot und WLAN muss man erstmals auf einem Camping bezahlen. Die wissen wohl, wie es hier um den Mobilfunkempfang steht in ihrer Ecke. 😉
Weil ich Bilder mehrfach langsam hochladen und lange warten muss, trinke ich gerade zu viel – d.h. ich muss heute Nacht wohl mal wieder raus aus dem Zelt. Hoffentlich noch vor dem erwarteten Regen… 🙂
Wie abgesprochen mit der netten Campingplatz-Empfangsdame machte ich mir einen gemütlichen Mittag auf dem Camping. Erst mal bis halb zehn ausgeschlafen, gemütliche Morgenroutine, dann im Zelt Nachrichten gelesen, bisschen geplant, wieder gelesen (weil es so gemütlich ist geschützt im Zelt), angefangen zu packen und um 14 Uhr wurde das Zelt trocken gewischt und eingepackt. Es hat aber auch wüst geregnet, wie man auf nachfolgendem Video gut hören kann:
Leider hat mein Regenriecher heute mehrfach versagt: Laut Regenradar waren schon gar keine in der App blau dargestellten potenziell regenverdächtigen Wolken mehr am Himmel, aber es fing immer wieder mal an zu nieseln. Ich dann zweimal in ein Bushaltestellenwartehäuschen (geiles Wort), 5 min gewartet und Nachrichten gelesen. Dann wieder los und direkt danach nieselte es gleich wieder. :-/ Irgendwie hätte ich heute ein bisschen länger sitzen bleiben sollen.
Wenn man nicht hetzen muss, kann man sich die Zeit ja nehmen irgendwo den Regen abzuwarten. Zumal ich zur Zeit auch etwas empfindlicher geworden bin was Regen angeht. Was hatten wir in Norwegen früher nicht für üble Regentage mit zum Scheitern verurteilten Versuchen die nassen Klamotten nachts im Zelt hängend zu trocknen. Das kostete immer Überwindung morgens in die klammen Klamotten reinzuschlüpfen, zumal es auch kühl war. Hier ist morgens bisher immer alles trocken gewesen und warm ist es auch. Ich verweichliche. 😉
Und vergesslich werde ich auch: Gestern war ich doch tatsächlich einkaufen ohne das Fahrrad abzuschließen!
So, ab heute wird wieder zu zweit über die Straßen gerollert. Vom Tempo her scheint es einigermaßen zu passen, manchmal schwimmt Herr R. etwas weiter raus und man trifft sich an der nächsten Abzweigung. 😉 Bisher hat er von seinem E-Motor auch nur an größeren Steigungen Gebrauch gemacht, somit keine Ladenotwendigkeit des Akkus am Campingplatz. Mal sehen, ob er das durchhält. 🙂
Leider hat sein altes, geliehenes Hilleberg-Tunnelzelt keinen guten Unterboden, eher einen sehr schlechten. Schon alleine durch das Aufbauen des Zelts auf dem durch den Schauer angenässten Rasen wurde der Boden feucht. Hoffentlich regnet es nachts nicht mal richtig, sonst wird das verschärft unangenehm. Glücklicherweise hat er eine separate Iso-Matte dabei, die kann er unter die eigentliche Luftmatte legen. Als Insel sozusagen. 😉
Ansonsten hatten wir heute – wie ich gestern auch schon – mit strammem Wind zu kämpfen. Kommen die Böen von der Seite, dann muss man schon drauf achten, dass man keine Lenkbewegungen macht und es einen nicht umdrückt. Erinnert mich ein bisschen an manche Fahrt auf den Lofoten in Norwegen.
Auch heute Morgen spielte und turnte das Kätzchen wieder um uns herum. Aber hilft ja nichts, mitnehmen ging nicht, zumal sie wohl auch doch einen Besitzer haben und kein Streuner sein soll. Aber bisschen leid tat sie mir schon. Und obwohl wir sie beim Essen immer wieder wegschubsen mussten, war sie nie garstig und hat kein einziges Mal gefaucht oder gekratzt. Da kenne ich andere Stubentiger… 😉
Ein bisschen mussten wir das Wetter im Blick behalten heute, vor dem Losfahren gab es noch einen kleinen Schauer trotz geringer Regenwahrscheinlichkeit. So kenne ich Dänemark von meiner zweiten Tour überhaupt mit meinem Bruder damals. Zudem ist es jetzt kühler und es war sehr windig – kurzärmelig fahren war dann erst nachmittags möglich. Heute ist wohl auch der letzte Tag der Hauptsaison hier, d.h. ab morgen günstigere Preise, aber auch kühlere Tage. 😉
Herr R. ist schon lange vor mir wach, dafür lese ich abends wohl länger im Zelt. Sehr unterschiedliche Tagesrhythmen und auch im Essverhalten, aber lässt sich trotzdem ganz gut unter einen Hut bringen. Er war vorher noch am Strand, ich schon im Aufenthaltsraum. Nun hört er Musik und liest dabei und ich schreibe ein paar Zeilen… 🙂
Das scheint sich jetzt so einzupendeln: Der Biorhythmus von Herrn R. ist etwa zwei Stunden versetzt zu meinem. Er hat sich gerade um 22 Uhr zum Schlafen zurückgezogen, ich fange gerade an zu bloggen und werde dann noch Nachrichten lesen und meinen E-Auto-Blog. Mit Zähneputzen wird es dann knapp vor Mitternacht sein. Die Polarlicht-App hat gerade noch eine Wahrscheinlichkeit von 25 % ausgegeben, aber ich glaube nicht, dass das was wird. Schon eher werden wir mit 25 % Wahrscheinlichkeit morgen Spätnachmittag nicht vor dem Gewitter am Campingplatz sein (und möglicherweise auch nicht trocken, wegen dem Schauer zwei Stunden vorher). Mal sehen, was uns morgen erwartet… 🙂
Aurora borealis – gestern Nacht das erste Mal in meinem Leben selbst gesehen und fotografiert. Der Tag wird wahrscheinlich in Erinnerung blieben. 🙂 Auch wenn man das ganze Farbspektakel nicht mit dem bloßen Auge wahrnehmen konnte; da waren nur diese senkrechten helleren Lichtstreifen am dunklen Nachthimmel zu erkennen. Das Smartphone bekommt es aber dann hin die ganze Pracht in einer mehrsekündigen Belichtung einzufangen. Ich hatte zwar die Hinweise meiner Polarlicht-Apps gesehen, aber die Lichtstrahlen nur ganz zufällig bemerkt, als ich vom Zähneputzen zurück in mein Zelt wollte.
Die 63 km heute rollerten wieder flott und leicht vom Fuß, auch wenn es ein paar Steigungen mit 7 und 8 % gab. Der Wind war heute eher hilfreich als störend – dass man das als Radfahrer noch erleben darf. 🙂 Müde bin ich jetzt trotzdem. Zwei Tendenzen stelle ich fest, seit ich mit Herrn R. unterwegs bin: Das Wetter ist labiler geworden und neigt zu erhöhter Luftfeuchtigkeit und die Straßen und Wege sind plötzlich durchgehend asphaltiert. 😉 So kann das weiter gehen, zumal ich heute fest davon ausgegangen bin, dass wir laut Regenradar nach spätestens einer Stunde einen großen Schauer abbekommen würden. Aber die Wolken haben sich geteilt und sind nördlich und südlich von unserem Standort durchgezogen, wir haben nur ein paar vereinzelte Regentropfen abbekommen und mussten dann später auch komplett Sonnencreme auflegen.
Ich will mich ja nicht beschweren, aber das hätte heute hier viel mehr Regen geben müssen! 🙂 Und auch das Unwetter war mit ein paar Blitzen und keinem Donner sehr leicht ausgefallen. Bisschen Wasser kam nachts schon runter (hab’ wohl einiges verschlafen?), aber der ganze Tag hätte ziemlich regnerisch werden sollen. Naja, dann halt kein Pausentag und noch einige Kilometer gefahren. Späte Abfahrt und wohl etwas durcheinander: Hatte vergessen Wasser am Camping mitzunehmen. Naja, gab ja einen Lidl in Thisted mit guter Auswahl…
Heute hatten wir deutlich mehr schöne Spots in der Natur: Das waren sehr motivreiche 66 km, nur die letzten 10 km waren etwas nervtötend entlang der Straße mit Gegenwind und rauf und runter während die Straße völlig eben war. *grrr* Davor war es aber sehr reizvoll durch Wald und Heidelandschaft. Und wir haben sehr viele Bunker gesehen heute. Manche der Bunker, die wir heute gesehen haben am Strand, wurden am Strand oder an Land gebaut, liegen heute aber im Wasser. Seit dem zweiten Weltkrieg hat sich die See 140 m ins Land gefressen und manche deutsche Hinterlassenschaft geschluckt.
Im Zielort waren wir in einem SPAR einkaufen und während Herr R. drin war, habe ich mal einen Blick auf die Wetter-App riskiert – da war dann plötzlich Hektik angesagt, denn den Regen hatten wir nicht auf dem Zettel. Er begann dann aber auch erst über eine Stunde später als eigentlich angezeigt. Manche Wolken wollen hier nicht regnen…
Da sich Herr R. ja die Hand bzw. den Finger verletzt hatte, haben wir den Urlaub etwas nach hinten verschoben. Das Gute daran: Ohne seinen Unfall hätten wir hier nicht die Heide blühen sehen, und ich muss wirklich sagen, es sieht entzückend aus und macht Spaß das immer wieder zu sehen. Herr R. macht sich gut, die Handgriffe sitzen immer geübter und eingespielter. Heute war sein erster kleiner Handwaschtag, er hat zuvor scheinbar noch nie per Hand gewaschen, hihi. Ich denke, er wird die Lehre als momentaner Radtrekking-Azubi erfolgreich beenden. 🙂 Das muss nicht die letzte gemeinsame Tour gewesen sein…
Ein riesiger Pool nur für uns beide! Das haben wir uns echt verdient, denn am heutigen Sonntag ist Ruhetag nach einer anstrengenden Etappe gestern. Teilweise mussten wir durch Sand schieben und einmal mussten wir abbauen und mehrere Male gehen und unsere Ausrüstung durch den Sand nach oben schleppen. Mühsame und zeitraubende Geschichte. Obwohl wir schon um ca. 8 Uhr losgefahren sind, kamen wir nicht wirklich früh an. Ich musste dann noch die schon länger aufgeschobene Wäsche machen, während mein Azubi schon im Pool schwamm. Da stimmt doch irgendwas nicht?! 😉
Für mich war es mit Schließung des Pools um 19 Uhr dann schon zu spät. Aber dafür jetzt ab in den Pool…
Nach dem Pausentag wieder auf Achse. Mein “Azubi” Herr R. hat scheinbar dadurch eine der ersten Lektionen wieder verlernt: Immer einmal Umschauen bevor man an einem Rast- oder Pausenplatz wegfährt. Man vergisst so schnell mal was (mir auch schon passiert). Er hat leider beim zweiten Einkauf heute sein Abendessen stehen lassen. Das ist schon bitter, wenn man sich lange Zeit während der Radtour darauf freut und dann abends am Zelt beim Auspacken merkt, dass es nicht da ist. Mein volles Mitgefühl, Bruder. 🙂
Nachdem wir genug vom Sand hatten, fuhren wir einen schön asphaltierten neuen Radweg an der Hauptstraße entlang. Keine so schöne Sicht auf die Natur, aber dafür rollten die letzten knapp 10 km deutlich leichter. Ich bin da ja immer hin- und hergerissen: Einerseits würde ich gerne (mehr) Natur sehen und den originalen Vestkyststien fahren, andererseits sind so Sandüberraschungen ein Abbremsen auf 0 km/h mit dem Anhänger und den Taschen.
Heute hatte der Camping schon wieder einen Pool. Dieser war sogar beheizt, daher bei 18-19 Grad Lufttemperatur und Wind im Wasser besser auszuhalten als der Pool am Pausentag.
38 km sind auf der Insel Fanø geplant. Da es nachmittags gewittern soll und wir eigentlich auch noch einen Pausentag haben, werden wir die Zelte hier stehen lassen und mit eher leichtem Marschgepäck die Insel abfahren. Es soll hier auch wieder einen befahrbaren Sandstrand geben.
Heute hat mich mein Azubi, Herr R., zum Schmunzeln gebracht. Wir fuhren schon kilometerweit vor Oksbøl an einem Militärgelände entlang durch die Heide und manchmal auf Straßen auch hindurch. Da man an manchen Stellen auch Gewehrschüsse hörte, waren wir schon ein wenig eingeschüchtert. Am Kaserneneingang war auch ein alter Panzer ausgestellt (mit Militärmuseum). Just in dem Moment brauchte Herr R. eine Pinkelpause, traute sich aber nicht irgendwo an den Straßenrand an einen Baum oder Busch zu stehen: “Ich pinkle hier erst wieder, wenn ich keinen Panzer mehr sehe!”. 😀
Herr R. tut mir heute leid: Bei dem starken Dauerregen heute Nacht ist sein geliehenes Zelt abgesoffen. Die Isomatte unter der aufblasbaren Isomatte hat sich mit Wasser vollgesaugt, das durch den Zeltboden kam. Dass der Boden völlig undicht ist, hatten wir schon früh festgestellt, als er das uralte Zelt einmal ins nasse Gras aufgebaut hat. Meines hat zum Glück durchgehalten obwohl inzwischen auch schon fast zehn Jahre alt. Aber der zusätzliche Footprint unterm eigentlichen Zeltboden ist halt sehr hilfreich. Herr R. ist nun etwas aus der Gefahrenzone umgezogen, ich harre die zweite Nacht aus und hoffe, dass der kleine Sumpf ums Zelt herum langsam zurückgeht. Die Schuhe schmatzen deutlich wenn man auf dem Rasen auftritt. Zum Glück sind meine Schuhe bisher dicht geblieben. Da hatte Herr R. mit seinen neuen Radschuhen leider auch Pech. Aber wir halten durch bis Sonntag (auch wenn noch mehr Regen in der Luft liegt).
Das heutige Beitragsbild ist schon zweieinhalb Wochen alt; heute gab es nicht viel zu fotografieren. Dafür öfter mal etwas Regen. Teilweise sind wir in leichtem Nieselregen gefahren oder bei einzelnen Tropfen, zwei größere Regenfälle ließen sich zeitlich gut mit Einkaufen kombinieren bzw. überbrücken.
Jetzt sitzen wir in einem sehr großzügigen Aufenthaltsraum mit Küche und WCs und Duschen im selben Gebäude bei Ribe. Das ist gut, weil es jetzt noch ein paar Stunden regnen wird. Und morgen wohl bis 12 Uhr ziemlich viel. Macht aber nicht so viel aus, denn wir sind glücklicherweise unseren Pflicht-Stationen einige Kilometer voraus. So werden wir morgen nachmittags wohl eher 40 anstatt 60 km fahren (können).
Eine nette Überraschung gab es als wir die Insel Fanø verließen: Wir suchten den Automaten um uns Tickets zu kaufen wie zwei Tage zuvor am Festland, fanden aber keinen. Es drohte Stress aufzukommen, da die Fähre gerade schon am Einladen der Autos war. Herr R. fragte eine Fußgängerin und ich parallel den “Autoeinwinker”: Man bezahlt tatsächlich nur einmal bei der Hinfahrt. Macht ja auch irgendwie Sinn, denn anders kann man die Insel eh nicht wieder verlassen. Blöd nur, dass wir beide unsere Tickets schon entsorgt hatten. Es hat aber glücklicherweise niemand kontrolliert. Aber auch das ist eigentlich nicht notwendig, wenn man es zu Ende denkt, denn als Fußgänger (und Radfahrender) kam man nur durch ein umständliches automatisiertes Drehkreuz mit Ticket-Scanner in den Wartebereich für die Fähre.
Der heutige Tag bestand aus zwei Teilen: Einem Faulenzer-Teil bis 14 Uhr und einem Fitness-Teil bis 19 Uhr. Bis 14 Uhr mussten wir warten, dass der Regen aufhört – Herr R. war kaum noch zurückzuhalten und wollte am liebsten seine Regenmontur ausprobieren. Da hatte ich jetzt aber gar keinen Bock drauf, zumal es unnötig gewesen wäre. Die 41 km haben wir auch so und fast trocken geschafft (und kamen 18:50 Uhr ganz knapp vor Schließung der Camping-Rezeption an). Heute kam uns zugute, dass wir gestern mehr als notwendig gefahren sind; nun sind wir genau auf dem Camping, der notwendig ist um das Ziel Flensburg am Sonntag entspannt zu erreichen.
Es war ein harter Kampf, der schon etwas Geschick und Vorsicht auf dem Rad erforderte: Man wurde immer wieder durch die Böen durchgerüttelt und der Wind zerrte am Lenker, so dass man kleine unbeabsichtigte Kurven in beide Richtungen kaum verhindern konnte. Teilweise war es auch erforderlich sich etwas auf die Seite gegen den Wind zu legen – eine interessante und eigenartige Art Rad zu fahren. 🙂
Zum Glück fuhren wir weite Teile hinterm Deich einigermaßen geschützt. Die Strecken über freie Flächen waren meist heftiger. Wenn man von einem durch Bäume windgeschützten Weg aufs freie Feld hinaus fuhr, dann wurde man jäh von 16 km/h auf 8 km/h Fahrt abgebremst. Berggänge waren gegen den Wind angebracht. So etwas habe ich bisher nur einmal auf den Lofoten erlebt. Ich habe kleine Vögel gesehen, die auf der Stelle flogen und nicht vom Fleck kamen und eine Möwe, die von einem Meter Höhe vor mir plötzlich unsanft auf dem Weg aufklatschte und ungelenk weiter hopste und wieder startete. War schon spannend heute… 🙂
Heute bin ich unter Zeitdruck weil der Aufenthaltsraum gleich schließt und in 30 min ein Gewitter losgeht – muss noch zwei Zeltleinen ausbringen. Wir sind wieder in Deutschland angekommen und es fühlt sich gleich ein bisschen heimisch an. Auch wenn einen Autofahrer hier eher mürrisch angucken während die dänische Oma kurz vor der Grenze in ihrem kleinen Auto noch gehupt und fröhlich gewinkt hat. Aber es haben uns auch ein paar entgegenkommende einheimische alte Nordfriesen auf dem Rad gegrüßt. 🙂
Nach dem ordentlichen Gewittersturm am späten Vorabend schloss sich bis morgens Regen an. Von daher mal später (um 08:30 Uhr) aufstehen, dann das letzte Mal das Zelt abbauen und dann ging es ab 10:30 Uhr zügig mit dem endlich einsetzenden Westwind im Rücken zurück nach Flensburg zum dort abgestellten Auto. Eigentlich hätten wir den Westwind dringend ein paar Tage früher haben wollen. Für einige Kilometer ging es aus Deutschland heraus auch nochmals auf dänisches Staatsgebiet – auf einer Straße war man für 500 m gleichzeitig in Dänemark und in Deutschland (wenn man genau in der Mitte fuhr). 😉
Mit dem Auto fuhr ich dann Herrn R. nach Hause (in der Nähe von Hamburg), bekam dort noch eine leckere selbstgemachte Pizza von Frau R. spendiert, zeigte ihm zum Abschluss der “Ausbildung” noch wie ich meine Touren mit RouteConverter plane und machte mich dann auf den Heimweg. Mit 35 km Restreichweite kam ich zu Hause an. 😉
Herr R. schrieb mir einen Tag später, dass sein Fahrrad noch 8 km nach der Tour durchgehalten hat, dann gab es hinten im Antrieb einen Totalschaden, den wir unterwegs nicht hätten reparieren können (die Pedalkraft durch den Kettenkranz ließ sich nicht mehr auf die Antriebsnabe mit dem E-Motor übertragen). Glück gehabt, dass es nicht früher in die Brüche ging. 🙂
Mein besonderer Dank gilt dem Team aidoo Fahrradanhänger, die mir zwischen der Schweiz-Tour letztes Jahr und der diesjährigen Dänemark-Tour kostenlos einige Updates und Modifikationen an meinem Anhänger zur Verfügung stellten und mir diesen dann per DHL zuschickten. Im Einzelnen waren dies:
- Austausch der beiden vorhandenen SON-Nabendynamos gegen die neueste Generation der SON-Nabendynamos mit abnehmbaren Koaxsteckern, wodurch man nun die Räder samt Schwingen komplett abnehmen kann und der eine etwas schwergängiger laufende nun wieder gut ohne Widerstand läuft.
- Beidseitiger Austausch der Schwingen und Torsionsfedern
- Neue Doppeltiefdeichsel
- Die verrosteten Schrauben und Unterlegscheiben nach meiner Anbauaktion des Solarpanels wurden gegen welche aus Edelstahl getauscht.
Vielen Dank dafür. Der Anhänger hat sich mal wieder bewährt, denn nur mit ihm bin ich in der Lage meine neue (nun noch größere) DJI-Drohne, zwei Schlafsäcke (Sommer und Winter) und den bequemen Stuhl zum Sitzen mitzunehmen. Außerdem bleiben die Wasserflaschen im Anhänger viel länger kühl als wenn man sie in den Ortlieb-Taschen transportieren würde. 😀