Schweiz 2023 komplett

Eigentlich wollte ich dieses Jahr ein paar Wochen in Dänemark meine Runden drehen, aber erst vor wenigen Wochen hat sich das kurzfristig anders entwickelt: Der Hersteller meines Fahrradanhängers aidoo hat mich auf seinen Messestand als “Mitaussteller” auf der Spezialradmesse SPEZI am 29. und 30. April 2023 in Lauchringen nahe der Grenze zur Schweiz eingeladen. Die Messe selbst beschreibt sich so:

Die SPEZI ist Treffpunkt, Festival und Messe zugleich. Sie zeigt die facettenreiche Welt der Fahrräder.
Zielgerichtete, effiziente und nachhaltige Mobilität kannst Du hier bestaunen und erproben.
Die SPEZI steht für eine Mobilitätswende, die über die urbanen Zentren hinaus geht und für Deinen Mobilitätswunsch die richtige Lösung bereit hält.

Pascale Dardagan vom Projekthaus aidoo e.k. – erkennt jemand das rote Zelt auf der Startseite? 🙂 – hatte Kontakt zu mir und anderen aidoo-Käufern aufgenommen und dabei hat sich ein netter Austausch ergeben, woraus dann diese kleine Kooperation entstanden ist: Ich stelle mein Gespann auf der Messe aus und mache somit ein bisschen Werbung für meinen Blog und ihren Anhänger. Sicher auch mal interessant auf einer Fahrradmesse als Aussteller anwesend zu sein und ein paar neue Eindrücke aufzuschnappen.

Zu bestimmten Zeiten (Samstag: 11:00 – 12:00 Uhr und 16:30 – 17:30 Uhr, Sonntag: 16:00 – 17:30 Uhr) bin ich dann verbindlich zu einem “Meet & Greet” auf dem Messestand ansprechbar und gebe gerne meine Erfahrungen und Tipps aus ca. 15 Jahren Radtrekking weiter. Vielleicht ergeben sich ja auch ein paar nette Kontakte.

Zusätzlich darf die kleine (aber feine) Anhänger-Manufaktur ein paar Bilder und Sätze von meinem Blog auf ihrer neuen Website verwenden. Im Gegenzug werden meine An- und Abreise und Unterkunftskosten vor Ort auf dem nahe gelegenen Campingplatz übernommen.

Damit sich das zeitlich überhaupt rentiert, habe ich mich dann entschlossen den Dänemark-Urlaub in einen Schweiz-Urlaub umzuplanen. Denn wenn ich schon mal da bin: Die Berner Ecke und die Seen zwischen Zürich, Luzern und Genf standen schon länger auf der Liste. Wenn ich ganz tollkühn werde, dann probiere ich auch mal ne Passfahrt mit dem Anhänger. Ich hoffe nach 1-2 Wochen kommt wieder etwas Fitness zurück, sonst wird das abenteuerlich. 😉
Außerdem begleitet mich mein Bruder mit dem Wohnwagen auf die SPEZI; am 1. Mai ist dann ein gemeinsamer Fahrradausflug zum Schluchsee geplant, was mich besonders freut.

Gerade bin ich allerdings noch dabei mein neues Smartphone darauf vorzubereiten, denn der Akku des alten bläht sich bei jedem Laden inzwischen deutlich. Die Navigation unterwegs muss gesichert sein!
Die Planung steht leider auch noch nicht, da ist in den kommenden zwei Wochen noch einiges zu tun. Und vom körperlichen Training sprechen wir lieber erst gar nicht… 😉

Wie bereits im vorhergehenden Blogeintrag angekündigt, war ich nun das erste Mal auf der Spezialradmesse in Lauchringen. Aber nicht nur als Besucher, sondern als Aussteller. Naja, genauer gesagt Sub-Aussteller. In den ersten Monaten des Jahres entstand eine kleine Kooperation zwischen meinem Anhängerhersteller aidoo und mir. aidoo war daran interessiert ein paar Sätze und Fotos von meiner Website auf die ihrige zu übernehmen und dem Messepublikum an ihrem Stand auch mal eine andere Art der Anhängernutzung zu präsentieren (reisen statt nur einkaufen sozusagen). Gegen Übernahme meiner Reise- und Campingplatz-Kosten habe ich dann gerne (natürlich gewissenhaft und ehrlich) über meine Erfahrungen beim Reisen mit Fahrradanhänger informiert.

Viele Besucher hielten meine beiden Nabendynamos am Anhänger für ein E-Antriebssystem (was mir “in freier Wildbahn” auch immer wieder passiert; Leute, denkt nach – würde ich am Berg so langsam fahren und so schwitzen, wenn ich die Unterstützung eines Elektromotors hätte?!). 🙂 Aber es war dann ein guter Einstieg in ein Gespräch und viele ließen sich meine Umbauten interessiert erklären.
Mehrere (schon ältere Semester) erzählten auch über ihre eigenen teils schon viele Jahre zurück liegenden Trekkingtouren in Afrika u.ä. und manchmal bedankten sie sich sogar für die Unterhaltung; es kam mir vor, als wären verschüttete Erinnerungen wieder ausgegraben worden. Das war teilweise richtig rührend. Ich kann das auch gut nachvollziehen, denn es ergreift einen manchmal schon emotional, wenn man an zurückliegende große entbehrungsreiche aber geschaffte Abenteuertouren erinnert wird. Mir geht das mit meiner Nordkapp-Tour auch manchmal so.

Hochachtung hatte ich vor dem Mann, der halb blind meine Visitenkarte sichtbar zeilenweise mit einer Speziallupe studierte und dann von seiner Tour durch Nordafrika erzählte. Und von den Schwierigkeiten von Ortsschildern in drei Meter Höhe, die er dann nicht entziffern konnte. Navigation durch Zuruf an Passanten am Wegesrand und grobem eher intuitiven grafischen Abgleich von Ortsnamen oder Straßenschildern mit der eigenen auch schwer lesbaren Karte. Wenn ich da an meine ziemlich gut durchgeplanten GPS-Tracks denke – in seiner Situation hätte ich mich nie mit dem Rad auf die Straße getraut und schon gar nicht in andere fremde Länder!
Er hat mir einen ganzen Stapel mitgebrachter Fotos gezeigt (die natürlich auch per Lupe identifiziert werden mussten) – und nicht nur von seiner Afrikareise, sondern auch von seinen selbstgebastelten Drei- und Vierrädern und zwei unterschiedlich großen Wohnwagen als Fahrradanhänger. Das hat mich echt ein bisschen mitgenommen, zumal er sagte, dass verschiedene Lebenssituationen ihn aufs Rad und zu den Reisen gezwungen hätten (“weil er nirgends gewollt war”). Als er den Messestand verlassen hatte, musste ich mich erstmal setzen und das verarbeiten.

Gegen Ende gab es dann noch eine Messetasse und eine kulinarische Aufmerksamkeit von aidoo. Vielen Dank an Pascale und Turan Dardagan. Es waren zwei interessante Messetage mit vielen Eindrücken und neuen Erfahrungen. Obwohl ich viele begehrenswerte Dreiräder gesehen habe, werde ich aber trotzdem beim Zweirad bleiben. 🙂

Leider fiel die geplante größere Tour mit meinem Bruder ins Wasser, aber wir haben einen kleinen Ersatz gefunden.

War schön mal wieder ein paar Tage mit ihm zu verbringen, denn sonst sehen wir uns eigentlich nur um die Weihnachtsfeiertage. So konnte ich mal wieder mit ihm das Wohnwagencamping erleben (zum Schlafen hab’ ich mich allerdings in mein Zelt zurückgezogen). Aber als Basisstation für Essen, Umziehen, Zeug ablegen und ausspannen perfekt. 🙂
Er fährt nun morgen wieder nach Hause und ich werde mich sechs Wochen in der Schweiz “vergnügen” – und dabei sicher einige Kilo abnehmen (nötig isses ja auch dringend). 😉

Inzwischen hat mich das Video von der Spezialradmesse erreicht. Ich bin auch drauf, natürlich unscharf wie immer. 😉

Diese knapp 75 km heute haben gleich mal gezeigt, wo meine Kondition steht – nämlich ganz im Talgrund. Aber hier muss man auch auf die Hügel (und später vielleicht auch Berge). War aber eine ganz gute Trainingsstrecke um langsam wieder reinzukommen. Total flache Streckenabschnitte, aber auch Aufstiege auf die Höhen, wenn das Tal zu eng für Fluss, Straßen, Bahn und Radweg wurde. Giftige Anstiege mit 7-9 % Steigung zeigten mir dann gleich mal wo der Hammer hängt. Naja, Intervalltraining sozusagen.

Irgendwann haben mich ca. 20 Soldat:innen des Schweizer Heeres in Uniform und leichtem Marschgepäck auf dem Fahrrad eingeholt, einschließlich Gewehr auf dem Gepäckträger. Das habe ich in Deutschland noch nie gesehen. Einige Zeit konnte ich mithalten, dann wurde ich in die Mitte genommen zwischen dem Haupttrupp und ein paar Nachzüglern, die tatsächlich langsamer waren als ich mit meinen 60 kg Marschgepäck. Ohne Gewehr, haha.

Da ich gerade im Freien am Notebook sitze und es jetzt ziemlich kalt wird, endet das heute hier. Viel mehr wäre auch nicht zu berichten – bisher ist die Schweiz ziemlich ähnlich wie Deutschland an der Grenze zur Schweiz. 🙂
Jetzt ausnahmsweise eine warme Dusche…

Jetzt fahre ich erst zwei Tage in der Schweiz und habe schon den Eindruck, dass dieses Land bis an die Zähne bewaffnet ist. Ich habe in zwei Tagen mind. fünf Mal Militär gesehen, mehr als auf meinen ganzen Radreisen in Deutschland zusammen. Und im Gegensatz zur Bundeswehr sind die Soldat:innen hier bisher immer mit Sturmgewehr (und evtl. zusätzlich mit Pistole) bewaffnet gewesen. Ist das Militär in der Schweiz viel aktiver oder zahlenmäßig größer oder nur präsenter in der Bevölkerung und vor Ort?

Als Außenstehender macht man sich da so seine Gedanken – Militärübungen und offen getragene Waffen in der Öffentlichkeit, aber keine Munition in überfallene Länder liefern wollen; das passt für mich überhaupt nicht zusammen. Aber vielleicht muss man halt Schweizer sein um das zu verstehen…

In dem nun breit gewordenen flachen Aare-Tal ließen sich gut Kilometer machen. Erst später kamen dann ordentliche Steigungen, ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird. Heute habe ich am Horizont erstmals eine ganze Kette schneeweißer Berge gesehen, die Alpen grüßen. Nach dem Reinfall gestern bin ich nun heute auf einem touristischen TCS-Camping, all inclusive. Kostet dann zwar gleich 30 CHF, aber das WLAN ist überall auf dem Platz pfeilschnell. 😉

Bisschen demotivierend ist ja, dass es ständig rauf und runter geht. Man hat ständig das Gefühl, dass man die mühsam gewonnene Höhe ganz umsonst erradelt hat, weil es – nachdem es dann wieder runter ging – ja sowieso danach wieder hoch geht. 🙂

Bei einer späteren zweistelligen Steigung sagte dann mein linkes Knie: “Lass’ mal, ist gut jetzt. Jetzt mache ich aua.”. Mit geschafften 190 km in drei Tagen liege ich ganz gut in der Zeit und habe die gesichert regenlosen Tage gut genutzt. Zur Regeneration gibt es morgen deshalb einen Pausentag (nur mal mittags 2-3 km einkaufen mit leichtem Gepäck).

Heute war der erste Ruhetag, hart verdient. 😉 Aber es gibt an solchen Tagen ja auch irgendwie immer was zu tun neben Entspannen beim Nachrichten Lesen und Beine ausruhen lassen: Verpflegung organisieren, Wäsche waschen, Campingplatz nachbuchen, Socke verlieren und erst nach der Wäsche mit Glück wiederfinden *grrr*, die nächsten Tour-Etappen planen, einen neuen DB-Account anlegen weil der alte nicht mehr existierte (danke Deutsche Bahn), die Heimreise zur Beerdigung meines Opas planen, mein Notebook datensparsamer einrichten (Hintergrundaktivitäten für Apps aus und ganz hart alle ausgehenden Verbindungen bis auf Chrome mit der Firewall blocken), essen, duschen, der hübschen Volleyballerin zusehen. 😉
So bekommt man einen Tag auch gut rum. Jetzt noch ein bisschen im Zelt langlegen und Musik hören und dann hoffentlich einigermaßen entspannt den hoffentlich kurzen Nachtregen abwarten. Morgen muss ich früh raus, da steht wieder eine lange Etappe mit erstmalig längeren Steigungen an.

Heute mal ganz flexibel morgens die Planung über den Haufen geworfen – ich erkenne mich kaum wieder. Das liegt daran, dass ich dieses Mal erstmals (aus Zeitmangel während der Vorbereitung) keinen festen Plan an Übernachtungen habe, nur grob markiert, wo ich auf jeden Fall nächtigen muss. Deshalb habe ich mir heute eine Tortur und (im Nachhinein wissend) auch Nässe bis auf die Unterhose und in die Schuhspitzen erspart.

Heute der zweite Teil der eigentlich für einen Tag geplanten Etappe. Nur knapp 30 km, aber an die 450 Höhenmeter, ca. 300 am Stück, denn es galt heute das Nachbartal über einen Höhenzug zu erreichen. Solange ich auf der etwas größeren Straße für den Durchgangsverkehr bleiben konnte, war alles super: Zwischen 5 und 8 %, meistens 6 oder 7 %, ließen sich relativ flott bewerkstelligen. Also so mit 4-5 km/h, haha. Aber zumindest so, dass ich das auch etwas länger geschafft hätte; ich messe momentan alles daran, ob ich den Klausenpass mit Anhänger wohl schaffen kann oder nicht.
Nur danach ging es obenraus auf ein kleines Sträßchen (Zufahrten zu einzelnen Häusern), und da gab es dann wieder 10 bis 12 % Steigung. Die letzten 20 Höhenmeter musste ich schieben, da ging der Tacho dann auf 13 %. Ich hatte auch ein wenig Sorge, dass mir die Kette irgendwann reißt bei den Belastungen.

Wettermäßig ist es heute nass bis sehr nass. Morgens noch ein Frühstückchen im Aufenthaltsraum des bestens ausgestatteten TCS-Campings genommen um eine halbe Stunde Regenschauer abzuwarten. Mittags auf der Höhe fing es dann an zu tröpfeln und zu nieseln. Eine große Kastanie bot vorübergehend Schutz. Talabwärts habe ich es dann langsam rollen lassen und fuhr dem leicht tröpfelnden Wetter voraus. Um 13 Uhr war ich dann schon auf einem Camping mit krassem Gegensatz zu heute morgen: Sehr klein (nur 10 Dauercamperwohnwagen, bei der Hälfte sind noch die Fenster verbarrikadiert) und ich als einziges Zelt. Gestern waren wir acht Zelte auf einer relativ kleinen Zeltwiese, da war ständig was los.

Tja, kaum aufgebaut fing es schon an zu blitzen und von mehreren Seiten zu donnern. Das Ende vom Lied ist, dass es heute von ca. 13:30 Uhr bis 4 Uhr nachts ununterbrochen konstant bis stark regnen wird. Konnte daher auch gleich mal den leichten Trekking-Regenschirm testen, den ich in der Corona-Pause an den Anhänger rangebastelt habe – ziemlich praktisch…

Kein Aufenthaltsraum heißt dann schreiben am Notebook und essen im Zelt; da zahlt sich dann aus, dass ich stromautark bin (Notebook lädt nebenher aus der Solarbatterie und das Smartphone aus dem Nabendynamoakku). Natürlich auch kein WLAN, aber heute gab es auch kaum was zu fotografieren (von daher Schonung des Datenkontingents). Obwohl das eher sanft abschüssig verlaufende Nebental mit den vielen Löwenzahnwiesen schön anzusehen war. Aber das kann man mit der Kamera schlecht einfangen.

Jetzt muss ich noch ausrechnen wie ich den Tag, den ich nun länger gebraucht habe, wieder aufhole, damit ich es zur Beerdigung meines Opas schaffen kann. Wobei es die Sache nicht einfacher macht, dass der Termin noch nicht fest steht – sozusagen eine sich ständig anpassende Planung auf ein “moving target”. 😉

Bisher sind mir die Schweizer:innen entweder teilnahmslos, nur mit einem Lächeln oder interessiert das Gespräch suchend begegnet. Wie in jedem Land passiert es dann halt irgendwann, dass man einer Idiotin begegnet. Dieser Tag war heute. Ich fuhr am Lac de Morat (Murtensee) die Promenade entlang und wusste, dass ich rechts wieder zur Straße vom See weg abbiegen musste, weil dann nur noch Fußgänger:innen erlaubt sind. Leider war dann da aber eine große Baustelle und ich konnte nicht abbiegen. Zurück wollte ich auch nicht, also bin ich in Schrittgeschwindigkeit den ca. eineinhalb Meter breiten Weg verbotenerweise gefahren und hab’ dabei auch angehalten wenn nötig. Ca. 200 m später war die nächste Abbiegemöglichkeit zur Straße hoch.
Da fährt mir ne garstige Alte absichtlich mit ihrem Rollator in den Weg (obwohl wir total locker aneinander vorbei gepasst hätten, wie bei dem Ehepaar mit Hund zuvor auch) und fängt an zu schimpfen. Ich versuchte ihr höflich zu erklären, dass ich gerne vorher abgebogen wäre, das aber wegen der Baustelle nicht möglich war. Hat sie leider nicht kapiert. Leider habe ich vergessen zurück zu schimpfen. Ich war zwar im Unrecht, aber man muss ja auch keinen Zwischenfall provozieren wie sie es tat.

Vom südwestlichen Ende des Bielersees habe ich mich heute zum südwestlichen Ende des Neuenburgersees (Lac de Neuchâtel) bis Yverdon-les-Bains voran gekämpft und damit das aufgezwungene Etappenziel erreicht: Morgen pausiere ich für drei Tage und trete die Heimreise zur Trauerfeier meines Großvaters an. Die komplette Ausrüstung bleibt solange auf dem Campingplatz – wollen wir mal hoffen, dass das gut geht.
Falls ich nicht diese Stadt mit Bahnhof erreichen hätte müssen, dann hätte ich heute schon um 15 Uhr Schluss gemacht, noch vor dem großen Regen. So wurde ich leider ein wenig nass. Aber der Großteil des Regens zog (und zieht noch bis heute Spätabend) mit aufgebautem Zelt und Aufenthaltsraum hier vorbei.

Nachdem ich nun schon zwei Tage an der deutsch-französischen Sprachgrenze erlebt habe, wo sich eher so einzelne französische Wörter in Werbung oder Schildern einschlichen (“Täglich Bio-Poulenc frisch vom Hof”), habe ich sie wohl spätestens heute überschritten. Jetzt wird mit Bonjour gegrüßt und die Straßenschilder sind ebenfalls in französischer Sprache. Noch spricht man am Camping deutsch, aber wer weiß wie lange noch. Zeit meine verschütteten Französisch-Radreise-Kenntnisse herauszukramen. 😉

Da hat Strava wohl gesponnen, was die Höhenmeter angeht. Heute waren es nur knapp über 300 Hm. Vermutlich gefiel es der Technik nicht, dass ich mich einige Zeit in Gebäuden bewegte?!

Letztlich heute Glück im Unglück gehabt: Trotz unvorhergesehener Reifenpanne schon vor der Abfahrt bin ich so rechtzeitig am Campingplatz angekommen, dass ich schon alles aufgebaut habe und nun schon seit mind. ner halben Stunde geduscht in einem Aufenthaltsraum sitze während es sich draußen richtig stark einregnet. Jetzt bin ich ne starke Woche unterwegs (die drei Tage Unterbrechung wegen der Beerdigung meines Opas nicht mitgezählt) und musste meine Regenjacke aber trotzdem noch nicht einmal anziehen, obwohl das Wetter insgesamt schon relativ durchwachsen ist. Ich hoffe, ich kann das so lange hinauszögern, bis sie vorne am Bauch wieder zugeht, haha. 🙂

Was auch noch passiert ist: In Morges hätte ich beinahe den Anhänger in Fahrt umgekippt. Kurz unachtsam gewesen und nachgesehen, wo es weitergeht, da teilt sich der Radweg direkt vor mir in der Mitte in einen Geh- und einen Radweg. Der Radweg fiel dann ca. 20 cm ab und wurde durch einen oben abgeschrägten Bordstein abgetrennt vom Gehweg. Wegen bereits erfolgter Gewichtsverlagerung blieb mir nur über den Bordstein mit dem Rad runterzufahren und der Anhänger folgte dann, blieb aber eine Gedenksekunde mit nur einem Rad auf der Fahrbahn gefühlt halb in der Luft stehen, so viel habe ich aus dem Augenwinkel mitbekommen. Er kippte dann aber zum Glück auf die richtige Seite wieder zurück auf beide Räder. *uff*

Ein netter Schweizer, den ich in Thun getroffen habe und der mich zum Kaffee eingeladen hat, wenn ich im weiteren Reiseverlauf wieder von der anderen Seite an den Thuner See komme, hatte mir geschrieben und mir erklärt, dass zur Zeit größere Manöverübungen stattfinden und ich wohl deshalb so viele Soldaten unterwegs sehe. Im Zug auf der Herfahrt zurück von der Beerdigung stiegen auch ca. 15 Soldaten mit Militärreisekoffern, umgehängtem Gewehr und vielen Bierdosen in den Zug ein. Ich kann mich nach wie vor nicht an den Gedanken gewöhnen, dass da sehr junge Leute in der Öffentlichkeit mit Waffen unterwegs sind. In Deutschland zumindest haben die keine Waffen mit im Zug, selbst wenn in Uniform verreist wird…

Jetzt hoffe ich mal, dass der Flicken hält. Wirklich wissen kann ich es erst in mehreren Tagen. Cool war jedenfalls, dass ich mir am Abfahrtsort direkt auf der Route einen Fahrradladen in meinen GPS-Track eingetragen hatte. Aus Zeitmangel habe ich davon viel weniger als sonst eingetragen, aber dieser Hinweis war genau an der richtigen Stelle, denn ich hatte mit der kleinen Pumpe nur drei Bar in den Reifen gedrückt, da ich dachte es sei genug. Man kann bei Reifen mit verstärkendem Stahlgewebe in den Seitenflanken des Mantels nur sehr schwer sagen ob schon genug Luft drin ist. Der nette Schweizer drückte mir dann noch schnell drei zusätzliche Bar rein. 😉

Heute recht früh losgekommen, aber vom Rumlaufen im mittelhohen Gras beim Zeltabbau mit den anderen Schuhen nasse Socken bekommen. Das war bisschen blöd. Gegen Mittag habe ich mich dann barfuß zum Essen auf ne Bank gesetzt und die Socken, Schuhe und Einlagen erstmal in der Sonne trocknen lassen. Blöde Schuhe, sind die schon etwas älteren. Ich frage mich nur, ob die Feuchtigkeit eher unten am Klickpedaleinsatz reinkommt oder oben über den Stoff?

Heute verfällt tatsächlich teuer gekauftes Datenguthaben, das ärgert mich ein wenig. Aber unterwegs war meist nicht mehr Zeit als schnell mal aufs Regenradar zu blicken und die letzten Campings hatten alle gutes WLAN über den gesamten Platz. Da könnte sich mancher deutsche Campingplatz noch ne dicke Scheibe von abschneiden. 😉

Bonjour la France! 🙂
Drei Tage bin ich wohl jetzt in Frankreich. Das hat den Vorteil, dass ich jetzt wieder an meine 50 GB monatliche Daten rankomme, im Gegensatz zu 0,5 GB pro Woche (oder Bestellung für 5 €) in der Schweiz. So macht es auch nichts, dass hier auf dem Camping das WLAN nicht funktioniert. Zumal ich hier morgen wohl auch noch festsitzen werde. Gerade hat es schon wieder angefangen zu regnen. Allerdings hat das kühle Wetter den Vorteil, dass ich bisher von Insekten in Ruhe gelassen wurde. Just jetzt gerade beim Schreiben in einem Zelt mit Biertischen hat mich die erste Stechmücke dieses Jahr zum Abendessen ausgesucht. :-/

Leider spackt die Strava-App gerade ziemlich herum. Konnte die Aktivität von heute nicht synchronisieren und war auch erst wieder nach Cache- und Datenlöschung zu gebrauchen. Somit ist die heutige Aufzeichnung leider verloren. So was nervt mich tierisch, wenn Technik nicht verlässlich ist. 🙁

Edit: Eben kam die E-Mail an, die ich mir mit dem Strava-GPX-Export sendete, da es sich nicht zu Google Drive exportieren ließ. Komische Sache…diese Datei konnte ich nun aber doch noch bei Strava manuell importieren.

Nach einem Regenpausentag (der viel weniger Regen- als Pausentag war) habe ich heute wieder ins Geschehen eingegriffen. Der französische Camping war, sagen wir mal, unkonventionell. Mini-WCs ohne Licht und Klopapier, Waschen und Spülen in denselben Becken in einem offenen zugigen Raum, wo man sich alles abfriert. Waschen scheint da eher nicht vorgesehen zu sein, zumal öffentlich (und natürlich auch ohne Licht). Duschen in einem normalen Wohnhaus, was ich dann dreimal in den zwei Tagen gemacht habe. Normalerweise wasche ich morgens nur die Haare, aber wenn man mich zum Warmduschen zwingt…
Dafür haben die zwei Tage nur 25 Euro gekostet. Heute wieder in der Schweiz auch nur verdächtig niedrige 17 Franken bezahlt, es ist aber fast alles da (außer wiederum Möglichkeit für die Katzenwäsche morgens). Wenn man mich zum Warmduschen zwingt…ich wiederhole mich. 😉

Die Berge im letzten Bild werde ich morgen wohl in Angriff nehmen, da irgendwo zwischendrin geht’s rein…von 350 auf 950 Meter hoch. Dummerweise geht es dazwischen wieder runter, so dass ich mit 1000 Hm morgen rechne. Also früh an der Isomatte horchen…

Ungünstigerweise ist morgen auch noch Feiertag, d.h. ich musste heute Nahrungsmittel für zwei Tage herumfahren und kann morgen bei den vielen Höhenmetern auch nicht erst nachmittags (evtl. nochmals) einkaufen.

Inzwischen hat mich das Video von der Spezialradmesse erreicht. Ich bin auch drauf, natürlich unscharf wie immer. 😉 Matt ist ein echter Weltenbummler mit seinem Trike, und er fährt auch einen aidoo-Anhänger. War interessant ein bisschen mit ihm zu schnacken. 🙂

Vielleicht war das heute schon die Königsetappe meiner Tour de Swiss – wird sich noch zeigen. Jedenfalls war ich knapp 9 Stunden auf Achse, reine Fahrzeit ca. 6:15 h. 72 km, knapp 1.200 Höhenmeter. Zweimal war für zwischendrin leichter Regen angesagt, es hielt aber glücklicherweise komplett. Nur mit zwischen 12 und 17 °C die meiste Zeit recht kühl. Und bei den ständigen Steigungen und kurzen Strecken mit Gefälle kann man auch nicht ständig Jacke an- und ausziehen. Bleibt eigentlich nur die Lösung bei den Abfahrten immer wieder leicht zu frieren. Aber die kommenden Tage soll es wohl wieder etwas wärmer werden… 🙂

10-15 km vor dem Ziel habe ich noch einen netten Schweizer auf dem Rennrad getroffen bzw. eigentlich er mich. Er fährt gerade an Wochenenden (bzw. wohl auch an Feiertagen) die offizielle Route des Radrennens Tour de Swiss ab bevor sie im Sommer die Profis fahren, mit leichtem Gepäck natürlich. Er hatte mich beim Überholen schon gefilmt oder fotografiert und später eine Kehre gemacht und mich wieder rankommen lassen. Wir haben uns ein bisschen ausgetauscht und danach war ich wieder ein bisschen motivierter.

Strava schätzt heute ca. 6.000 kcal Umsatz – das ist schon fast ein Kilo abnehmen. 😉

Inzwischen scheint sich ein Muster heraus zu kristallisieren (mit dem ich gut leben kann): Vormittags und mittags bedeckt oder sonnig, (spät)nachmittags leichter Regen vorhergesagt (der oft nicht oder später kommt) und abends oder nachts regnet es dann mehrere Stunden. Wenn man früh genug aufsteht, kann man dem Schlimmsten entgehen. 🙂 Problematisch wird es nur, wenn mal längere Strecken mit viel Höhenmetern anstehen. Andererseits hatte ich davon bereits mehr als eine und auch Glück gehabt.

Heute haben sich ein Bergbauer und eine Skoda-Fahrerin eingeprägt unterwegs: Ich fahre so bei 5 % einen kleinen Weg hinauf und arbeite mich langsam an einen Mann heran, der mit einem großen Benzin-Balkenmäher hohes Gras parallel zum Weg mähte. Ich dachte mir, puh, ich würde ja verrückt, wenn ich die ganze Zeit diese Benzinabgasdämpfe einatmen müsste. Als ich ihn überholte sah ich, dass er ne Zigarre im Mund hatte. Aha, okay, man kann das noch toppen…

Auf der engsten Passage mit 10 % Steigung wollte mich ein Viehtransporter mit Anhänger überholen; ging aber erst, als ich mich langsam bis zu einer Ausweichstelle vorgearbeitet hatte. 50 m später – schon am Ende der Steigung – stoppte er ab und stand dann ne Weile. Na toll, jetzt hält der da und ich habe keine Chance vorbei zu kommen auf dem engen Weg. Dafür hätte er mich ja nicht überholen müssen. Es stellte sich heraus, dass ihm ein Auto entgegen kam, das mehrfach leicht zurücksetzte und versuchte an ner Ausweichstelle Platz zu machen. Das hätte aber gerade mal für zwei kleinere Autos gepasst. Dauerte dann ewig, bis es die Frau hundert Meter zurück bis zu ner Kreuzung geschafft hatte. Mir war dabei nur nicht ganz klar, ob sie so massive Probleme mit dem Rückwärtsfahren hatte oder ob sie erst sehr spät gecheckt hat, dass die beiden Fahrzeuge zu keiner Zeit aneinander vorbeipassen. 😉

Aus der Einladung zu Kaffee und Kuchen, die mir ein Thuner ausgesprochen hatte, als ich das erste Mal beim See war auf dieser Tour, wurde leider nichts: Mein zweiter Seebesuch fiel jetzt aufs Wochenende und Ingolf war selbst mit dem Rad unterwegs. Schade, aber natürlich okay.

Heute hatte ich wohl Glück – angeblich den letzten Platz auf dem Camping erwischt. Feiertag und Brückentag erklären wohl den generellen Zuwachs an Campinggästen. Es ist jetzt gerade deutlich mehr los als die letzten Tage – trotz verhaltenem kühlen regnerischen Wetter. Wobei es hier eigentlich seit Stunden regnen müsste laut Wetterbericht, aber scheinbar kam es doch nicht über die Berge rüber. Mir soll`s wie immer recht sein. 🙂

Heute lasse ich Bilder sprechen und halte den Text hier kurz. Wie die Etappe heute; aber ich könnte mich gerade lang ins Zelt legen so müde bin ich. Langsam wird der Wind auch wieder kühler und es ist wohl an der Zeit die Wiese zu verlassen und Notebook und Smartphone (das heute als WLAN-Repeater fünf Meter von mir weg liegt) wieder einzupacken. Hoffentlich wird die Wäsche noch trocken…

Der erste Pass mit Anhänger ist geschafft! Wurde gleich in die Pass-Galerie eingetragen. Es ging von 600 m auf 1.050 m hoch, ohne Unterberechung 8-10 %, mit an einer Hand abzählbaren kleinen Abweichungen nach unten und oben. Bisschen seltsam war, dass ich dann oben bei 1.050 m Höhe wieder ein paar Kilometer lang 40 Höhenmeter abwärts zur Passhöhe fuhr. 🙂 Ich war also vorher schon höher als der Pass an sich, was eben daran lag, dass der Radweg abseits der Straße hochführte.

Puhh, hier ändert sich das Wetter schnell. Bei blauem Himmel zum Duschen gegangen und mich gewundert, als der Wind anfing ums Oberlicht zu pfeifen. Komme ich zurück ans Zelt, da ist der ganze See aufgewühlt (wo kamen die ganzen Surfer so schnell her?), dunkel, es fallen die ersten Tropfen und ich spanne schnell doch noch ein paar Leinen ums Zelt. Gerade drinnen und es prasselt für 20 Minuten los.

Beim Regenunterstand an einer Anlegestelle war ich plötzlich von lauter Halbstarken umgeben. Eine Schulklasse wartete nach einem Museumsbesuch auf den Zug. Sagen wir mal so, die zukünftige Elite der Schweiz war das sicher nicht, aber die drei Lehrer:innen hatten sie ganz gut im Griff. Denen erklärte ich dann meine Tour und meine Ausrüstung – war ja sonst eh nichts zu tun außer auf das Regenende zu warten. Dass der süßen Lehrerin aus Luzern meine Blumenvase am Anhänger aufgefallen ist, freute mich ein bisschen… 😉

Bei den Höhenmetern habe ich mich heute selbst veräppelt. Dachte da ginge es mehrmals giftig nach oben, dabei standen heute erstmals mehrer Tunnels auf dem Programm. Da stimmen die SRTM-Höhendaten, die ich mir für meine App runtergeladen hatte, natürlich nicht so richtig für mich. Fand ich ganz gut in dem Fall. 🙂

Ich bin der Held vom Erdbeerfeld. 😉 Weiß gar nicht, warum ich mir selbst und von anderen habe Angst machen lassen – Klausenpass mit dem Gepäck und Gewicht? Das schaffst du kaum…heute die ersten 600 Höhenmeter locker abgespult, morgen folgen 900 Höhenmeter (dann ohne Einkaufen und mit vermutlich noch besserem Wetter als heute). Auch übermorgen für die Abfahrt scheint das Wetter zu passen. Hat sich wirklich gut ergeben, den einen Regentag gestern als Pausentag im Tal zu nutzen und nun folgen glücklicherweise drei recht sonnige Tage mit maximal kleinen Schauern (zumindest momentan so vorhergesagt). Wenn nichts am Material oder den Beinen kaputt geht, dann sollte das klappen. Jetzt hoffe ich nur noch darauf, dass das Hotel kurz unterhalb der Passhöhe noch ein freies Bett im Gruppenschlafsaal hat morgen…

Hier schreibt die Bergziege – schwuppdiwupp war ich fast ganz oben an der Passhöhe. Kurze Fahrt diesmal (Kilometer und Dauer), aber viele Bilder; die Bergwelt ist schon beeindruckend. Zumal wenn man wirklich Sonnenschein hatte bis nachmittags und (fast) keine Wolke am Himmel. Das war wirklich das optimale Timing. Auch morgen soll es nochmals schön werden, wenn ich die Passhöhe erreiche. Allerdings zog es sich ab 16 Uhr Uhr wieder stark zu und man kann die Berge kaum noch sehen. Gerade aus dem Fenster gesehen, jetzt tröpfelt es sogar ein wenig. Aber das war angekündigt, dass es gegen Abend 1-2 Stunden schlechter werden soll. Bei mir steht jetzt noch ein paniertes Schnitzel mit Pommes an, etwas Nachrichten lesen und dann mal wieder eine Bettdecke statt Schlafsack nutzen. 🙂
Oha, jetzt kommt Wind auf und es zeigt sich, dass die Holzbaracke für die Billigabsteiger wie mich ziemlich zugig ist. Kühl war es hier drinnen vorher schon…

Klausenpass geschafft. Man ist ja fast ein bisschen wehmütig wenn man während der Talfahrt innerhalb einer Stunde die ganze Lageenergie vernichtet, die man über zwei Tage mühsam aufgebaut hat. 😉 Nun bin ich am Walensee und habe sogar kurz gebadet. Kam schon etwas überhitzt an, aber zwei Minuten (12 °C sagte die Platzwartin) kühlen gewaltig runter. Ich musste ein bisschen betteln um noch einen Platz zu bekommen, Pfingsten und das wärmere Wetter machen sich wohl bemerkbar. Leider ein schlechter Platz in einem Waldgebiet, es wimmelt von Stechmücken, bähhh.

Der Gäsi-Campingplatz im Wald am Walensee gestern war irgendwie komisch. Zum einen öffentlich, also jede Menge Gruppen, die am Seestrand direkt am/im Camping opulente Grillparties mit Musik schmissen. Die Dauercamper dort standen denen aber in nichts nach und viele kokelten ihr eigenes Holzfeuerchen am Platz ab. Einige hatten sogar richtige Öfen bei ihrem Platz stehen. Oder Feuerschalen. Und die wurden betrieben obwohl es abends noch gut 22 °C hatte und dunkel war es auch nicht. Auf den meisten Feuerchen wurde auch nicht gegrillt. Hauptsache es brennt irgendwas?! Es gab sogar nen Wohnwagen, der hatte davor Holzbündel zum Verkauf gelagert. Verstand ich nicht…ist ja jetzt auch nicht so, dass die Luftqualität auf dem Camping-Gebiet dadurch besser geworden wäre…

Das war heute ein Auf und Ab der Emotionen: Berg schwer, Berg geschafft, Dammsperrung und größerer Umweg, Umweg teils mit Rückenwind, Entscheidung für die volle Distanz bis zum nächsten Pflichtcamping, Gegenwind und weitere Höhenmeter, ziemlich warmer Tag in praller Sonne, Abkühlung im See, Nahrungsmittelknappheit (nicht so einfach für zweieinhalb Tage einzukaufen) und Mundraub, Versorgungsengpass überbrückt, Camping vielleicht voll, Zeltwiese hat noch Platz. Ich glaube heute werde ich gut schlafen, bin jetzt groggy…

Inzwischen bin ich wieder auf der nationalen Veloroute “Seen-Route” (könnte auch Berg-Route heißen). Heute immerhin drei Seen gesehen: Sihlsee, Ägerisee und Zugersee. In letztem auch kurz geschwommen (so ziemlich als einziger der vielen Strandgäste – Wasser ist halt noch sehr kalt).

Endlich wieder einkaufen nach zweieinhalb Tagen – der gute Krustenkranz von Aldi. Diesmal habe ich mir dazu Stremel-Lachs und Camembert gegönnt. Dann habe ich mir vor ein paar Tagen auch noch eine Tube Curry-Mango-Sauce gekauft, die sorgt immer für einen fruchtigen Geschmack, beispielsweise auch zu Geflügel. Und die haben hier bei Aldi in der Backabteilung auch so leckere Küchlein, ähnlich wie eine Tarte, nur kleiner. Wohl beides mit einer Frischkäsemischung, aber einmal mit Gemüse und einmal eher Richtung Käse. Die gibt es in Deutschland leider nicht, zumindest nicht bei Aldi Nord. Jetzt bekomme ich Hunger und es gibt gleich den restlichen Krustenkranz u.a. mit hartem Ei.

Gestern habe ich bei der Feinplanung des heutigen Tages mit meiner App Locus Classic einen TCS-Camping auf meiner Strecke entdeckt, den ich bei der Planung zu Hause mit Google Maps nicht gefunden oder gesehen hatte. So habe ich die heutigen eigentlich anstehenden 80 km bis zum nächsten Camping in zwei Teile aufgeteilt und bin nur 32 km geradelt. Nun bin ich zwar 18 km hinter meinem 5-Tages-Mindestwegpunkt (mit nur einer Etappe wäre ich sogar schneller gewesen als ich müsste), aber egal – es war warm und der See lockte.

Reicht bei der Wärme auch. Ich muss gestehen, dass mein oberes Temperaturwohlfühllimit bereits jetzt so bei 24 °C erreicht ist. Vor allem wenn es mittags oder nachmittags den Berg hoch geht.
So hatte ich heute genug Zeit im Sempachersee zu baden. Das ist jetzt der dritte Tag mit Schwimmmöglichkeit gewesen, aber der erste mit angenehmen Wassertemperaturen. Der See ist nicht tief, hat keinen Schmelzwasserzufluss wie die Seen, die mehr in den Bergen liegen, und es war jetzt auch schon einige Tage sehr sonnig.

Vor der Abfahrt konnte ich noch drei netten Damen tatsächlich mit meinem Fahrradwerkzeug bei der Behebung eines Problems mit ihrem Fahrradträger am Auto helfen. Das erste Mal, dass ich diesen Multischraubenschlüssel überhaupt auf Reisen gebraucht habe. 🙂

Die Radwege in Luzern haben mich auch ein bisschen ins Schwitzen gebracht: Vierspurige Straße (zwei in jede Richtung), jeweils mit einem durch gelbe Markierung abgetrennten Radweg an der äußersten Spur. Plötzlich taucht oben ein Schild auf, dass ein weiterer Radweg in der Mitte aufgeht (mit ner Bus- und Taxispur). Da überlegt man sich schon kurz, ob man jetzt die zwei Spuren wirklich kreuzen will um in die Mitte zu kommen. Ist ja auch nicht ganz so einfach als langsamer Radfahrer im schneller fließenden Verkehr zwei Spuren zu wechseln. Zumal, wenn gar nicht so ganz klar ist, ob der Radweg in der Mitte oder der rechts dahin führen wird, wo ich hin will. Ohne meine App wäre ich da aufgeschmissen, die zeigt mir dann, in welche Richtung es weitergeht – dann doch als Linksabbieger in mehreren hundert Metern Entfernung. 😉

Keine weiteren Bilder, es waren echt ereignislose 32 Kilometer. 😉

Langsam werden die Tage abends länger und das ist auch gut so, denn so kann man sein umfangreiches Tagesprogramm gerade so schaffen: Alles abfahrtbereit machen, 62 km fahren, dabei zweimal einkaufen (nachmittags bei 25 °C schnell mal 1,5 Liter kalte Getränke nachgekauft), am nächsten Camping aufbauen, Wäsche waschen, was essen, im See baden, bisschen sonnen, bloggen und Abendessen (folgt jetzt gleich). Und dann ist es auch schon 21 Uhr.

Heute steht alles in den eingebetteten Facebook-Beiträgen. Außer dass ich heute sicher 5 Liter Flüssigkeit getrunken habe, von kühlem Brunnen zum nächsten Brunnen. Oder von Aldi zu Lidl oder zu Coop. 😉
Bin zu platt um hier noch mehr zu schreiben…

So langsam müsste ich zu Hause mal nach dem Rechten sehen – seit zwei bis drei Wochen sind einige Teichgeräte nicht mehr steuerbar, vermutlich dürfte hier zum zweiten Mal die Sicherung rausgeflogen sein (Feuchtigkeit?). Bin mal gespannt, was mich bei dem warmen, sonnigen Wetter dann erwartet. Wahrscheinlich ein Algenteppich…aber muss eh alles nochmals raus und abgesaugt werden, von daher dieses Jahr noch nicht schlimm. Bis nächstes Jahr (geplante fünf Monate Abwesenheit) sollte ich den Fehler dann aber gefunden haben, vor allem, da dann auch die Fische und Pflanzen drin sind.

Und meine Wärmepumpe scheint seit ein paar Tagen pro Tag für ca. 2-3 kWh irgendwelche Aktivitäten zu machen – Warmwasser sollte nur um 13 Uhr einmal pro Tag gemacht werden, der Verbrauch verteilt sich aber auf alle paar Stunden. Heizung macht keinen Sinn, da ich zwischen 26 und 28 °C in der Bude habe und die Heizung auch per Abwesenheitsfunktion abgestellt und zusätzlich auf 16 °C Solltemperatur eingestellt ist (bei gleichzeitiger Deaktivierung der Kühlfunktion). Da bin ich mal gespannt, welches Problem vorliegt…

Bevor es mit dem heutigen eher entspannten Tag losgeht, hier noch ein Video von der Tour gestern:

Fahrradfahren macht offensichtlich nicht jede(n) glücklich: Unterwegs hat mich ein älteres Pärchen überholt, später bin ich an ihnen vorbei gefahren und die Frau hat dem Mann wütende Vorwürfe an den Kopf geworfen – es ging wohl irgendwie um die Tourauswahl oder -durchführung, so viel habe ich im Vorbeifahren mitbekommen. Das war bei Frau P. und mir bisher immer harmonischer, wenn wir zusammen unterwegs waren. 🙂

Ich bin heute vielleicht nicht glücklich, aber ganz zufrieden mit mir. Zwei Tagesetappen in einer zusammengefasst um einen zusätzlichen Badetag zu ermöglichen. Mir ist heute nur aufgefallen, dass ich mich bei so langen Touren zwingen muss, mich besser zu konzentrieren und weiterhin deutlich im Verkehr zu agieren; wenn man schon so viele Tage oder auch lange an einem Tag unterwegs ist, dann ist man manchmal zu müde um nicht ganz so wichtige Handzeichen zu geben oder ähnliches. Da muss man sich zwingen aufmerksam zu bleiben.

Heute passte es dann mal: Seit mindestens drei Jahren war ich nicht mehr bei McDonald’s, aber da heute Sonntag und die Versorgungslage eher schwierig ist und der Radweg direkt an einer Autobahnraststätte vorbei führte, habe ich mir dann mal ein Medium-Sparmenü für fast 16 Euro gegönnt. Da ich seit der gestiegenen Inflation nicht mehr bei dem Laden war, kenne ich jetzt die aktuellen deutschen Preise nicht, aber es scheint auch beim goldenen M auf das Land anzukommen in dem man es besucht. 😉

Auf dem heutigen netten Camping habe ich ein auf Anhieb sympathisches Rentnerpärchen aus dem Kanton Graubünden getroffen (wo ich ja auch vor mehreren Jahren schon mehrere Touren fuhr) und wir haben uns nett unterhalten. Sie zeigten mir ihren VW-Bus und beantworteten mir zwei, drei Fragen, die ich mir schon länger auf dieser Reise bei anderen Bussen gestellt hatte. Dann wäre das nun auch geklärt, an meinem vorletzten Reisetag in der Schweiz. 🙂

Jetzt heißt es wieder die Euromünzen zurück in den Geldbeutel zu packen. Außerdem kommt man plötzlich wieder ständig an Informationen ran und ist nicht morgens und abends auf WLAN am Campingplatz angewiesen. Sehr entspannend. 🙂 Und man kann wieder aus mehreren Kreditkarten auswählen (nicht nur meine Reisekreditkarte bei der Hanseatic Bank, die Fremdwährungen wie CHF ohne zusätzliche Umrechnungsgebühren akzeptiert). Und irgendwie fühlt es sich auch einfach wieder gut an im eigenen Land zu sein – bin im Nachhinein gar nicht so ganz sicher, ob ich für sechs Wochen Ausland eine Auslandskrankenversicherung gebraucht hätte…

Der heutige Camping gefällt mir schon deutlich besser – zwar müsste man für WLAN zahlen, aber das juckt mich nicht (mehr), ich habe jetzt wieder 60 GB monatlich mobile Daten zur Hand. Und ansonsten passt eigentlich gerade ziemlich viel zusammen: Nette Zeltwiese in Wassernähe (auch wenn die sich jetzt gerade beängstigend schnell und eng füllt), schöner langer Strand mit Liegewiese, super Wetter, gute Platzinfrastruktur, Einkaufsmöglichkeit in der Nähe und Restaurant (das nicht alle Sitzmöglichkeiten gekapert hat). Selbst ein Schwimmring ist mir “zugefallen” – da kann man ja nur zum Badeurlaub umschwenken. 😉 Ist nur noch nicht klar, ob ich hier zwei oder drei Übernachtungen nehme. Einziges Manko: Stechmücken. Aber die gibt’s jetzt wohl überall hier…

Bis zur Ankunft auf dem Campingplatz um ca. 13 Uhr war es ein entspannter Tag und die Kilometer und Höhenmeter spulten sich von allein ab. Dann begann der Ärger. Ich bin ein Mensch, der sich selten öffentlich beschwert und eher geduldig ist und die Klappe hält oder eine Floskel antwortet anstatt eine Beschwerde, Reklamation oder Negativmeinung auszusprechen (zum Beispiel im Restaurant). Aber heute war ich echt geladen. So einen schlechten Camping hatte ich schon lange nicht mehr. Da waren selbst die mit deutlich schlechterer Ausstattung meistens besser. Das musste mal gesagt werden und so entstanden auf Google Maps und camping.info zwei schlechte, aber sachlich begründete Bewertungen. Mehr kann man eh nicht machen. Die Rezeption zu stürmen und rumzuschreien ist nicht so mein Ding. 😉
Aber ich hätte es wissen müssen, als mich schon innen drin in der Rezeption eine Bremse stach. *grrrr*

Hier noch ein Beitrag von gestern, von einem der Pausentage direkt am Bodensee auf einem super Campingplatz (Hegne), sehr empfehlenswert:

Beinahe hätte mich der obligatorische Beinkrampf heute doch noch erwischt. Das ging heute schon ziemlich an die Substanz. War laut Tachoaufzeichnung nur eine Tour-Etappe, die zwei Höhenmeter mehr hatte. Knapp 1.200 Höhenmeter mit 60 kg Last ist halt schon anstrengend, nicht nur in der Schweiz. Auch auf der Strecke noch bis nach Weinstadt zurück. Und es war halt sehr warm. Bis jetzt habe ich ca. sechs Liter heute getrunken. Und da wird wohl noch was dazukommen… 🙂

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass mir Tuttlingen bisher am fahrradunfreundlichsten vorkam seit ich wieder auf deutschem Boden bin? Überall hohe Bordsteine, wenn man sich mal vertan hat gibt es keinen Wechsel mehr zwischen Straße und Gehweg. Und wenn der Radweg durch ne Straße unterbrochen wird, auch ständig viel zu wenig abgeflachte Bordsteine.
Solche Sachen fallen einem unterwegs plötzlich wieder ein. Oder dass ich noch in der Schweiz ein kleines Feld gesehen habe, da liefen ungelogen mind. 30 Störche herum auf Nahrungssuche. Das war sehr beeindruckend, aber leider schlecht zu fotografieren.

Gerade versuche ich einige Termine für die kommende Woche nach meiner Ankunft am Dienstag zu sortieren, aber es klappt nicht so ganz (Schulfreunde treffen, Anhänger beim Hersteller warten lassen, bei meinem Bruder grillen). Irgendwann hat immer irgendjemand keine Zeit. 🙁

So, heute habe ich die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart erreicht. Jetzt sind es nur noch 18 km bis zu meiner Mutter und meinem Auto. Einen Teil fährt sie morgen mit mir und wir gehen mittags noch essen unterwegs. Da wird sie in den Weinbergen mit ihrem E-Bike etwas Geduld aufbringen müssen bis ich mit meinen 60 kg Gepäck nachkomme. 🙂

Bei den zwei großen Anstiegen im Wald hauptsächlich hat mich heute Insektenzeug tierisch genervt. Es waren keine normalen Fliegen, die einen sonst gerne verrückt machen, sondern so ne Art Fruchtfliegen, nur größer. Und die bewegten sich ständig in schnellen Auf- und Abwärtsbewegungen 4-5 cm vor dem Gesicht zwischen Mund und Augen. Bei den größeren Steigungen habe ich keuchend ein paar von denen weggeatmet – das dürfte denen und mir nicht gefallen haben. 😉

Nach 1.929 km und 17.977 Höhenmetern in sechs Wochen habe ich am Dienstag die diesjährige Radtour erfolgreich beendet. Insgesamt kann ich sagen, dass ich mit dem Wetter mehr als Glück hatte – habe meine Regenjacke nicht einmal benutzt, obwohl es die ersten drei Wochen oft und teilweise auch heftig geregnet hatte. Hatte dank guter Tagesplanung, Regenradar und teilweise kurzen Etappen meistens das Glück schon am Campingplatz zu sein, bevor es richtig los ging. Für Stechmücken war es die ersten 3-4 Wochen auch noch zu früh und zu kühl, danach ging es aber spätestens am Bodensee so richtig damit los, dass ich mich abends teilweise wieder gezwungen sah mich ins Zelt zu verkriechen (was dann teilweise problematisch war, weil es noch zu heiß war).

Ich habe einige nette Leute getroffen und viele Unterhaltungen gehabt. Viel Interesse fiel auf den Anhänger, gerade in der Schweiz natürlich bei all den Hügeln und Bergen. Zu Beginn hatte ich schon etwas Bammel, ob das hinkommt oder ob ich mich nicht völlig überfordere, aber dank eher kürzerer Etappen war die Herausforderung und Erschöpfung am Ende der Tage auch nicht größer als bei früheren Touren mit 20-25 kg weniger Last aber dafür deutlich längeren Etappen. Die richtige Planung und genug Zeit ist eben alles. 😉 Und diesmal habe ich ja (hauptsächlich aufgrund Mangels an Vorbereitungszeit) mit etwas mehr Flexibilität geplant und durchgeführt – ich denke, ich werde das in dieser Art auch zukünftig tun.

Das Material hat gut durchgehalten, obwohl ich zur Abwechslung doch mal trotz “unplattbaren” Reifen einen Platten (glücklicherweise) am Vorderrad hatte. Das hat mich aber nicht weiter zurückgeworfen, konnte selbst behoben werden.
Sportlich betrachtet bin ich jetzt wieder fit wie ein Turnschuh und habe in den sechs Wochen auch bisschen mehr als 11 kg Gewicht verloren.
Und das Controlling meldet 1.743 € Kosten insgesamt, 894 € für Übernachtungen und 849 € für Lebensmittel.

Obwohl mein Anhänger bis auf die knarrende Deichsel nach über 8.000 km noch sehr gut in Schuss ist, habe ich ihn bei aidoo in Seelbach gelassen, da sie mir sehr freundlich und entgegenkommend angeboten haben ein paar inzwischen verbesserte Teile auszuwechseln. Im Hinblick auf die lange Tour kommendes Jahr freut mich das natürlich und habe dankend angenommen. Jetzt hole ich den Anhänger erst an Weihnachten wieder ab, da sich die Teiletauschaktion so deutlich einfacher für den Hersteller durchführen lässt.

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